Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
wieder, als bereitete es ihm Schwierigkeiten, das den Seelen der Barbaren entrissene Wissen zu ordnen. Schließlich fuhr er murmelnd fort: „Auf dem Rücken von Riesenschneeratten reisen sie zu einem schwarzen Felsen, um ihre Waffen von einer Gottheit weihen zu lassen. Primitiver Aberglaube, der mit der Kunst wahrer Magie nichts gemein hat.“
    „Ein schwarzer Felsen?“, fragte Katagi. „Ich habe nicht gewusst, dass es hier, in diesem Land, ein kosmisches Tor gibt!“
    „Es ist nicht gesagt, dass es sich tatsächlich um ein Tor handelt“, gab der Magier zu bedenken. „In den Gedanken der Barbaren war davon nichts zu erkennen. Für sie ist es nur das Heiligtum einer Gottheit.“
    Katagi ballte so heftig die rechte Hand zur Faust, dass die Knöchel weiß hervortraten. „Es würde aber einen Sinn ergeben!“, meinte er. „Prinz Rajin ist an einen Ort geflohen, wo er eine Möglichkeit der Flucht sieht – zu einem kosmischen Tor! Liisho wird ihn dorthin geführt haben, dieser schlaue Fuchs. Du weißt am besten, dass der alte Mann die Macht dazu hätte.“
    Ubranos neigte das Haupt tiefer als sonst. „Es ist gut möglich, dass Ihr mit dieser Vermutung richtig liegt, Majestät …“
     
     
    Ubranos schritt durch den Ort des Gemetzels, um zu den Pferchen zu gelangen. Er folgte winzigsten Spuren einer Präsenz, die sich längst aufgelöst hatte. Prinz Rajin war hier gewesen, das stand fest. Vielleicht ließen sich auch noch schwache geistige Hinterlassenschaften seiner Gegenwart erspüren, denn Ubranos beherrschte seine magischen Sinne meisterhaft.
    Tatsächlich entdeckte der Magier am Pferch eine winzige Spur. Seine Nasenflügel bebten, und seine Augen leuchteten so grell, dass nicht nur die Kaiserlichen Krieger, sondern auch die in der Luft kreisenden Kriegsdrachen es vermieden, in seine Richtung zu blicken.
    Die Riesenschneeratten hatten die Pferche während des Kampfes verlassen. Viele waren vom Drachenfeuer getötet worden. Die anderen irrten in der Umgebung umher.
    „Na, habt Ihr etwas herausgefunden?“, erkundigte sich Tarejo. Der Lord Drachenmeister war dem Magier wie ein Schatten gefolgt, während der Kaiser es vorzog, in der Nähe seiner Gondel zu bleiben.
    „Es ist nur schwach …“, murmelte der Magier. „Stellt Euch vor, eine der Hofdamen im Kaiserlichen Palast würde ein Flakon mit Duftstoffen von ihrer Drachengondel aus in die Bucht von Drakor vergießen, sodass sich die Substanz mit dem Ozean vermischt - und Ihr hättet dann die Aufgabe, diesen Duft aus dem Geruch von Salz, Tang, Fisch und Möwenkot herauszuriechen.“
    „Ich beneide Euch nicht um Eure Aufgabe, Meister Ubranos.“ Am Tonfall war nicht zu erkennen, ob Tarejo dies ehrlich meinte oder spöttisch.
    Ubranos ging nicht darauf ein, sondern blickte sich um. Er unterstützte seine Zaubersinne, indem er eine magische Formel vor sich hin murmelte. Dabei benutzte er eine der alten Sprachen von Magus, die den Legenden nach nur während des Zweiten Äons in Gebrauch gewesen waren, als die Magier den Drachen die Herrschaft über die Welt streitig gemacht hatten. Ubranos’ Augen glühten weiterhin, während er vor sich hin sprach. Schließlich verstummte er, schaute sich noch einmal um und sagte dann auf Drachenisch: „Es sind so viele Spuren hier, dass die Nuance, die ich suche, nicht eindeutig zu bestimmen ist. Dennoch gehe ich davon aus, dass wir Rajin im Landesinneren suchen müssen. Und außerdem ist da noch etwas anderes, das alles überdeckt: Wut … Zorn … der Durst nach Rache … namenloser Schmerz … ruhelose Seelen … Ah, ich hasse es, meine magischen Sinne auf Schlachtfeldern zu ruinieren!“ Ubranos wandte ruckartig den Kopf und sah Tarejo an. „Da ist etwas Böses. Eine Aura, die uns wie ein Fluch verfolgen wird, wenn wir noch länger bleiben.“
    Tarejo lachte heiser. Mit dem Stiefel stieß er einen der gefallenen Barbaren an und drehte ihn herum, sodass der Leichnam auf dem Rücken lag. „Der Fluch der gemeinen Tat? Der Schatten von Totenseelen, die einem des Nachts auf die Brust kriechen und einem den Atem rauben? Das ist Aberglaube, für den du als Ketzer verdammt werden kannst.“
    „Aberglaube?“ Die Stimme Ubranos’ wurde sehr ernst. „Ich glaube an gar nichts, außer an die Kraft der Magie und an das, was ich selbst wahrnehme, werter Lord Drachenmeister. Und davor sollten wir alle uns fürchten. Also lasst uns aufbrechen!“
    „Von meiner Klinge habe ich das Blut so vieler abgewischt – ob nun

Weitere Kostenlose Bücher