Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung
ausgerechnet er mit diesem Menschenmann verbunden werden sollte. Ob es nun Zufall war, dass er mit der Flugmaschine zusammengestoßen war und dabei eine seiner Federn eingebüßt hatte oder nicht, die Zeiten hatten sich geändert. Die Drachen wurden bereits ebenso lange nicht mehr benötigt, wie die Drachenritter.
„Weil wir Drachen uns seit Jahrhunderten nicht mehr den Menschen offenbarten. Mit deinen Exkursionen in die Menschenwelt hast du diese zur Tradition gewordene Tatsache gebrochen.“
„Es gibt nicht mehr genug Aufzeichnungen über diese Drachenritter“, bemerkte Fäiram. „Ich würde gerne wissen, warum diese Verbindung vollzogen wurde. Welchen Zweck sie besaß, wie es sich auf Drache und Ritter auswirkte.“
Einige Fragen davon hatte Fäiram bereits bei seinen Recherchen beantworten können. Er gab seinem Vater gegenüber jedoch nicht zu, dass er sich bereits ausführlich informiert hatte und nun genau wusste, wie es um Drachenritter und Drache stand. Die Gefahr, dass ihm der König deswegen die Bitte abschlug, war zu groß. Daher gab er sich in dieser Beziehung unwissend. Eine List, die ihm bereits als Jüngling große Dienste geleistet hatte.
„Ich würde gerne mehr wissen. Und wenn es kein Zufall war, warum wählte die Feder uns beide aus.“ Und warum er stets in Erregung geriet, wenn ihn diese Visionen befielen, fügte er im Stillen hinzu. Warum er sich nichts sehnlicher wünschte, als endlich diesen Menschenmann kennenzulernen. Seit dem Zeitpunkt, als er dessen Gesicht das erste Mal gesehen hatte, in dem kleinen Ausschnitt den der Mensch mit seiner Hand geschaffen hatte, bevor er unversehens aus dem Bild gekippt war und ihn eine Schmerzwelle überrollt hatte. Sein Gesicht hatte sich so sehr in sein Gedächtnis eingeprägt, dass er sogar von ihm träumte.
Der König setzte sich zurück auf seinen Stuhl. „Wenn dir unsere Bibliothek diese Informationen nicht bieten kann, gibt es nicht mehr darüber zu berichten.“
„Bitte, Vater, lasst mich in die Menschenwelt fliegen, um diesen Menschenmann zu finden. Die Visionen werden stärker, und wenn ich den Aufzeichnungen Glauben schenken darf, werden sie sich so sehr intensivieren, dass wir ständig in Verbindung stehen. Es ist für Häälröm zu gefährlich.“ Notfalls hole ich ihn zu mir nach Häälröm , entschied Fäiram in Gedanken und blickte seinen Vater flehend an.
Es dauerte eine Weile, ehe sich sein Vater einverstanden erklärte und erhaben nickte. „Es ist dir erlaubt. Du wirst die Menschenwelt jedoch nicht allein betreten.“
„Marschall Tuniäir und seine Falken werden mich begleiten“, gab Fäiram schnell von sich, bevor sein Vater auf einen anderen Vorschlag kam. „Ich danke Euch, Vater.“ Er stand auf und verbeugte leicht sein Haupt, ehe er sich umwandte.
„Fäiram!“, holte der König seinen Sohn zurück, als dieser bereits Richtung Türe steuerte und das Arbeitszimmer verlassen wollte. „Hast du auch über diese andere Sache nachgedacht? Häälröms Drachen benötigen einen Nachfolger.“
Der Prinz biss sich auf die Lippen und atmete tief durch, ehe er sich wieder umdrehte, um seinem Vater freundlich zu begegnen. Dieses Thema widerte ihn an. Er wollte keine Gemahlin. Er wollte Tuniäir. Seine wundervollen Hände, seine weichen, sinnlichen Lippen, seinen begnadeten Körper.
„Vater“, sagte er ruhig. „Solange ich mit diesem … Problem… behaftet bin.“ Er machte absichtlich eine Pause und legte genug Widerwillen in dieses Wort, um glaubhaft zu wirken, „ist es unverantwortlich, dass ich mich einer Gemahlin zuwende. Was wäre, wenn mich gerade in jenem Augenblick eine Vision befallen würde, wenn …“
Er sprach nicht weiter. Es hatte seine Wirkung erreicht. Sein Vater nickt heftig und winkte ab. Er wollte nichts weiter hören. Innerlich grinsend, verbeugte Fäiram abermals sein Haupt und verließ nun endgültig den Raum.
In seinem Zimmer angekommen, fiel er sogleich Tuniäir um den Hals. „Machen wir einen Ausflug zu den Menschen, Falke“, rief er freudig, schlüpfte in den schweren schwarzen Mantel, den er gerne trug, wenn er als Drache unterwegs war, weil er die Schuppen verstärkte und ihn nahezu unverwundbar machte.
„Meine Falken glauben ihn gefunden zu haben“, berichtete Tuniäir und half dem Prinzen beim Ankleiden.
Fäiram schnaufte erleichtert. „Lange genug hat es auch gedauert. Ich brenne darauf, ihn kennenzulernen.“ In Wirklichkeit brannte er lichterloh. In den letzten Tagen
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