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Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung

Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung

Titel: Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashan Delon
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einem Freitagabend noch Überstunden schob und sich allein in diesem bereits ziemlich finster gewordenen, großen Bürogebäude aufhielt – nicht, dass ihn dieser Gedanke irgendwie beängstigte. Er beruhigte ihn sogar etwas.
    Er war jedoch nicht allein gewesen.
    Melli lächelte ihn liebreizend an, was ihm einen ganzen Wälzer an Erklärungen lieferte. Er nickte ihr jedoch nur nüchtern zu, drückte auf die Taste für die Tiefgarage und drehte sich demonstrativ zur Wand, um sich intensiv der Programmierung seines Handys zu widmen.
    Als er hinter sich ein Seufzen hörte, musste er sich ein Grinsen verkneifen.
    „Schade“, gab sie leise von sich. „Dass es nur eine einmalige Chance war.“
    Jonas amüsierte sich köstlich bei dem Gedanken, dass sie all die Stunden einzig auf diese Gelegenheit, ihn allein abzupassen, gewartet hatte und das vollkommen umsonst. Er weigerte sich jedoch, auf diese Feststellung zu antworten und noch tiefer in der Wunde zu bohren.
    „Ich verstehe schon“, plauderte sie gedankenverloren weiter, als würde sie mit sich selbst sprechen. „Du vögelst normalerweise keine Kollegen.“
    „Nein, Mädchen“, rutschte ihm raus, ehe er es verhindern konnte, und biss sich sogleich auf die Lippen. Was zum Henker hatte er da gerade gesagt? Er drehte den Kopf verstohlen zur Seite und entdeckte, dass Melli die Kinnlade heruntergefallen war und sie seinen Rücken fassungslos anstarrte.
    „Du bist … schwul?“ Sie keuchte beinahe geschockt, schluckte hart und leckte sich mit der Zungenspitze über die Lippen. „Also das …“ Sie schnaufte hörbar aus. „Das ist echt der Hammer. Trifft man endlich einen Mann, der vögeln kann wie ein Gott, dann ist er schwul. Welch eine Verschwendung.“
    Obwohl er sich gerade ein unerwartetes Outing geliefert hatte, schmeichelte ihn Mellis Kompliment. Er wusste nicht warum. Der Gedanke, sich mit einem Mann einzulassen, vor allem mit dem aus seinen Träumen oder dem aus dem Badezimmerspiegel beruhigte ihn jedoch irgendwie und erfüllte ihn mit Genugtuung.
    Seine Gedanken schweiften abrupt zu dem Stadtplan von München ab, den er sich heute morgen besorgt hatte und der schwer und pochend in seiner Jackentasche lag. Als er sich in einer Vision vor einer handgefertigten Landkarte mit akribisch festgehaltenen Städten, Landstrichen, Tälern, Flüssen in Form von kleinen Quadraten, eckigen Gebilden, Stichen, Linien, Kurven und in einem rechteckigen Doppelkringel sogar die Allianz-Arena der Bayern zu erkennen glaubte, wusste er, dass der Elbenkerl aus dem Badezimmerspiegel versuchte, ihn zu finden. Daher hatte er sich heute Morgen einen Stadtplan gekauft und die Stellen markiert, an denen er für gewöhnlich anzutreffen war.
    Die Karte war den ganzen Tag neben ihm auf dem Schreibtisch gelegen, damit er einen raschen Blick darauf werfen konnte, wenn ihn eine Vision überkam, sie blieb jedoch aus. Er hoffte, dass sich – wenn sich ihre Wege wirklich einmal kreuzen sollten – diese Hände, die er in seinen Erscheinungen stets an sich gespürt hatte, wahr werden würden.
    „Du bist nicht zufällig auch ein klein wenig Bi?“, fragte sie hoffnungsvoll.
    Jonas schüttelte den Kopf, eher aus Verwirrung, weil ihn Mellis Worte unsanft aus seinen sehnsüchtigen Gedanken herausgerissen hatten. „Entschuldige, Melli. Ich hatte zu viel getrunken und mich nicht mehr unter Kontrolle.“
    Ihr Lächeln wurde erwartungsfroher. „Ich freue mich schon auf die nächste Party“, sagte sie mit einem breiten Grinsen und zwinkerte ihm zu.
    Der Aufzug hielt im Erdgeschoss an und Melli schickte sich an, ihn zu verlassen.
    „Melli!“, rief er sie freundlich zurück und hielt die Aufzugtüren auf, damit sie ihm nicht das Wort abschnitten. Sie wandte sich noch einmal zu ihm um. Er machte eine Geste, die aussah, als wollte er vor seinem Mund einen Reißverschluss zuziehen.
    Sie grinste und nickte. Er wusste dennoch, dass bereits schon am Montag alle Kollegen über seine wahre Gesinnung informiert sein würden. Merkwürdigerweise beunruhigte ihn dieser Gedanke nicht. Er fühlte sich sogar irgendwie befreit.
    Seufzend gab er die Aufzugtüren frei und ließ sich in den Keller transportieren, wo sein Wagen stand.
    Als er schließlich in seinem Auto saß, den Schlüssel in das Schloss steckte, um den Motor anzulassen, brach es plötzlich über ihn herein.
    Keine weitere Fata Morgana aus fremden Welten, sondern ein ganz merkwürdiges Gefühl, als hätte er eben einen absolut tödlichen Fehler

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