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Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung

Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung

Titel: Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashan Delon
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weitere Besucher in der Arena.
    Eben als die Bayern während der zweiten Halbzeit ein Tor kassierten und ein missbilligendes Buhen und Wehklagen durch die Sitzreihen raste und die Arena erbeben ließ, bemerkte Jonas, wie sich sein Sichtfeld merkwürdig veränderte und prickelnde Lust über seinen Körper schwappte. Verbissen kämpfte er gegen die Halluzination an. Er wollte sich hier amüsieren und nicht mit einer brennenden Latte herum sitzen und darauf warten, dass sie irgendwann abklang. Abermals fand er sich in dem großen Himmelbett mit den weißen Tüchern wieder. Jedoch saß er diesmal aufrecht darin. Er konnte seine Knie sehen, die er nahe an den Körper herangezogen hatte. Vor ihm auf dem Boden, vor dem Fußende des Bettes, stand ein riesiger Ankleidespiegel, in welchem sich die Gestalt widerspiegelte, die er bereits einmal in seinem Badezimmerspiegel gesehen hatte.
    Genau dieselbe langhaarige Gestalt, ein elbengleicher Kerl, mit den dunkelsten Augen, die er je gesehen hatte, einer schlanken Statur, die er aufgrund seiner zusammengezogenen Haltung nicht richtig erkennen konnte, langen, schlanken, beinahe zierlichen Händen, inmitten eines ausladenden Bettes, das offenbar mit schwarzer, schimmernder Seide überzogen war. Über den Spiegel betrachtet, entdeckte er hinter dem Kerl, zwischen den Vorhängen an der Wand über der Kopfseite des Bettes, das Gemälde eines schwarzen Drachen, mit ausgebreiteten Schwingen. In dessen Nacken stand eine Art Kragen ab, den Jonas nicht näher betrachten konnte, da seine Aufmerksamkeit einer Bewegung zuflog.
    Der Kerl schien bemerkt zu haben, dass Jonas zusah, ließ seine Beine rasch zur Seite sinken und schlang sie zu einem Schneidersitz ineinander. Rasch beugte er sich vor und öffnete die Lippen. Was er sagte, entzog sich allerdings Jonas' Erkenntnis, denn das Bild sackte in sich zusammen und er fand sich keuchend und stöhnend auf dem mit Müll übersäten Boden der Sitzreihen wieder. Unter ihm eine dunkle Pfütze, die einmal sein Getränk gewesen war und das nun allmählich in den glatten Betonboden sickerte. Wage erinnerte er sich daran, dass er am Anfang seiner Halluzination den Pappbecher aus der Hand verloren hatte und geradewegs in den schwarzen, schimmernden Strom aus Cola blickte, wo sich ihm unvermittelt statt seines das Antlitz des Elben entgegen gespiegelt hatte.
    „Joni?“, rief sein Bruder aufgebracht. „Joni, was ist mit dir?“
    Jonas stöhnte und beugte sich vornüber, damit sein Bruder nicht die wenig jugendfreie Stelle in seinem Schoß bemerkte. „Alles in Ordnung“, brachte er mühsam hervor und kämpfte sich in die Gerade und auf seinen Sitz zurück.
    „He, alles in Ordnung mit dir, Mann?“, fragte ihn auch der andere Sitznachbar.
    „Ist alles in Ordnung“, versicherte er dem Mann. „War nur 'ne anstrengende Nacht. Man sollte auf keine Party gehen, vor so einem Spiel.“
    Der Mund des Mannes zuckte kurz zu einem wissenden Grinsen, bevor er sich wieder dem Spiel widmete.
    „Joni?“, hörte er seinen Bruder besorgt rufen. „Geht es dir gut? Du bist auf einmal zusammengeklappt.“
    Jonas war dankbar dafür, dass er sich von Sebastian hatte überreden lassen, sich im Souvenir-Shop eine Bayern-Fahne zu kaufen, die er nun über seinen Schoß legen konnte. „Scheiße“, presste er zwischen die zusammengebissenen Zähne und keuchte verhalten.
    „Tut dir was weh?“ Sebastian beugte sich zu ihm herunter und blickte ihm voller Sorge ins Gesicht.
    Jonas hob die Hand. „Alles in Ordnung. Mach dir keine Gedanken.“
    „Sollen wir gehen?“ Die Menge kreischte plötzlich auf. Offenbar spielten die Bayern eben auf das gegnerische Tor zu und Sebastian kämpfte arg mit sich, um sich nicht von dem Geschehen dazu verleiten zu lassen, sich von dem Anblick seines Bruders ab und dem Spiel zu zuwenden.
    Jonas schüttelte den Kopf und kämpfte verbissen gegen die pochende Lust in seinem Schritt. Er liebäugelte damit, sich unter der Bayern-Fahne rasch einen runterzuholen, auch auf die Gefahr hin aus dem Stadion geworfen und lebenslanges Verbot auferlegt zu bekommen, wenn man ihn dabei erwischte. Krampfhaft konzentrierte er sich auf die schnelle Nummer mit Melli in der Abstellkammer und schaffte es relativ bald, dass sich seine Erregung beruhigte.
    Eines hatte Jonas bei diesem letzten Anfall begriffen. Das waren keine Halluzinationen, keine Hirngespinste seines überforderten Gehirns, sondern Visionen und jemand versuchte, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Es war

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