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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Pfund wert sein.«
    Laurence sah zu Temeraire hinüber, der so erschöpft war, dass sein Kopf auf einer Seite herabhing, und er war nicht einmal so lange stehen geblieben, dass man sein Maul vom roten Sand der Reise hätte befreien können. »Wenn uns doch nur irgendetwas einfallen würde, um den Drachen einzuholen.«
    Da ihnen das Objekt ihrer Verfolgung ohnehin entkommen war, warteten sie am nächsten Tag, bis Caesar zu ihnen aufgeschlossen hatte. Auch er war erschöpft und ausgesprochen schlecht gelaunt. »Also wirklich«, sagte er, »da schießt ihr wie die Verrückten los und holt das Ei trotzdem nicht zurück. Und in der Zwischenzeit muss ich mich den ganzen Tag mit diesem Klops abmühen, der sich auf meinem Rücken festklammert . Und obendrein hat er noch alles aufgefressen.«
    Kulingile ignorierte ihn, denn er war viel zu beschäftigt damit, das nächste Känguru mit Haut und Haaren zu verschlingen. Caesars Klagen entbehrten nicht einer gewissen Grundlage. Sogar in der kurzen Spanne, in der sie getrennt gewesen waren, war Kulingile wieder sichtbar gewachsen und stellte ohne jeden Zweifel eine immer schwerer werdende Bürde dar. Caesar selbst mochte zwar inzwischen gut acht Tonnen wiegen, aber Kulingile sah so aus, als würde er es am Ende des Tages auch schon auf eine Tonne Gewicht bringen.
    »Auf keinen Fall werde ich zulassen, dass Caesar ihn weiterhin tragen muss«, verkündete Rankin. »Wir werden nicht seine Entwicklung aufs Spiel setzen, nur weil er ein verwöhntes Tier herumschleppen muss.«
    »Ich habe ihm ja gesagt, dass es mir leidtut«, fiepte Kulingile, »doch ich kann nichts dagegen tun, dass ich immer so hungrig bin. Ich denke aber, dass ich heute vielleicht fliegen könnte, und dann muss sich keiner mehr mit mir belasten.«
    »Warum solltest du heute fliegen können, wenn du gestern nicht hast fliegen können und am Tag davor auch nicht?«, fragte Iskierka irritiert. »Es bringt also nichts, so etwas zu sagen . Ich werde dich ab jetzt mitnehmen, denn ich bin nicht so ein Jammerlappen.«
    Etwas bedrückt sah sich Kulingile Iskierkas dampfenden Stachelrücken an, und es entpuppte sich als eine Art kompliziertes Puzzlespiel, ihn an Bord unterzubringen. Denn schließlich waren auch seine eigenen Dornen keineswegs zu vernachlässigen und begannen schon, sich zu kräftigem Horn zu verhärten. Als er sich in Position ruckelte, klackten seine Spitzen lautstark gegen die von Iskierka. »Das muss so reichen«, bestimmte Iskierka, »jetzt befestigt ihn mit Gurten. Und du solltest dich besser nicht beklagen.«
     
    Dorset kletterte nach seiner abschließenden Untersuchung aus Temeraires Hals. »Der Schaden ist beträchtlich. Überall sind Blutgefäße
gerissen, und die Blasen, die schon halb abgeheilt waren, sind nun wieder aufgeplatzt. Das war wirklich nicht angebracht!«
    Laurence nickte nur kurz; es lohnte sich nicht, über das zu lamentieren, was nun mal geschehen war. »Was raten Sie?«
    »Ruhe«, antwortete Dorset. »Ruhe und weiche Nahrung, am besten fettes Pökelfleisch. Aber unter den gegebenen Umständen muss ich darauf drängen, dass er seine Kehle in keiner Weise mehr anstrengt. Ich will mir nicht ausmalen, was geschehen würde, wenn er noch einmal brüllt, ehe alles richtig abgeheilt ist. Um den Genesungsprozess zu unterstützen, sollte er überhaupt nicht mehr sprechen.«
     
    Temeraire gefiel es ganz und gar nicht, dass er nicht sprechen durfte. Es war sehr anstrengend, sich ständig irgendetwas zu denken und es dann niemandem mitteilen zu können. Und sobald er sich herumdrehte, um während des Fluges etwas zu sagen, hob Dorset den Kopf und starrte ihn durch seine von rotem Staub überzogenen, runden Brillengläser finster an, ganz wie ein Luchs. Zwar wusste Temeraire nicht genau, was ein Luchs war, aber er hatte den Eindruck, dass es eine vorwurfsvolle Kreatur mit einem schmalen Gesicht sein musste, die mürrisch und unangenehm war – und alles, was Temeraire hatte berichten wollen, erstarb ihm auf den Lippen.
    Sein Hals tat ihm beim Sprechen nicht so weh, dass er den Eindruck gehabt hätte, durch sein Schweigen wäre irgendetwas gewonnen, auch wenn er sich natürlich wünschte, dass sich der Zustand seiner Kehle verbesserte. Abgesehen vom Getreideschleim und von den endlosen Suppen, die nun seinen Speiseplan bestimmten, fand er es sehr bedrückend, nicht mehr in der Lage zu sein zu brüllen. Natürlich war es nicht ganz so schlimm, wie wenn man nicht zu fliegen vermochte, weshalb er

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