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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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wieder seiner eigenen Portion zu, und Iskierka murrte noch einmal leise vor sich hin, tat dann aber das Gleiche. Temeraire war hungrig genug, um den Schmerz in seiner Kehle zu ignorieren. Er aß das Känguru unzerlegt, nur ein wenig angebraten, und zerbiss die Knochen, um an das Mark zu gelangen. Laurence tat es sehr leid zu sehen, dass Temeraire nichts anderes übrig blieb, als jedes Mal zusammenzuzucken, wenn er schluckte.
    »Es ist weg«, rief plötzlich jemand, und Laurence bemerkte, dass die Känguru-Gabe lautlos verschwunden war, während sie alle mit ihrer eigenen Mahlzeit beschäftigt gewesen waren. Dies war nur ein erschreckender Beweis mehr, wie schnell und verstohlen ihre Feinde agierten und wie allgegenwärtig sie waren. Sie wurden jedoch auf diesem Zwischenstopp von niemandem mehr belästigt, auch wenn keiner sein Glück aufs Spiel setzen wollte. Kein Mann wagte sich in die Nähe der Büsche, und sie nahmen Wachen mit, wenn sie etwas trinken wollten.
    Am Abend wiederholten sie das Experiment, als sie erneut eine Pause einlegten, dieses Mal an einer frischen Quelle, umgeben von hartem, steinigem Boden. Laurence war der Meinung, dass sie hier gefahrlos ihr Lager aufschlagen könnten. Ob es am Untergrund lag oder daran, dass ihr Bestechungsversuch Erfolg hatte – in dieser Nacht hatten sie unter keinerlei Angriffen zu leiden. Temeraire jedoch traute dem Frieden nicht, und da er um sein Abendessen fürchtete, verspeiste er seine Portion lieber sofort, dieses Mal wieder nur ein wenig angebraten.
    Tharkay schätzte ihre Chancen, weitere Spuren des Schmugglerpfades zu finden, nicht besonders hoch ein und ermutigte Temeraire und Iskierka nicht mehr besonders bei ihrer fieberhaften Suche nach Überbleibseln. Wäre es nach ihnen gegangen, hätten sie ihre Suche allerdings noch verstärkt.
    »Wenn sie nicht zu einem zentralen Ort in der Richtung unterwegs sind, in die wir geschickt worden sind – wie vage diese Angaben auch sein mögen –, dann haben wir keine Chance, sie zu finden«, sagte Tharkay. »Einige Scherben, die schon fünf Jahre alt sind, und halb verschüttete Spuren sind es nicht wert, dass man ihnen hinterherjagt. Wir sollten einfach hoffen, dass uns das Schicksal irgendwann gewogener ist, und uns ansonsten auf das verlassen, was irgendeinen Erfolg verspricht.«
    So flogen die Drachen weiter und beobachteten die Landschaft etwas
weniger gründlich, wodurch sie nun schneller vorankamen. Die Meilen der roten Landschaft flogen unter Temeraires kräftigen Flügelschlägen rasch dahin, die ewig gleichen Dünen hoben und senkten sich und verschwanden hinter dem Schwarz der emporschwingenden Flügel, nur um erneut zutage zu treten und dann wieder hinter ihnen zurückzufallen wie auslaufende Wellen. Es schien, als ziehe sich die Wüste endlos dahin. Wohin auch immer sie schauten, die Welt lag flach und öde vor dem dunstig blauen, gewölbten Horizont. Manchmal erhoben sich größere Hügel aus den niedrigen Dünen; weiße Salzpfannen erstreckten sich unter ihnen, und sie entdeckten hin und wieder einen plätschernden Bach oder eine mit Wasser gefüllte Senke. Alles ließen sie hinter sich, wo es sich bis zum Horizont ausdehnte und schließlich ihren Blicken entschwand.
     
    Zuerst hatten sie die Umrisse, die plötzlich auftauchten, fälschlicherweise für Wolken gehalten. Doch sie blieben an Ort und Stelle, und beim Näherkommen wuchsen sie immer mehr, bis der backsteinrote Felsen von den Strahlen der untergehenden Sonne getroffen wurde und sich gleißend vor dem Himmel abzeichnete. Das Gestein erhob sich aus dem ansonsten platten Felsplateau. Es waren riesige und unheimliche Bergkuppeln, die einsam zusammengedrängt dastanden, die Oberflächen zerklüftet und streifig grau, und ein dünner Teppich von grünlichem Moos bedeckte einige der Spitzen. Temeraire wurde langsamer, während sie weiter heranflogen. Laurence wusste nicht, was er von einem so sonderbaren Massiv in dieser Einsamkeit halten sollte.
    Nicht einmal aus der Luft war es möglich, das vor ihnen liegende Felsgestein vollständig zu überblicken. Aus verschiedenen Sichtwinkeln bot es ein völlig anderes Bild, selbst als diese intensiv leuchtende Farbe verblasste und das Zwielicht mit seinem violetten Schein es nicht mehr so übermächtig erscheinen und schließlich mit dem Himmel verschwimmen ließ. Auch wenn das Gestein einen gewissen
Schutz vor den Bunyips versprochen hätte, landeten sie nicht auf den Felsen. Aus Gewohnheit und in ihrer

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