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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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sich eigentlich gar nicht beklagen durfte, solange Kulingile in der Nähe war, der weder das eine noch das andere konnte. Doch instinktiv hatte Temeraire das Gefühl, dass das
Brüllen von besonderer Bedeutung für seine eigene Existenz als Drache war, auch abgesehen vom Göttlichen Wind, der ihn natürlich als Himmelsdrachen auszeichnete.
    Unglücklich fragte er sich, ob das vielleicht eine Art Strafe war, obwohl er keine richtige Vorstellung davon hatte, woher sie kommen sollte. Die Männer sprachen recht oft von einer rachsüchtigen Gottheit, aber Laurence hatte ganz entschieden die Vorstellung von einem Gott zurückgewiesen, der zu Lebzeiten Belohnungen oder Strafen austeilte. Allerdings verstand Temeraire nicht, warum man über Menschen erst nach ihrem Tod zu Gericht sitzen sollte, wenn es ihnen herzlich egal sein konnte, ob ihnen die Konsequenzen für ihr Tun behagten oder nicht.
    Temeraire erschien es auf eine entsetzliche Weise nur fair, dass er, der dafür verantwortlich gewesen war, dass Laurence seinen Titel und sein Vermögen verloren hatte, nun selbst seinen Göttlichen Wind einbüßen sollte. Das machte ihm Angst, und er gewöhnte es sich an, abends Roland leise zu bitten, ihm seine Krallenscheiden zu bringen, sodass er ihren Zustand überprüfen und zusehen konnte, wie Roland sie für ihn polierte. Auch schaute er mehrere Male am Tag während des Fluges auf seine Brustplatte.
    Das Einzige, was die unschöne Einschränkung, nicht sprechen zu können, für ihn erleichterte, war die Tatsache, dass es gar nicht viel gab, worüber man sich hätte austauschen können. Der Drache mit den breiten Flügeln war ihnen entkommen. Sie hatten nicht einmal ein Lager entdecken können, auch wenn hin und wieder einige Knochen oder blutige Fellreste auf dem Boden herumlagen, oder sich gefurchte Linien durch den Sand zogen, wo ein Drache mit ausgestreckten Klauen gelandet war. Nur einmal entdeckten sie an einem der Wasserlöcher ein paar Krallenspuren, wo der Drache Halt gemacht hatte, um zu trinken, und Fußabdrücke belegten, dass auch die Männer abgestiegen waren. Tharkay untersuchte sie und sagte: »Vier Tage alt, vielleicht auch fünf«, und das zu einem Zeitpunkt, an
dem sie erst eine einzige Woche unterwegs waren. Der andere Drache war ihnen bereits viele Meilen voraus. Er flog in gerader Linie fast direkt nach Norden, nur ein paar Grad westlich. Laurence hatte den Flugweg auf seinen Karten nachvollzogen. Zwar waren sie sich über ihre eigene augenblickliche Position in diesem großen, leeren Feld auf der Karte nicht ganz sicher, was die Schlussfolgerungen erschwerte, doch es schien, als ob der Weg an einer günstig gelegenen Bucht, die erst vor Kurzem entdeckt worden war, hoch oben an der Küste des Kontinents enden könnte.
    Laurence sagte: »Ich glaube, sie ist für weitere Pläne vorgesehen. Die Nähe zur Insel Java macht sie interessant für die Schifffahrt zwischen den Archipelen und von da aus nach China und Indien.«
    So kannten sie ihr wahrscheinliches Ziel, und es blieb ihnen nichts weiter übrig, als darauf zuzufliegen, so weit entfernt es auch lag und so ermüdend der Flug war. Laurence deutete vorsichtig an, dass der Jungdrache inzwischen bereits aus dem Ei geschlüpft sein könnte oder jeden Tag damit zu rechnen sei, aber dass er sich ja zum Glück in der Obhut des anderen Drachen befand. All das war nur allzu wahr, und es trug dazu bei, Temeraires größte Sorgen ein wenig abzumildern. Aber es änderte nichts an ihrer Aufgabe. Der andere Drache war schließlich fremd; sie kannten ihn nicht und wussten nicht, ob er sich schon einmal erfolgreich um Eier gekümmert hatte. Das alles versuchte Temeraire Laurence in den wenigen Worten zu erklären, die Dorset ihm zugestand – was nicht sehr viele waren.
    Außerdem verstand Temeraire nicht, was der Grund dafür war, dass der andere Drache so endlos lange in der Luft blieb. Es schien ihm weder besonders interessant noch praktisch. Als er allerdings auf die Karte schaute, dachte er bei sich – im Stillen, ohne viele Worte darüber zu verlieren –, dass es kein so schrecklich langer Weg zum nächsten Land hinüber wäre, wenn man so lange in der Luft bleiben konnte. Seinem Eindruck nach konnten es nicht mehr als vielleicht zweihundert Meilen nach Java sein. Selbst ohne so außergewöhnlich
lange Flügel hätte man einen solchen Flug bewältigen können, wenn man wirklich wollte, und danach erschien ihm alles plötzlich viel näher. Von Java aus könnte

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