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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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kehrte sie ein letztes Mal in den Hafen zurück und verbreitete einige Unruhe, als sie außerhalb des Pavillons landete. Noch bevor sie ihre Flügel zusammengelegt hatte, sagte sie: »Jia Zhen, bitte lass sofort alle zusammenkommen. Ich habe einen Brief des Kaisers für Lao-Ren-Tze.« Natürlich musste jedermann sofort alles stehen und liegen lassen, womit er gerade beschäftigt gewesen war, und sich im Hof versammeln, der nach einer kurzen Diskussion als der am besten geeignete Platz bestimmt worden war. Dort sollte man sich dann vor dem Brief im Kotau niederwerfen.
    »Vor dem Brief ?«, fragte Laurence erschrocken, als Temeraire erklärte, was erwartet wurde.
    »Er trägt das kaiserliche Siegel«, sagte Temeraire. »Soweit ich weiß, steckt dahinter die Auffassung, dass damit quasi ein Teil des Kaisers selbst anwesend ist. Vielleicht willst du zu dieser Gelegenheit noch einmal deine Robe anlegen?«
    »Nein, danke schön«, sagte Laurence. »Wenn ich schon vor einem Brief katzbuckeln muss, dann wenigstens ohne zu stolpern und ungewollt hinzufallen.«
    »Mein Kapitän sagt, dass er das auf keinen Fall tun würde«, bemerkte Caesar, was Temeraire mit einem Schnauben quittierte.
    »Natürlich nicht«, entgegnete er scharfzüngig. »Es gibt schließlich auch keinen vorstellbaren Grund, warum der Kaiser deinem Kapitän einen Brief schreiben sollte. Dazu ist er gar nicht bedeutend genug.«
    Nach dieser gelungenen Erwiderung begleitete er Laurence zu der Zeremonie, nach deren Abschluss ihm der Brief mit dem prächtigen roten Siegel überreicht wurde. Laurence erbrach es und betrachtete verständnislos den Inhalt des Briefes. Zwar gab Temeraire es nicht gern zu, aber sein Kapitän beherrschte noch nicht genügend Schriftzeichen, um auch nur irgendetwas angemessen lesen zu können. Leider waren die Schriftzeichen jedoch auch zu klein, als dass er selbst sie hätte entziffern können.
    »Wenigstens kann Sipho den Brief lesen«, sagte Temeraire. »Und wenn er ein Zeichen nicht versteht, kann er es groß genug nachmalen und mich fragen.«
     
    Es war kein sehr langer Brief, dafür zeugte er von großer Freundlichkeit. Der Kaiser übermittelte seine besten Wünsche für die Gesundheit von Laurence’ Familie und erkundigte sich, ob er inzwischen geheiratet habe. Sipho hielt kurz inne und fuhr dann fort: »Wenn nicht, so sagt er, dass gerade eine junge, noch unverheiratete Edeldame vom Vierten Banner in das richtige Alter gekommen sei, die
eine sehr passende Partie abgäbe«, woraufhin Temeraire seine Halskrause aufstellte, und Laurence »Wie bitte?« fragte.
    »Ich würde natürlich nicht mit dem Kaiser streiten«, sagte Temeraire. »Aber ich verstehe nicht, warum Laurence jemanden heiraten sollte, wenn er gar nicht möchte. Was steht denn sonst noch in dem Brief?«
    »Ich glaube, das bedeutet: Wir haben erfahren, dass Sie für die Weiterverbreitung des Heilmittels für das Hustenfieber verantwortlich waren, las Sipho weiter vor . Obwohl gewisse engstirnige und unvernünftige Individuen in der Regierung der Nation von England diesen Segen für sich selbst behalten wollten, obwohl das viele Leben gekostet hätte. Wir loben Ihr Verhalten: Wie jedermann weiß, ist die Loyalität gegenüber dem Staat auf der Liebe zur Familie und der Beachtung des himmlischen Willens gegründet. In einer schwierigen Situation haben Sie nach den rechten Prinzipien gehandelt, was uns sehr erfreut.
    Laurence sah nicht ganz so geschmeichelt aus, wie Temeraire es erwartet hätte. Auf jeden Fall war dem jungen Beamten, der dazu auserkoren worden war, den Brief zu hüten und ihn auf einem goldenen Tablett zu überbringen, anzusehen, dass er von diesem Gunstbeweis tief beeindruckt war. Während sich Sipho durch die Lektüre mühte, hatte er herübergeschielt und den Brief auf dem Kopf mitgelesen. »Alles Lob und jede Belohnung für diese Tat stehen dir zu«, sagte Laurence zu Temeraire. »Ich jedenfalls kann keine Befriedigung daraus ziehen, dass sich jemand bei mir bedankt, dessen Gefühle meine Entscheidung in keiner Weise beeinflusst haben, sei es Bonaparte oder der Kaiser von China. Steht noch etwas anderes im Brief?«
    »Nur dass er hofft, dass du dich an Jia Zhen wendest, falls du etwas benötigen solltest«, sagte Sipho. Laurence hielt inne und fragte: »Willst du etwa sagen, dass sein Brief direkt hierhergeschickt wurde? Dann weiß er, dass wir hier in diesem Außenposten sind?«
    Temeraire sah Shen Li an, und sie sagte: »Nachdem ich ihm

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