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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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die
Nachricht von Ihrer Ankunft überbracht hatte, habe ich auf eine Erwiderung gewartet und bin dann direkt wieder hergekommen, um unnötige Verzögerungen zu vermeiden. Diese Antwort wurde von einem Jadedrachen überbracht und hat Guangzhou in zwei Tagen erreicht, genauso wie der Brief an Sie.«
    Auch Temeraire hatte nämlich von seiner Mutter, Lung Tien Qian, eine Antwort auf seinen eigenen Brief erhalten, die allerdings auf einer viel größeren Pergamentrolle verfasst worden war. Sie schrieb, dass sie hoffe, es gehe ihm gut.
    Es ist eine große Freude für mich, dich nun so viel näher zu wissen. Obwohl die Entfernung noch immer sehr groß ist, muss man bei der Korrespondenz wenigstens nicht mehr so unangenehm lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Dein Brief vom vergangenen August hat mich eben erst erreicht, was alles andere als zufriedenstellend ist. Nachdem ich mit großem Erstaunen von deinem Freund, Mr. Hammond, Berichte über den Aufruhr in England gehört habe, bin ich jetzt umso glücklicher, von deiner sicheren Ankunft in diesem Teil der Welt zu erfahren. Die Beschreibung deines Tals hat mich entzückt, und ich erwarte voller Vorfreude ein Bild von der Landschaft. Wirst du dich für längere Zeit niederlassen? Das würde mich sehr glücklich machen. Ich habe auch eine Abschrift der Gesänge von Chu beigefügt. Sie könnten dir gefallen, wenn deine Studien weit genug fortgeschritten sind.
    »Wir können sie zusammen lesen, Sipho«, sagte Temeraire sehr zufrieden. »Wie freundlich von meiner Mutter! Vielleicht sollten wir uns die Gedichte für den Rückweg einteilen und nur eines pro Tag lesen. So wird die Reise viel schneller vorübergehen.«
    Dass die Briefe derart schnell angekommen waren, schien Laurence die Sprache verschlagen zu haben, obwohl Temeraire es eher merkwürdig und beschämend fand, dass sie von England aus derart lange brauchten.
    »Zumindest könnten sie die Briefe per Kurier an einen Ort bringen lassen, der nicht derart lange Flüge über den offenen Ozean
erfordert – vielleicht nach Java, wo diese Fischer hergekommen sind«, sagte Temeraire. »Dann könnte die Post von ihnen herübergerudert werden, und Shen Li könnte sie zu uns nach Sydney bringen. Das wäre nicht ganz so schnell, aber es würde nicht acht Monate dauern! Welchen Nutzen hat denn ein acht Monate alter Brief? In dieser Zeitspanne hat sich doch längst alles wieder verändert. Man könnte genauso gut Geschichten schreiben, die man sich zum Großteil ausgedacht hat. Man könnte zum Beispiel schreiben: Oh, ich habe gerade einen Beutel voll herrlicher Perlen erhalten, und wenn dann im Antwortbrief stünde, dass man sie vorzeigen solle, könnte man behaupten, das sei doch vor einem Jahr gewesen und inzwischen seien alle wieder fort.«
    Laurence begann, einen Brief an Charles Hammond, den Botschafter in Peking, zu verfassen. An diesen Mann erinnerte sich Temeraire nur sehr ungern. Es war eindeutig gewesen, dass Hammond ihn mit Freuden verschachert hätte, wenn es ihm im Gegenzug die Nutzung von Häfen und der Schifffahrt ermöglicht hätte. Aus Temeraires Sicht stellte das nicht nur eine große Fehleinschätzung seines Wertes für England dar, sondern war auch mehr als nur ein bisschen unhöflich.
    Doch am Ende hatte sich Hammond als sehr nützlich erwiesen, und er hatte die vielen, vielen verwirrenden Einzelheiten von Laurence’ Adoption ausgearbeitet, was Temeraire wieder ein bisschen mit ihm versöhnt hatte. Und so bat er Laurence, Hammond seine besten Wünsche auszurichten, als Mr. Chukwah auf der Suche nach Jia Zhen den Pavillon betrat.
    »Es tut mir sehr leid – und zwar für mich noch mehr als für Sie, muss ich gestehen –, dass ich noch vor dem Abendessen auslaufen werde«, sagte er. »Gerade ist eine Fregatte am Horizont in Sicht gekommen. Sie hat keine Fahnen gesetzt, aber ich denke, ich erkenne eine englische Takelage, wenn ich sie sehe, und ich habe keine Lust, dass die Hälfte meiner besten Männer in Dienst gepresst wird. Nehmen
Sie das bitte nicht persönlich, Sir«, fügte er hinzu und verbeugte sich kurz vor Laurence. »Aber die englische Marine übertreibt es im Moment ein wenig. Wir haben anno ‘76 Einspruch erhoben, und wir werden es wieder tun, wenn es nötig ist.«
    Temeraire sagte an Laurence gewandt: »Aber das bedeutet doch, dass wir uns nicht mehr beeilen müssen, wegzukommen. Sie wissen es also jetzt ganz sicher.«
    »Ja«, sagte Laurence mit düsterer Miene. »Jetzt wissen sie es.«

16
    Vom

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