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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Ufer aus würde man die Fregatte noch vor der Dämmerung sehen können und wenig später auch die Korvette, die in ihrer Begleitung segelte. »Ich denke, das ist die Nereide «, sagte Laurence, der durch sein Fernrohr einen Blick auf den Bug zu erhaschen versuchte. »Laut meiner letzten Gazette hat sie bislang unter Corbet Blockadedienst vor der Île de France versehen.« Dass er gehört hatte, dieser Offizier sei ein harter Kapitän, der wegen Brutalität vor ein Militärgericht gestellt worden war, behielt er jedoch lieber für sich. In einem halben Jahr konnte sich vieles verändert haben, und möglicherweise waren die Gerüchte ja auch falsch.
    »Ich nehme an …«, sagte Granby zögerlich.
    »Ja, Caesar ist der Einzige, den wir schicken könnten.« Laurence nickte. »Weder Iskierka noch Temeraire könnten auf dem Schiff landen, und ich vertraue ohnehin nicht darauf, dass man auf dem Schiff Demane Gehör schenken würde – und mir auch nicht, wenn ich es recht bedenke. Und es ist kaum anzunehmen, dass der Kapitän von meinem Fall nicht gehört haben soll.«
    »Ich weiß nicht… Ich würde lieber warten, bis sie nahe genug herangekommen sind, sodass wir hinausrudern können«, murmelte Granby. Aber es half alles nichts, sie konnten nicht guten Gewissens abwarten, wenn sich ihnen ein britischer Verband näherte, ohne Kontakt aufzunehmen. Also musste Rankin ihnen entgegenfliegen. Dieser hatte ganz offensichtlich gar keinen Wert auf ihre Meinung gelegt und war bereits davongegangen, um sich entsprechend anzukleiden. Währenddessen gebärdete sich Caesar, der am Ufer für den Abflug vorbereitet wurde, geradezu unerträglich aufgeblasen.
     
    »Nun, wir sind sehr erfreut, Sie gefunden zu haben«, sagte Willoughby. Nesbit Willougbhy war der neue Kapitän der Nereide , der laut eigener Auskunft Corbet nach einem Überfall auf Réunion in dieser Position abgelöst hatte. Viel Gutes konnte Laurence diesem Wechsel jedoch nicht abgewinnen: Auch Willoughby hatte sich bereits bei seinem vorausgegangenen Kommando einer Anklage wegen Grausamkeit vor einem Militärgericht stellen müssen, und das Schiff machte keinen sehr glücklichen Eindruck. Überall war eine lauernde Erstarrung zu spüren, und Caesar wurde mit einer Sorge betrachtet, die viel mehr war als rein instinktive Vorsicht. Die Männer der Mannschaft fürchteten sich vor Bestrafungen, und sie rechneten damit, dass alles noch schlimmer werden würde.
    »Nicht, dass ich größere Schwierigkeiten erwarte«, fuhr Willoughby fort. »Ich wundere mich wirklich, dass die Chinesen sich hier in aller Seelenruhe niederlassen. Keine ihrer Besitzungen ist weniger als viertausend Meilen entfernt, und zu ihrer Verteidigung verfügen sie nur über diese eine, kaum schwimmfähige Dschunke, abgesehen von Drachen natürlich. Deshalb bin ich froh zu hören, dass sie nur den einen hier bei sich haben, den sie gestohlen haben. Ich vermute, wir können ihn uns nicht wieder zurückholen?«
    »Leider nein«, sagte Rankin. »Ich fürchte, dass das Tier bereits viel zu stark beeinflusst worden ist, als dass wir solche Hoffnungen hegen dürften. Einige meiner Offiziere …« In seinem Ton lag ein gewisses Maß an Feindseligkeit, doch Laurence unterdrückte den Wunsch, mit einer Bemerkung darauf zu reagieren. »… haben versucht, es zurückzulocken, doch es hat alle Anreize rundheraus abgelehnt. Das Ei war einfach zu lange in fremdem Besitz.«
    Willoughby nickte. »Nun, das ist eine Schande«, sagte er. »Aber wenigstens müssen wir uns wegen des Tieres nicht allzu große Sorgen machen, frisch geschlüpft und unausgebildet, wie es ist. Ich nehme ohnehin an, dass die Chinesen umgehend ihre Flagge streichen werden, sobald wir die Situation geklärt haben.«
    »Und wie soll sich diese Klärung gestalten?«, fragte Laurence mit scharfem Unterton, sodass Willoughby sich ihm missbilligend zuwandte.
    »Mir liegt nichts an Ihrer Anwesenheit bei dieser Besprechung, Mr. Laurence«, antwortete er. »Ich wäre Ihnen deshalb verbunden, wenn Sie schweigen würden. Ich habe nicht vor, einem verurteilten Verräter Rede und Antwort zu stehen.«
    »Kapitän Willoughby«, erwiderte Laurence, der zu ungeduldig war, um sich so abspeisen zu lassen, »glauben Sie ernstlich, dass mich Ihre Gefühle oder Ihre Meinung über mich interessieren? Wo ich doch nicht mal bei jenen, die weitaus mehr Recht darauf hatten, meine Handlungen zu beeinflussen, in dieser Hinsicht habe Rücksicht nehmen können! Wenn Ihnen meine

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