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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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nichts ausmachen würde, wenn auch englische Kaufleute hierherkämen«, deutete Temeraire vorsichtig an.
    »Sie haben noch nie Einwände gehabt, unser Silber zu nehmen«, sagte Laurence. »Aber das würde nur zu genau den Schwierigkeiten führen, wegen derer unsere Regierung bereits protestiert hat. Außerdem würde das Handelsdefizit zwischen unseren Nationen von einem stärkeren Güterstrom nur noch vergrößert werden, da es unwahrscheinlich ist, dass die Chinesen fertige Waren oder etwas anderes, von dessen Handel England profitieren würde, kaufen werden.«
    »Abgesehen vom Opium«, bemerkte Tharkay mit hämischem Lächeln. »Das erfreut sich ganz eigener Beliebtheit. Eine öffentliche Inspektion der Güter dürfte einige Schwierigkeiten hervorrufen, doch man muss auf den Einfallsreichtum der Menschen vertrauen.«
    Laurence schwieg. Obwohl sich Opium als sehr nützlich erwies, wenn man Rinder und Schafe ruhigstellen musste, die man zur Aufbesserung des eigenen Speiseplans auf den Drachen mit sich führte, hielt Laurence nicht sehr viel davon. Dass sie auf ihrer Reise nichts davon zur Verfügung gehabt hatten, bedauerte Temeraire hingegen noch immer ein wenig, denn dann hätten sie einige Kühe aus ihrem Tal mitnehmen können.
    »Selbst dieser Handel dürfte für Whitehall nur ein schwacher Trost sein«, sagte Laurence schließlich. »Nach der Einrichtung eines Hafens könnte der chinesische Kaiser den Franzosen ganz nach Belieben eine sichere Basis für Angriffe auf unsere Schifffahrtslinien anbieten. Oder, wenn es ihm gefiele, könnte er auch nur die englischen Kaufleute von den Handelsprofiten an diesem Ort ausschließen, wie hoch sie auch immer sein mögen.«
     
    Vor allem Rankin bestand darauf, mit den Erkenntnissen, die sie gewonnen hatten, sofort nach Sydney zurückzukehren, und Granby und sogar Laurence pflichteten ihm bei. Daran änderte sich auch nichts, als Temeraire anmerkte, dass die Neuigkeiten keine mehr wären, bis sie dort ankämen, wenn die Regierung – wovon alle schließlich ausgingen – ohnehin in Kürze von ganz allein von diesem Ort erfahren würde. Nichtsdestoweniger schienen sie es für ihre Pflicht zu halten, also seufzte Temeraire und beaufsichtigte Roland und Sipho, als sie Laurence’ Robe zusammen mit den anderen Schätzen verpackten. Traurig malte er sich aus, wie lange es dauern würde, bis sie wieder solche Gastfreundschaft und Bequemlichkeit erfahren würden.
    Natürlich sprach er das nicht laut aus, denn es schien ihm doch wie eine sehr armselige Ausrede dafür, nicht aufbrechen zu müssen, obwohl es doch um die Pflicht ging. Allerdings war das Wissen darum, wie überaus lang die Reise durch die unwirtliche Wüste dauern würde und wie sie den ganzen, langen Weg unter Hunger und Hitze zu leiden haben würden, schon ein wenig hart. Gerade der Hunger würde noch schwerer zu vermeiden sein, jetzt, wo Kulingile mehr und mehr aß. Dabei würde sie an ihrem Ziel nichts anderes erwarten als genau jene Unannehmlichkeiten, deretwegen sie überhaupt erst aufgebrochen waren.
    »Inzwischen müsste eine Antwort von der Regierung eingetroffen sein«, sagte Laurence.
    »Aber was, wenn sie geschrieben haben, dass Bligh wieder eingesetzt werden soll?«, fragte Temeraire. »Das wäre doch gar nicht in unserem Sinne, und ich bin mir sicher, dass er dann sehr unangenehm werden würde.«
    »Wenn sie sich wirklich dazu entschieden haben«, sagte Laurence, »dann müssen wir ihn früher oder später ohnehin erdulden.« Was, wie Temeraire fand, ein sehr gutes Argument für später war.
    Aber er tröstete sich mit der Aussicht auf Besuch. Shen Li könnte kommen, und Tharunka hatte bereits versprochen, dass sie ihn ebenfalls eines Tages besuchen wolle. »Wir hier verspüren zwar nicht oft den Wunsch, so weit zu reisen«, hatte sie gesagt, »aber es ist immerhin ein aufmunternder Gedanke, dass wir zu einem Besuch aufbrechen könnten , wenn sich nur das Problem lösen ließe, unterwegs Nahrung und Wasser zu finden. Man hat mir erzählt, dass ihr wirklich Glück hattet, dabei war es ein sehr feuchtes Jahr. Normalerweise ist es nicht annähernd so grün, und die Wasserlöcher sind so spät im Sommer fast alle ausgetrocknet.«
    Temeraire hatte geseufzt, als er das hörte. Obwohl auch er glücklich gewesen wäre, Shen Li zu empfangen, die eine solche Reise so viel leichter als er bewältigen würde, durfte man von ihr nicht allzu viel erwarten, wenn es um Unterhaltung ging.
     
    Kurz vor ihrem Aufbruch

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