Drachenflamme: Roman (German Edition)
verkrustet, und Rankin wollte ihn nicht einmal baden lassen.«
»Das ist nur ein vorläufiges Geschirr«, bemerkte Rankin, und fuhr dann zögernd fort: »Ich werde dir ein schöneres machen lassen, das mit Gold beschlagen ist.« Temeraire empfand das als einen unerhörten Versuch der Bestechung.
»Ah, das klingt schon besser«, sagte der Schlüpfling.
»Und ich werde dir auch gleich einen Namen geben«, fügte Rankin nun entschlossener hinzu. »Wir werden dich Serenitus …«
»Ich habe an Konquistador gedacht«, unterbrach ihn der Jungdrache, »oder vielleicht auch Caesar. Aber wenn ich es richtig verstanden habe, dann haben die Konquistadoren mehr Gold gewonnen.«
»Niemand wird dich Caesar nennen«, ereiferte sich Temeraire. »Du wirst doch nur ein Mittelgewicht werden, wenn du groß bist. Wringe war nicht mal so groß wie ein Schnitter.«
»Das weiß man nie«, antwortete der kleine Drache unbeeindruckt. »Es ist besser, auf alles vorbereitet zu sein. Ich denke, Caesar wird gut zu mir passen, nun, wo ich ein bisschen länger darüber nachgedacht habe.«
»Mehr konnte ich nicht tun«, sagte Temeraire später zu Laurence, noch immer empört, während er Caesar – oh, wie lächerlich! – dabei beobachtete, wie er ein zweites Schaf vertilgte. Rankin hatte danach geschickt, nachdem Caesar das erste restlos verputzt und danach, leicht durchschaubar, angedeutet hatte, dass es ihm
vielleicht beim Wachsen helfen würde, wenn er viel essen würde, weil er doch frisch geschlüpft sei. »Wohl kaum«, kommentierte Temeraire mürrisch.
»Nun ja, mein Lieber, da scheinen sich zwei gefunden zu haben«, antwortete Laurence trocken. »Ich weiß nur beim besten Willen nicht, was wir nun tun sollen.«
4
»Laurence, ich hoffe, du verzeihst mir«, sagte Granby leise, während Caesar sich über das Vieh hermachte, das Rankin ganz offensichtlich als Nahrung für die gesamte erste Woche vorgesehen hatte. »Ich hätte kein Wort darüber verloren, wenn es ihm nicht gelungen wäre, das Tier anzuschirren. Aber da er es geschafft hat, führt jetzt kein Weg mehr daran vorbei – du musst mich einschreiten und den Streit beilegen lassen.«
»Wie bitte?«, fragte Laurence ungläubig, denn er war sich ganz sicher, dass er sich verhört hatte. Doch Granby schüttelte den Kopf und sagte: »Ich weiß, dass es nicht dem entspricht, was du gewöhnt bist, aber bitte sei in dieser Angelegenheit nicht halsstarrig. Es kann auf diesem Stützpunkt nicht auf alle Ewigkeit zwei Kapitäne geben, die bis aufs Blut verfeindet sind, und du kannst dich nicht mit ihm duellieren. Also muss der Disput beigelegt werden, was auch immer du von diesem elendigen Mistkerl hältst.« Was kein sonderlich guter Einstieg für einen Versöhnungsversuch war.
Tatsächlich lief es dem, was Laurence gewöhnt war, zutiefst zuwider. Der bloße Gedanke daran, Rankin etwas anzubieten, das einer Entschuldigung ähnelte – für eine Tat, die durch Rankins eigenes Verhalten völlig gerechtfertigt gewesen war und wofür Laurence mit Freuden den Degen gezogen hätte, um für Gerechtigkeit zu sorgen –, stieß ihn mehr ab, als er ertragen zu können glaubte.
»So darfst du die Sache nicht sehen«, meinte Granby verschwörerisch. »Es ist nur so, dass du das schwerere Tier hast, du kennst die Regel. Es ist an dir, den ersten Schritt zu tun; er kann das nicht, ohne das Gesicht zu verlieren.«
Obwohl der Gedanke zweifellos Sinn machte, ließ sich Laurence nicht so leicht zu einer Geste überreden, die ihm wie eine Lüge vorkam oder so, als wolle er etwas zurücknehmen. »Ich nehme nichts zurück, John. Ich kann nicht das Geringste davon zurücknehmen. Es käme mir so erbärmlich falsch vor, wenn ich so tun würde, als ob ich meine Taten oder irgendwelche Beleidigungen, die damit einhergegangen sind, bereuen würde. Und angesichts der Umstände würde in einer Annäherung ein Eigennutz mitschwingen, den ich nur verachten könnte.«
»Gütiger Gott, ich sage doch nicht, dass du bei dem Burschen zu Kreuze kriechen sollst«, stöhnte Granby mit einem Gesichtsausdruck, der zwischen Zuneigung und Empörung schwankte. »Nichts dergleichen. Du musst mich nur den ersten Schritt tun und mit ihm sprechen lassen, und dann verliert ihr beide nie wieder ein Wort über diese Angelegenheit. Das war’s. Niemand wird schlecht von dir denken, ganz im Gegenteil, denn es wäre gar nicht gut für das Drachenjunge, wenn es anders wäre, das verstehst du doch, oder? Wenn du seinen Kapitän
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