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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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auf dem Temeraire landen konnte.
    »Bitte übermittle ihm meinen Dank für die Kuh«, sagte Temeraire, der es sich zufrieden bequem machte, um ein wenig zu dösen. »Das war sehr freundlich von ihm, und ich halte ihn auch gar nicht mehr für einen Feigling.«
     
    Laurence ging quer über das Feld zum Haus, machte aber noch einmal kurz Halt, um sich den Staub von den Stiefeln zu klopfen, ehe er in die Auffahrt einbog. Zwar trug er Hosen und robuste Reitstiefel, die sich besser zum Fliegen eigneten, aber als Zugeständnis an die Einladung hatte er sich Mühe mit seiner Krawatte gegeben und seinen besseren Mantel angezogen. Ein Dienstbote kam heraus und hielt verwirrt nach Laurence’ Pferd Ausschau, ehe er ihn zur Tür geleitete.
    Das Haus war behaglich, aber nicht prunkvoll, sondern vielmehr praktisch gebaut und für die Arbeit ausgelegt. Trotzdem war die Einrichtung elegant und geschmackvoll.
    Laurence wurde in den Salon gebracht, wo ihn eine in der Geschlechterverteilung unausgewogene Gesellschaft erwartete: Es gab nur vier Frauen, aber sieben Männer, die meisten von ihnen in Offiziersuniform. Eine der Frauen erhob sich, als Mr. MacArthur sich zu Laurence gesellte, und er stellte sie Laurence als seine Frau Elisabeth vor.
    »Ich hoffe, Sie verzeihen die Zwanglosigkeit unserer Gesellschaft, Mr. Laurence«, bemerkte sie, als er sich über ihren Handrücken beugte. »Wir sind hier in diesem wilden Land bedauerlich nachlässig geworden, und die Hitze erstickt jeden Anflug von Steifheit. Ich hoffe, Ihr Ritt hierher war nicht allzu anstrengend.«
    »Nein, keineswegs. Temeraire hat mich hergebracht«, entgegnete Laurence. »Er liegt nun auf Ihrem südwestlichen Feld. Ich hoffe, das führt nicht zu Unannehmlichkeiten.«
    »Nein, nein, gewiss nicht«, antwortete sie, doch ihre Augen waren größer geworden, und einer der Offiziere fragte: »Wollen Sie etwa sagen, dass das Monster da draußen im Vorgarten hockt?«
    »Die schärfste Waffe dieses Monsters ist seine Zunge«, sagte MacArthur. »Mich hat es damit quasi in der Luft zerrissen. Konnte die Kuh Ihren Drachen wieder ein wenig besänftigen?«
    »Sie ahnen nicht, wie sehr«, erwiderte Laurence trocken. »Sie haben ihn damit an seiner Schwachstelle getroffen.«
     
    Das Abendessen entpuppte sich trotz der verborgenen Motive, die wahrscheinlich dazu geführt hatten, als eine angenehme und zivilisierte Angelegenheit. Laurence hatte nicht gewusst, was er von der Gesellschaft der Kolonie erwarten sollte, aber Mrs. MacArthur war offenbar eine Frau von Charakter. Obschon sie tatsächlich nicht versuchte, eine Förmlichkeit anzustreben, die sowohl in Anbetracht des Klimas als auch der Situation in der Kolonie unangemessen, ja sogar ein wenig absurd erschienen wäre, prägte sie trotzdem den Stil des Zusammentreffens. Sie hatte keine ausgeglichene Anzahl an Herren
und Damen zusammenbringen können, und so servierte sie das Mahl in zwei Gängen und lud ihre Gäste in der Zwischenzeit ein, sich ein wenig im Garten, der von Lampen hell erleuchtet war, die Beine zu vertreten und sich zu erfrischen, um bei der Rückkehr die Sitzordnung so zu ändern, dass die Damen neue Gesprächspartner bekamen.
    Auch das Essen war sorgsam auf das Wetter abgestimmt: eine kalte Suppe mit frischen Gurken und Minze, Fleisch in Aspik, hauchdünn geschnittene Scheiben Rindfleisch, leicht gekochtes Huhn und statt eines Puddings verschiedene Kuchen, die mit Marmelade und herrlich duftendem Tee serviert wurden. Alles wurde auf Porzellan der besten Machart gereicht, der einzigen wirklich extravaganten Note, die Laurence auffiel. Es handelte sich um ein weißes Geschirr mit diesem besonders zarten Blauton, der von den Künstlern Europas nie erreicht wurde, und es war von robuster, guter Qualität.
    Laurence machte seiner Gastgeberin gegenüber eine lobende Bemerkung, doch zu seiner Überraschung sah sie bedrückt aus und entgegnete: »Oh, Mr. Laurence, Sie haben meinen schwachen Punkt entdeckt. Ich konnte einfach nicht widerstehen, obwohl ich genau weiß, dass ich es hätte tun müssen. Natürlich muss es Schmuggelware sein.«
    »Sag das nicht so laut«, rief MacArthur. »Solange du es nicht mit Gewissheit weißt, kannst du dein Geschirr ruhig behalten und wir unseren Tee. Möge das Handwerk dieser Schurken blühen und gedeihen.«
    Bei einem der vielen Vorwürfe, die Bligh gegen die Rebellen ins Feld geführt hatte, hatte es sich um das Schmuggelunwesen gehandelt. Die Handelshäuser von Sydney und ihre

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