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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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hinteren Gassen waren von Waren aus China überflutet, und der Preis allein verriet meist, dass sie sich dem Monopol, das die Ostindienkompanie auf den Umschlag solcher Güter innehielt, entzogen hatten. »Und ich schätze, Bligh würde uns auch für die Dürre verantwortlich machen, wenn
er mich sagen hörte, ich glaubte, dass sich das Wetter noch einen Monat lang halten dürfte«, sagte MacArthur und bot ein Glas Portwein an, nachdem die Damen sich zurückgezogen hatten.
    »Ich sage ja nicht, dass wir nicht auch mal etwas eingeführt haben, was ein Gouverneur nicht gerne sehen würde«, fuhr er fort, »aber ich spreche hier vom Rum, den wir einfach dringend benötigen. Man kann hier einen Mann nicht zum Arbeiten bewegen, es sei denn, man füllt sein Glas, und zwar mit mehr, als man bei fünf Schilling pro Flasche einschenken könnte. Wäre auch töricht: Eine Säuferleber merkt den Unterschied zwischen gutem westindischem Rum und dem billigen Bengali-Fusel nicht. Aber nicht mal den können wir mehr importieren. Keine Spur von irgendwelchen Waren aus Afrika, seitdem das Kap verloren ist. Und was die Güter aus China angeht, bei Gott! Wenn ich Profit damit machen könnte, Chinaware für zwei Pfund die Kiste in Sydney zu verkaufen, bei all den Kosten und dem Risiko des Transportes, dann würde ich sie doch stattdessen auf die Schiffe nach England packen und reich wie Krösus sterben. Es gibt Burschen, die machen einen ordentlichen Verdienst mit dem Weiterverkauf, schätze ich, selbst wenn sie die Kisten immer nur einzeln erwerben können.«
    Ein Gemurmel allgemeiner Zustimmung erhob sich, gefolgt von verschiedenen Anekdoten über abgeschlossene Handelsgeschäfte. Laurence kam es so vor, als ob alle Offiziere in verschiedenem Maße auch Geschäftsleute wären und die Geschäftsleute frühere Offiziere, und einige davon sogar mit Landbesitz: Es schien keinen Unterschied dazwischen zu geben, und das war vielleicht auch gar nicht möglich, weil es nicht ausreichend Geschäftsleute in der Kolonie gab, die die Gelegenheit zum Investieren hätten bieten können, oder ihr überraschend erworbener Reichtum hatte sich noch nicht genügend in barer Münze ausgezahlt, um einen Vorteil daraus zu ziehen.
     
    MacArthur nahm ihn beiseite, als die Zigarren herumgereicht und angezündet worden waren, und ging mit ihm zu den geöffneten Türen, die zum Garten hinausführten. Kreischende Fledermäuse flogen nun in Schwärmen um die Bäume, in denen sie zu früherer Stunde schlafend gehangen hatten. »Ich bin Ihnen für Ihr Kommen sehr dankbar«, sagte er. »Wir haben Ihnen wenig Grund dafür gegeben.«
    »Sie sind ein guter Gastgeber, Sir«, erwiderte Laurence, »und es ist eine Begrüßung, mit der ich nicht gerechnet hatte.«
    »Gouverneur Bligh würde mich einen Verräter nennen, was das angeht. Vermutlich hat er das schon oft genug getan«, fuhr MacArthur fort, »und er würde mich auch deswegen aufhängen. Ich will nicht so tun, Sir, als ob ich unter den gegebenen Umständen kein ausgesprochenes Interesse an Ihrem Besuch hätte. Ich glaube, ich sagte schon zuvor zu Ihnen, dass ich bereit bin, die Konsequenzen für mein Handeln zu tragen. Und das entspricht auch der Wahrheit. Aber ich möchte nicht zum Galgen geschleift werden, ehe ein Urteil gesprochen worden ist.«
    Laurence schaute düster in den Garten hinaus. Die Gewächse welkten zwar in der Hitze, waren aber trotzdem gefällig und ordentlich angelegt. Dahinter erstreckten sich die ausgedehnten Felder. Er war sich bewusst, dass MacArthurs Anwesen seine Behauptung stützte, dass er etwas aus sich gemacht und in einem abgeschiedenen und unwirtlichen Land das Banner der Zivilisation hochgehalten hatte. Hier vereinten sich Geschmack und formvollendete Umgangsformen, also alles, was der traurige und heruntergekommene Zustand der Stadt missen ließ. Laurence war schon so lange aus England fort – und noch länger von jeder Form von Etikette –, dass ihm das Ausmaß dessen, was MacArthur hier geschaffen hatte, nur noch stärker ins Auge sprang.
    »Sir«, sagte er, »ich kann Ihr Ansinnen gut verstehen. Aber Sie müssen mir verzeihen. Ich werde weder mich selbst noch Temeraire in irgendwelche zukünftigen Handlungen verwickeln lassen. Mir
haftet ein Ruf an, der mich weitaus mehr als Freund jeglicher Rebellion erscheinen lässt, als mir das lieb ist. Und aus diesem Grund würde sich meine Hilfe, wenn sie Ihnen denn zuteilwerden würde, nicht unbedingt als Gunst erweisen.«
    »Und

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