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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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macht.«
    Überrascht sahen sie ihn an. Einen Moment später sagte Laurence: »Gewiss, wenn du das gerne möchtest«, und nur mit Mühe gelang es ihm, seine Neugier zügeln. Granby hingegen fragte unumwunden: »Aber, gütiger Himmel, warum denn nur? Wir werden uns einen Monat lang mit Spitzhacken den Weg durch massives Gestein schlagen müssen, und das alles in der schlimmsten Hitze des Sommers, ohne dass wir auf eine einzige Menschenseele stoßen werden. Es sei denn, wir sehen einige der Eingeborenen, aber da wir drei Drachen dabeihaben, bin ich mir ziemlich sicher, dass das nicht der Fall sein wird.«
    Tharkay schwieg einen Augenblick, dann sagte er leise: »Ihr werdet doch wohl zuerst die Gegend aus der Luft erkunden; wenn es einen Weg gibt, der noch benutzt wird, dann eröffnet uns der Blick von oben die beste Chance, es herauszufinden.«
    »Wenn es einen Weg gibt, der noch benutzt wird, müssten wir keinen mehr anlegen«, sagte Granby.
    »Ich gehe nicht davon aus, dass wir eine Straße entdecken werden, die für den allgemeinen Verkehr taugt«, sagte Tharkay. »Ich erwarte bestenfalls einen Trampelpfad.«
    »Aber …«, begann Laurence und konnte sich gerade noch bremsen. Auch Granby starrte ihn mit offenem Mund an, doch es war offensichtlich, dass Tharkay nicht vorhatte, noch mehr preiszugeben. »Oh, also wenn du es wünschst«, sagte Granby einen Moment später steif und zögernd und warf Laurence einen Blick zu.
    »Wir wären froh über deine Gesellschaft«, ergänzte Laurence mit einer Verbeugung, und erst später brachte er Temeraire gegenüber seine Verwirrung zum Ausdruck.
    »Vielleicht sucht er nach den Schmugglern«, sagte Temeraire unbeeindruckt und ließ sich eine weitere Portion Schaf, gefüllt mit Rosinen und Getreide, schmecken. MacArthur hatte auch an diesem Morgen eine Gabe geschickt, um das zarte Pflänzchen der aufkeimenden Freundschaft nicht verkümmern zu lassen. Laurence starrte ihn an. »Nun ja, wenn jemand eine Geheimroute kennt und niemandem etwas davon verraten hat«, erklärte Temeraire bereitwillig, nachdem er den Bissen runtergeschluckt hatte, »dann ist es doch klar, dass er einen Grund hat, sie für sich zu behalten. Und du hast mir doch gerade von all diesen Waren aus China erzählt, die hereinkommen.«
    »Es wäre aber doch eine sehr seltsame Art und Weise, Güter in eine Hafenstadt zu schaffen«, sagte Laurence zweifelnd. Aber dann erinnerte er sich daran, dass Tharkay sich in den Dienst der Direktoren der Ostindienkompanie gestellt hatte. Falls Maden ihn darum
gebeten hatte, konnte es gut sein, dass er etwas herausfinden wollte, auch wenn das noch keine ausreichende Erklärung für seinen Wunsch wäre, sich ihrer Mannschaft anzuschließen.
    »Aber jeder könnte doch auf die Idee kommen, die Schiffe und die Hafenanlage zu durchsuchen und die Schmuggler auf frischer Tat zu ertappen«, sagte Temeraire, und Laurence musste nach kurzem Überlegen zugeben, dass es eine ideale Lösung wäre, wenn man vorhatte, die Waren nach England weiterzuverschiffen: Man schleuste sie unauffällig auf den Markt ein, wo jeder berechtigte Kapitän sie frei und offen erwerben und weitertransportieren konnte.
    »Dann müssen sie sie in einer passenden Bucht ans Ufer bringen, irgendwo weiter die Küste hinauf«, überlegte Laurence laut. »Danach schaffen sie sie auf dem Landweg weiter. Aber es dürfte eine Route voller Umwege durch unbesiedelte und gefährliche Gegenden sein.«
    »Was soll schon gefährlich sein in einer Gegend, in der es nur Kängurus gibt?« Temeraire winkte ab.
     
    Granbys erklärtem Wunsch entsprechend, brachen sie schon am nächsten Morgen auf, mit all der Geschwindigkeit und dem Durcheinander, das für das Fliegerkorps typisch war, vor allem, da sie mit so leichtem Gepäck reisten: Der Hauptteil ihrer Fracht bestand aus einfachen Spitzhacken, Hämmern und Schaufeln anstelle der sonst üblichen Bomben und dem Schwarzpulver. Außerdem hatten sie einige Zelte dabei, die ihnen Schutz bieten sollten. Die Berge waren trotz des Sommers reich begrünt, was sogar aus der Ferne zu erkennen war. So konnten sie darauf vertrauen, genügend Trinkwasser zu finden, ohne zu viel davon als Vorrat mitnehmen zu müssen. Mit einigen Säcken Zwieback und Fässern voll Pökelfleisch waren sie bereit zum Aufbruch.
    Die Gruppe der Arbeiter war mit ebensolcher Eile zusammengestellt worden. Sie bestand aus einigen Dutzend Strafgefangenen, denen die Freiheit zugesichert worden war im Ausgleich für

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