Drachenflamme: Roman (German Edition)
Missfallen in der Stimme hinzu.
»Bitte achte darauf, dass das kleine Ei ordentlich gesichert ist«, bat er anschließend. »Es wäre entsetzlich, wenn es hinausgleiten würde.«
»Das Netz ist straff, und die Polsterung kann nicht verrutschen«, sagte Laurence und rüttelte mit einer Hand an den dicken Trossen des Bauchnetzes, dann hängte er sein gesamtes Gewicht dran, ohne dass sich viel bewegte. »Und wir müssen auch nicht befürchten, dass die Temperaturen zu stark fallen könnten. Versuch du es mal.«
Temeraire erhob sich auf die Hinterläufe und schüttelte sich, allerdings nicht mit der sonst üblichen Leidenschaft, denn er sorgte sich zu sehr um die Eier, doch trotzdem mit genug Kraft, um sicher zu sein, dass sich nichts lockern oder lösen würde. »Alles liegt gut«, meldete er.
»Wenn du fertig bist«, bemerkte Iskierka spitz, »dann könnten wir vielleicht zu einer vernünftigen Zeit aufbrechen, anstatt hier noch stundenlang herumzusitzen.«
»Einige von uns«, entgegnete Temeraire berechtigterweise, »tragen etwas, anstatt nur nutzlos zu sein, und auch wenn es dir egal wäre, ob du unvorsichtig mit den Eiern umgehst – mir würde das etwas ausmachen.«
Es war nicht so leicht, Iskierka als Transportmittel zu benutzen, denn ihre Stacheln, aus denen beinahe ständig Dampf quoll, machten sie gefährlich für alle Männer, die nicht ausgebildet waren, und für das Gepäck, das man sicherheitshalber in Wachstuch eingeschlagen hatte. So war sie viel weniger beladen als Temeraire,
denn sie hatte nur Granby und ihre zusammengewürfelte Mannschaft dabei.
»Ich verstehe nicht, warum wir uns so beeilen müssen«, bemerkte Caesar unzufrieden, allerdings nur aus Prinzip. Am liebsten tat er nicht viel mehr als schlafen und essen, wie es bei den meisten frisch geschlüpften Jungdrachen üblich war, und ihm schien die Langeweile nicht viel auszumachen, die Iskierka zu einer ständig drohenden Gefahr hatte werden lassen. »Wir können doch auch morgen losfliegen oder dann, wenn es weniger heiß ist.«
»Das wird erst in drei Monaten der Fall sein«, antwortete Temeraire, »und jetzt hör auf, dich zu beklagen, und lass uns starten.«
Nach all den Schwierigkeiten und der langen Zeit der Untätigkeit konnte Laurence ein freudiges Gefühl nun doch nicht mehr unterdrücken, als er auf Temeraires Rücken kletterte und das vertraute, metallene Schnappen der Karabinerhaken unter seinen Händen hörte, wenn er die Sicherungen an den Ringen des Geschirrs befestigte. Er genoss es, eine Mannschaft – wie klein auch immer sie sein mochte – hinter sich mit aufsteigen zu wissen und in der Gesellschaft anderer Drachen zu fliegen. Und dann schwang sich Temeraire mit einem mächtigen Satz in die Luft, breitete die Flügel aus, um die heißen Luftströme einzufangen, und der endlos blaue Himmel und das Glitzern auf dem Wasser unter ihnen hießen sie willkommen.
Aus der Luft schrumpften die Allegiance und ganz Sydney zu einem bezaubernden Miniaturbild zusammen, die staubigen Straßen wurden zu goldenen Bändern, und jenseits der Stadtgrenzen breiteten sich die ordentlichen Quadrate von bewirtschafteten Feldern und Plantagen vor ihnen wie Teppiche aus. Die Schatten der Drachen glitten wie Scherenschnitte über sie hinweg, und sie erhoben sich über die Hügel in Richtung der Berge, die in der Ferne in blauem Dunst auf sie warteten.
5
Erst nach und nach nahmen sie es wahr. Die bebauten Felder wichen unberührter Wildnis, uralten Gehölzen und Eukalyptusgewächsen, deren seltsam beißender Geruch ihnen in die Nase stieg, sobald sie irgendwo landeten. Die letzten Jagdpfade verliefen sich im Schutz der Blätter. Sie überflogen den Nemean und folgten einem kleinen, namenlosen Nebenfluss, der sich langsam in Richtung Westen durch das Gebirge wand, da sie hofften, irgendwo an dessen Ende einen Pass über die Felsen zu finden. Doch da war nichts. Stattdessen erreichten sie Tag für Tag neue, hoch aufragende Hänge von rauem Sandstein in frischem Gelb und altem, fleckigem Grau, der sich in Haufen von Geröllsteinen und zerklüfteten Felsbrocken auftürmte, bis er schließlich in nacktes Felsgestein überging.
Die Schluchten hatten etwas von einem Heckenlabyrinth an sich. Die Sonne ging erst spät auf, verschwand früh wieder und verbarg sich dann hinter hohen Felswänden. Zuerst waren sie froh gewesen über die tief hinabreichenden Schatten und die kühlere Luft über dem Fluss, aber als die Tage vergingen, bemerkte Laurence,
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