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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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wie sich ein immer stärker werdendes Gefühl des Unbehagens einstellte, während sie einmal mehr auf ihrer Route umkehrten und einem anderen Arm des Wasserlaufs folgten, jedoch mit ebenso ergebnislosem Ausgang. Sie hatten sich noch keine vierzig Meilen Drachenluftlinie von Sydney entfernt, hatten aber schon das Zehnfache an Strecke zurückgelegt, so schien es, weil sie immer wieder vor- und zurückflogen.
    Es war nicht nur das Fehlen jeglicher Zivilisation, sondern vielmehr die völlige Abwesenheit von menschlichem Leben. Das Land
kam ihnen völlig unbeseelt vor, nicht leer, sondern verlassen. Einmal hatten sie in der Ferne ein Feuer gesehen. Am nächsten Morgen näherten sie sich zu Fuß, um sich die Sache genauer anzusehen, denn sie hofften, auf Eingeborene zu stoßen, die sie vielleicht als Führer würden gewinnen können. Doch in dem tiefen Dickicht fanden sich nicht einmal genügend Überreste eines Lagers, die ihnen bestätigt hätten, was sie zu sehen geglaubt hatten, oder ihnen die Gewissheit gegeben hätten, dass es innerhalb des Umkreises von einem Tagesflug auch noch anderes Leben gab. Hin und wieder fanden sie auf den Steinen Markierungen: Handabdrücke in hellem Ocker oder in Rot, aber die waren vielleicht schon Jahre alt und vom Wetter verwittert, und sie verrieten nur, dass es hier früher Menschen gegeben hatte.
    »Alle tot, von der Pest oder den Pocken dahingerafft«, mischte sich O’Dea ein, als Laurence seine Beobachtungen mit Tharkay besprach und sich fragte, welche Gründe es dafür wohl geben mochte, dass die Landschaft so derartig verlassen schien. Er war ein älterer Strafgefangener, ein Mann, den die Jahre grau und aufgedunsen hatten werden lassen, der jedoch nicht ungebildet war. »Es hat sie schwer getroffen in jenen ersten Jahren, nachdem wir gekommen waren, und in Sydney-Stadt verfolgten wir ihr Sterben. Ihre Leichen wurden in den Hafen gespült, mit tödlichen, weißen Flecken. Ihre Feuer brannten herunter und erloschen. Nun sind sie alle fort, und nur ihr Fluch liegt noch über der Landschaft.«
    Er war Ire und früher ein Anwalt gewesen, der in die Wirren des Jahres ‘98 verwickelt und zu einer lebenslangen Strafe verurteilt worden war. Diese Expedition bot ihm die erste und vielleicht auch letzte Chance, seine Freiheit wiederzuerlangen. O’Dea war schon vor fünfzehn Jahren in die Kolonie gebracht worden, und während er sich in der Zwischenzeit großzügig mit Rum getröstet hatte, hatte er weder seinen scharfen Geist noch seine Gabe verloren, die Dinge in beunruhigend poetische Worte zu kleiden.
    Und es gab seiner Erklärung wenig entgegenzusetzen. Laurence
bezweifelte sie nicht, auch wenn sie vielleicht übertrieben sein mochte; er hatte in Sydney einen kurzen Blick auf einige der Eingeborenen werfen können, die durch die Stadt liefen oder mit ihren Kanus im Hafen anlegten. Das Leben in der Kolonie schien sie wenig zu beeindrucken, und sie nahmen zwar nicht daran teil, standen ihm aber auch nicht feindselig gegenüber. Doch es waren nur wenige von ihnen, und hier gab es den Beweis, dass das Land einst bevölkert gewesen war, und zwar so reich, dass es die Menschen bis an diesen abgeschiedenen Ort geführt hatte – und nicht nur einmal, sondern häufiger, denn die ganz frischen Markierungen überlagerten ältere. Und nun war das Land einfach nur öde. Es ging etwas Trostloses und Einsames von den verblassenden Handabdrücken auf den Felswänden aus, die tiefer in der engen Felsschlucht im Zwielicht verschwanden. Mit ihnen hatten die Eingeborenen Ansprüche erhoben und sich zugleich ein Mahnmal geschaffen, was wie ein Symbol für das Land selbst erschien, das ihnen die Durchreise verwehrte.
     
    Von Stunde zu Stunde wuchs das unheilvolle Gefühl unter den Männern. Die Stille selbst war ein stummer Vorwurf. Auch Temeraire war dagegen nicht gefeit. »Ich verstehe nicht, warum wir noch keinen Weg gefunden haben«, sagte er. »Wann immer wir über die Gipfel geflogen sind, sah es so aus, als wenn diese Schlucht und jene sich unter den Bäumen treffen würden. Dann landen wir wieder, und plötzlich schlagen wir den falschen Weg ein, oder die Felsspalten stoßen doch nicht aufeinander, oder da wartet ein riesiger Felsbrocken auf uns. Und immer sieht alles völlig gleich aus. Mir gefällt es hier überhaupt nicht, und ich finde es ganz schön unheimlich, dass wir uns so oft verlaufen.«
     
    Größere Wildtiere waren selten, und was die Männer erlegten, bekamen die Drachen zu

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