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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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diesen
einen Diensteinsatz. Sie zum Felsvorsprung hinaufzutreiben und von da aus in Temeraires Bauchnetz zu befördern erwies sich als durchaus schwierig. Es war eine seltsame, raue Truppe, die zum Großteil aus dünnen, zähen Burschen bestand, deren Gesichter eine seltsame Ähnlichkeit hatten, was vielleicht dem mühevollen Leben hier und ihrem bevorzugten Mittel des Trostes zuzuschreiben war. Feine Netze aus geplatzten roten Äderchen überzogen ihre Nasenrücken, und ihre Augen waren blutunterlaufen.
    Nur einige wenige Männer sahen etwas geeigneter für die Arbeit aus, die vor ihnen lag. Da war z.B. ein gewisser Jonas Green, der grob aus Felsgestein hätte herausgehauen worden sein können, mit seinen massigen Schultern und Armen. Er war der einzige der Verurteilten, der nicht betrunken war, als er auf dem Felsvorsprung ankam. Ein Robert Maynard war eher fett als kräftig, und ihm konnte niemand den Vorwurf machen, er würde zu abstinent leben. Aber man sagte ihm Fähigkeiten als Steinmetz nach, und seine Hände sprachen Bände. Sie waren schwielig, hart wie Eisen, überproportional groß und mit dicken Fingern versehen.
    »Ihn sollten Sie besser nicht unterschätzen«, sagte MacArthur, als er die Liste mit den Männern übergab. »Wegen Taschendiebstahls deportiert. Da draußen in der Wildnis kann er nicht viel Schaden anrichten, aber ich würde Ihnen raten, bei Ihrer Rückkehr auf Ihre Börsen zu achten.«
    Obwohl die Männer beinahe allesamt unter Alkoholeinfluss standen und die Stunde, zu der sie hochgebracht worden waren, schon beinahe die Dunkelheit ankündigte, sperrten sie sich entschieden gegen den Drachentransport, als sie sahen, wie sich Temeraires Kopf durch die neblige Dämmerung zu ihnen herumschwang, und sie wollten sofort den Rückzug antreten.
    »Das ist mehr, als man von einem Mann erwarten kann«, klagte ein Bursche mit einer fast brüchigen, schrillen Stimme. Er hieß Jack Telly, ein Mann mit traurigen Augen und enttäuschten Gesichtszügen,
dessen verkümmerter Wuchs überhaupt nicht zu seinem beinahe aggressiven Protest passte. »Ich kann den ganzen Tag und die ganze Nacht lang die Spitzhacke schwingen, und das werde ich auch tun, aber ich lasse mich nicht so mir nichts, dir nichts in den Bauch eines Drachen werfen.«
    Der allgemeinen Zustimmung ließ sich nicht mit Logik beikommen, sondern sie konnte nur durch eine ausreichende Ration Rum und eine Menge Überzeugungsarbeit überwunden werden, sodass sich die Männer am Ende beinahe in einem betäubten Zustand befanden – nicht ganz unähnlich der Methode, die man anwandte, um Vieh zu transportieren, wie Laurence resigniert feststellte –, ehe sie endlich an Bord gebracht werden konnten. Green allein ließ sich nicht bestechen und lehnte mit einem Kopfschütteln ab, als ihm ein Glas angeboten wurde. Er war einer der Strafgefangenen, die erst vor Kurzem mit der Allegiance angekommen waren. Allerdings kletterte er nicht vertrauensselig, sondern eher mit stoischem Gleichmut an Bord, als ob es ihm herzlich egal wäre, ob er an einen Drachen verfüttert werden würde oder nicht.
    Forthing sorgte unter Temeraires finsterem Blick dafür, dass das Beladen zügig voranging, und meldete ein wenig steif, jedoch ohne offenkundig unhöflich zu sein: »Ich denke, wir sind fertig, Mr. Laurence.« Granby, so glaubte Laurence, dürfte einige deutliche Worte gefunden haben, die seine Aussichten und die Frage betrafen, wie diese sich wohl entwickeln würden, wenn er ein Benehmen an den Tag legte, das den Drachen verärgern würde, welcher die übrigen Eier in seiner Obhut hatte. Schließlich war das seine einzige Aussicht auf eine Beförderung.
    »Sind die Eier gesichert?«, fragte Temeraire und spähte an seinem eigenen Bauch hinunter, wo sie sorgfältig verstaut worden waren. Er hatte sich rundheraus geweigert, sie zurückzulassen, und sei es auch unter der Aufsicht von Riley.
    »Nein, sie bleiben nicht hier, denn schließlich ist Bligh immer
noch an Bord des Schiffes«, hatte Temeraire gesagt, »und abgesehen von all dem Unheil, das er anrichten kann, sobald eines geschlüpft ist, wäre ich kein bisschen überrascht, wenn er versuchen sollte, eines für sich selber zu beanspruchen, wo Rankin ihm nun doch nicht zu Diensten zu sein scheint. Normalerweise würde ich mir da ja keine Gedanken machen, aber offensichtlich hat die Seereise die Eier negativ beeinflusst. Das ist für mich die einzig denkbare Erklärung für Caesar«, fügte er mit tiefem

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