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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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essen. Caesar beschwerte sich in einem fort über seinen mageren Speiseplan, bis das bedrückte Gefühl der anderen
auch auf ihn übersprang, und dann wollte er plötzlich nur noch fort. »An diesem Ort ist nichts gut, und ich bin mir sicher, dass auch die Kühe gar nicht gerne hierherwollen«, sagte er. »Wir sollten besser Land zugesprochen bekommen, das näher an der Stadt liegt, wo es so sonnig und angenehm ist, nicht hier, wo man nicht mal an den Bäumen vorbeischauen kann.«
    Sie waren jeden Tag gezwungen, etwas Zeit aufzuwenden, um Wasser zu suchen, doch da sie keinen Erfolg dabei hatten, eine Route ausfindig zu machen, kehrten sie häufig wieder zu ihrem alten Lager am Flussufer zurück. Der fünfte Tag ihrer Expedition jedoch endete in Aufregung. Aus der Luft hatten sie geglaubt, dass zwei der Täler miteinander verbunden seien, wenn auch nur durch einen schmalen Felsspalt, der es gerade eben Männern zu Fuß erlaubte, sich hintereinander durchzuschieben. »Das reicht mir völlig«, sagte Granby. »Man kann ihn breiter machen, und wenn wir erst mal eine Route gefunden haben, dann entdecken wir vielleicht auch noch eine zweite, wenn wir in die andere Richtung schauen.«
    »Und was noch viel wichtiger ist: Während wir uns weiter umsehen, können wir die Männer schon mal arbeiten lassen, denn das sollten wir keine Stunde länger aufschieben«, sagte Rankin und warf einen kalten Blick über seine Schulter zu den Gefangenen, die sich noch immer nicht von ihrem einfachen und behelfsmäßigen Lager erhoben hatten, obwohl der Morgen schon weit fortgeschritten war. »Bislang trödeln sie nur herum und trinken Rum, und ich bin mir sicher, dass wir nur Ärger erwarten können, wenn wir solche Männer unruhig werden lassen und ihre blühende Fantasie mit ihnen durchgeht.«
    Inzwischen hingen jedoch nicht mehr nur die Verurteilten ihren Fantasien nach. Fellowes, Laurence’ gelassener und bodenständiger Anführer der Bodenmannschaft, normalerweise ein verständiger Bursche, flüsterte Laurence zu: »Ich hoffe, Sir, Sie sind vorsichtig, wenn wir diesen Pass betreten. Ich bin mir sicher, wir hatten bislang nicht ohne Grund solches Pech.«
    »Das glaube ich auch«, bekräftigte Temeraire. »Vielleicht sollte ich den Spalt selber erweitern, ehe du durchgehst. Ich habe festgestellt, dass sich der Göttliche Wind sehr gut eignet, um Felsen zu zerschmettern.«
    »Und um vermutlich die halbe Felswand auf unsere Köpfe regnen zu lassen«, warf Rankin ein.
    »Sie kann gerne auf Ihren Kopf fallen, das würde niemanden stören«, brauste Temeraire auf, aber leider war der Einwand nicht von der Hand zu weisen und machte seinem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Die Felswände aus weichem Sandstein bröckelten schon, wenn man nur kräftig mit einer Hand in dicken Lederhandschuhen darüberrieb, und überall dort, wo sich das Gestein über die Baumgrenze hinaus erhob, war es von kleinen Felsrutschen und Abgängen gezeichnet.
    Der Untergrund des Passes war uneben und gab schnell unter ihren Füßen nach. Schotter und Steine rollten weg, wenn neues Gras oder Unterholz sich noch nicht festgesetzt hatte, obwohl es eigentlich genug Grünpflanzen gab, die den Boden der Felsspalte bedeckten und ihnen bis zu den Oberschenkeln reichten, was ihnen das Vorankommen erschwerte. Sie konnten nur hintereinander gehen. Die Felswand, die sich auf der einen Seite erhob, hatte einen leichten Überhang, sodass man, wenn man hochspähte, nur einen schmalen Himmelsstreifen erkennen konnte, der sich vom dunklen Gestein abhob. Laurence hatte das Gefühl, dass die Felsen über ihm zusammenschlagen würden.
    Auch der Wind zwängte sich in die Spalte und pfiff heftig, wenn er über scharfe Kanten oder Einschnitte im Felsen fuhr. An einem Hang mit lockerem Geröll brauchten sie eine Weile zum Klettern, und auf der anderen Seite stolperte Laurence derart unglücklich, dass er zusammen mit einem Schwall lockerer Steine hinabglitt und ihm der Sand überall in die Kleidung drang. Als er nach hinten stürzte, fing er sich ungeschickt mit den Händen ab, die bis zu den
Handgelenken in losen Steinen versanken, während er immer weiter hinabrutschte.
    Schließlich gelang es ihm aber doch noch, die Bewegung zu stoppen, und er lag benommen zwischen den aufgetürmten Steinen rings um ihn herum, die mit hinuntergerollt waren. Unmittelbar vor ihm ragte eine weitere Felswand mit Überhang auf, die vom Boden aus die Höhe von mehreren Männern übereinander hatte und

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