Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
Vom Netzwerk:
fließen oder in einen See oder ein Binnenmeer münden, denke ich«, sagte Laurence und hob den Blick von seinen vor ihm ausgebreiteten Karten vom Küstengebiet des Kontinents, die beklagenswert unvollständig waren.
    »Das wäre immerhin etwas, worüber man sich freuen könnte«, sagte Granby und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. »Ich hätte nichts dagegen, einen See zu überfliegen. Diese Schmuggler müssen doch auf ihrem Weg auch irgendwo am Wasser Halt machen, oder?«, fügte er fragend hinzu.
    Es war schwer, das langsame Tempo zu ertragen, die endlos unter ihnen dahingleitenden Bäume und den Fluss, der sich von ihnen wegschlängelte. Iskierka war der Meinung, dass sie ihn besser hätten verlassen sollen, um geradeaus weiterzufliegen, und Temeraire fand
es schwer, sie wieder davon abzubringen, denn er musste sich selber ebenso wie sie überzeugen, obwohl Laurence und Granby sich so sicher waren.
    Temeraire versuchte, so vorsichtig und langsam zu fliegen, wie es eben ging, aber mehrere Tage vergingen, ohne dass sie irgendeine Spur entdeckt hätten. Tharkay begann darauf zu beharren, dass sie trotz aller Anstrengung die Diebe überflogen haben und nun umdrehen müssten. Temeraire konnte das nicht glauben, denn sie waren doch so außerordentlich langsam geflogen, aber schließlich überzeugte Laurence ihn eines Morgens, ehe sie sich wieder in die Luft erhoben, sich von ihm ein Diagramm aufzeichnen zu lassen, das die weiteste Entfernung zeigte, die die Diebe hätten zurücklegen können. Temeraire konnte es nicht leugnen: Sie waren zu weit geflogen.
    Und so mussten sie drei Tage lang über die gleiche Landschaft zurückfliegen bis zu den letzten Spuren, die sie gefunden hatten, und ihre Suche an dieser Stelle erneut aufnehmen, ehe Tharkay es ihnen schließlich erlaubte, weiter vorzudringen. Er hatte nichts Neues entdeckt. An diesem Nachmittag landete Temeraire trübsinnig und voller Verzweiflung am Fluss. Er konnte nicht anders, als durstig das Wasser zu trinken, auch wenn er nicht das Gefühl hatte, es verdient zu haben.
    »Laurence«, sagte Tharkay und erhob sich, »auf ein Wort, bitte.« Temeraire stellte seine Halskrause auf und widerstand heldenhaft der Versuchung, die beiden zu belauschen. Was konnte Tharkay zu sagen haben, das der Rest von ihnen nicht hören sollte? Und Laurence sah sehr ernst aus, während er ihm zuhörte. Natürlich konnte man bei einer heimlichen Unterredung nicht einfach die Ohren spitzen, aber …
    »Ich kann überhaupt nichts verstehen«, beklagte sich Iskierka. »Granby, geh und erzähl uns dann, was sie gesagt haben.«
    »Nun, das werde ich ganz bestimmt nicht tun«, sagte Granby entschlossen,
»und du solltest auch nicht glauben, dass du unbemerkt näher rutschen kannst. Du hast genug Sünden auf deinem Konto, da musst du nicht auch noch die Untugend des Lauschens hinzufügen.«
    Doch dann kam Laurence zurück und sagte sehr vorsichtig: »Mein Lieber, ich muss dich jetzt um äußerste Zurückhaltung bitten, und auch Iskierka dazu anzuhalten, ehe ich…« Temeraire unterbrach ihn zu Tode erschrocken: »Oh … oh, er hat etwas gefunden … ein Stückchen vom Ei …«
    »Nein«, sagte Laurence, »nein, mein Lieber, ganz im Gegenteil, aber du darfst hier nichts aufwühlen oder zerstören. Tharkay glaubt, dass die Diebe erst letzte Nacht hier gewesen sein müssen und dass sie das Ei dort auf dem kleinen Sandhügel abgelegt haben. Aber er ist sich nicht sicher …«
    »Dann sind sie noch ganz in der Nähe«, kreischte Iskierka und stellte sich auf die Hinterläufe.
    »Halt, halt«, rief Temeraire, machte einen Satz und drückte mehrere Teile ihres zusammengerollten Schwanzes zu Boden. »Du darfst nicht flattern und damit die Spuren verwischen, oder wir werden alles verlieren. Wir müssen abwarten. Tharkay, kannst du schon sagen, in welche Richtung sie weitergezogen sind?«
    Seine Flügel zitterten vor Aufregung, das bittere Gefühl der Verzweiflung war wie weggeblasen. Sie waren also doch nicht gescheitert! Die Diebe waren mit ihrer Beute nicht davongekommen. »Wir sind heute Morgen nur ein paar Stunden geflogen«, sagte Temeraire freudestrahlend, »und wir haben dauernd Pausen gemacht. Wir werden sie doch wohl einholen und zu fassen kriegen, ehe der Tag zu Ende ist. Und du bist sicher, dass es dem Ei gut ging, als die Diebe hier waren?«, fügte er mit fragendem Unterton hinzu. »Kannst du sagen, ob das Ei vielleicht in der Nähe des Lagerfeuers abgelegt worden

Weitere Kostenlose Bücher