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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Tharkay aufgestanden und zu einem anderen Teil des Lagers gegangen war, aber er konnte keinerlei Rauch ausmachen, bis er die Zunge ausstreckte. Nun glaubte er, dass er tatsächlich eine Spur von leicht verbranntem Holz schmecken konnte.
    Doch dann … dann … dann sagte Tharkay: »Und das Ei hat hier gelegen.« Als sich Temeraire umdrehte, konnte er es ganz deutlich erkennen. Da war ein Nest aus Blättern und Gras, ordentlich zusammengefegt, und drum herum eine Art Rahmen aus dünnen Ästen. Das Nest hatte einen weichen, gewölbten Abdruck in der Mitte, genau in der richtigen Größe und Form, um ein Ei aufzunehmen. Temeraire hätte für den gleichen Zweck ein ebensolches Lager zurechtgemacht.
    »Du hast uns fünftausend Meilen in die Wildnis und den Dieben auf die Spur gebracht«, sagte Laurence. »Das hätte ich nicht für möglich gehalten.«
    Tharkay schüttelte den Kopf. »Du kannst mich loben, wenn sie uns in die Hände gefallen sind. Im Augenblick sehe ich sie nicht, und du?«
    Temeraire stieg empor, damit sie in alle Richtungen spähen konnten, und tatsächlich konnte er niemanden in irgendeine Richtung laufen sehen. Etliche Hügel weiter wurde ein wenig Staub aufgewirbelt, aber das waren nur einige davonrennende Kasuare und in der Ferne ein paar wilde Hunde. »Aber sie müssen doch ganz in der
Nähe sein, wenn sie gerade noch hier gesessen und gegessen haben«, sagte er, um sich Mut zu machen, nachdem er gelandet war.
     
    »Ich will niemanden entmutigen«, betonte Tharkay Laurence gegenüber, »aber die Diebe scheinen das Land außergewöhnlich gut zu kennen. Da gibt es kein Zögern auf ihrem Weg, kein falsches Abbiegen. Sie haben schnell gegessen, also hatten sie entweder Nahrung bei sich oder wussten, wo sie rasch an welche gelangen würden. Sie sind direkt zu diesem Lager gezogen, wo sie wussten, dass sie Wasser vorfinden würden, und sie haben dabei nicht unseren Vorteil, das Land aus der Luft herab absuchen zu können.«
    »Ich möchte nicht über Gebühr optimistisch klingen«, sagte Laurence, »aber ich bin trotzdem recht zuversichtlich: Vielleicht ist ihnen ihre Route vertraut, aber sie können die Landschaft nicht genug kennen, um sich weit von ihrem üblichen Weg zu entfernen, und wir haben den Vorteil, dass wir in weiten Bögen fliegen können.«
    »Dann sollten wir uns diesen Vorteil besser auch zunutze machen«, sagte Temeraire. »Wenn dann bitte alle Mann an Bord kommen würden.« Die Strafgefangenen standen nur unwillig auf, um den angenehmen Schatten zu verlassen und sich stattdessen wieder ins Bauchnetz zu begeben. Auch Caesar rappelte sich jammernd auf, und dann fragte Leutnant Forthing: »Wo steckt denn dieser verfluchte Bursche Telly?«
     
    Jack Telly war spurlos verschwunden.
    »Aber wohin kann er denn gegangen sein?«, fragte Temeraire: Im Umkreis von sieben Meilen gab es praktisch überhaupt nichts, und selbst wenn ein Mann vorgehabt hätte, vor ihnen davonzulaufen, dann gab es nichts, wohin er sich hätte flüchten können. Seitdem sie ihr Lager an diesem Morgen verlassen hatten, hatten sie gute zehn Meilen der Landschaft überquert, obwohl sie in so ermüdenden Kehren geflogen waren.
    Es stellte sich heraus, dass Telly zum letzten Mal gesehen worden war, als er zum Wasserloch ging, um etwas zu trinken und seinen Kanister aufzufüllen: Einer der anderen Gefangenen hatte ihn mit dem Behälter in der Hand weggehen sehen.
    »Tja, dann ist er eben desertiert und in die Wildnis geflohen«, sagte Rankin ungeduldig, »zweifellos, weil er der idiotischen Vorstellung Glauben geschenkt hat, dass man China auf dem Landweg erreichen könne. Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass er uns nichts Wichtigeres als einen einzigen Wasserkanister gestohlen hat. Schlagen Sie vor, dass wir eine Stunde damit verschwenden, ihn unter dem Dickicht hervorzujagen, worunter er sich verkrochen hat? Oder ist uns die Angelegenheit, die uns so weit in diese Gegend hineingetrieben hat, wichtiger, als einen Narren vor seiner selbst gewählten Torheit zu retten?«
    »Wir können auf keinen Fall Zeit erübrigen«, flüsterte Temeraire besorgt Laurence zu.
    »Wir können und wir werden die Zeit aufwenden«, sagte Laurence, »um zumindest einige Male über die unmittelbare Umgebung zu fliegen und nach ihm zu rufen. Dieser Mann steht in unserer Verantwortung und ist Teil unserer Mannschaft. Wenn er desertiert ist, ist das eine Sache. Aber es wäre wirklich seltsam, sich in unserer augenblicklichen Lage zur Flucht zu

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