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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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hatte viel Appetit. Die meisten Flieger waren nicht an regelmäßige Mahlzeiten gewöhnt, und in der letzten Zeit hatten die knappen Wasservorräte ihre Essenszeiten noch sporadischer gemacht. Zumeist hatte es Pausen gegeben, wenn eine ausreichende
Anzahl von Mitgliedern der Gruppe sich zum Protest zusammengeschlossen hatte. Heute sagte niemand etwas, selbst dann nicht, als der Tag vorangeschritten war und die Mittagsstunde schon vorbei sein musste – auch wenn die Sonne bis jetzt nicht richtig zu sehen gewesen war, um das zu beurteilen. Nur die jüngeren Flieger ließen sich nicht unterkriegen und brachten ein gewisses Interesse für die Umgebung auf: Demane hatte sich umgesehen, und Roland hatte Sipho und Paul Widener – Rankins Signalfähnrich, einen ängstlichen und leicht reizbaren Jungen – dazu bringen können, ihre Wildfunde zu zerlegen, das Fleisch gründlich einzusalzen und es zum Trocknen auszulegen. Zu ihrem sofortigen Vergnügen brieten sie eine Reihe größerer Eidechsen am Stock. Als Demane sie gefunden hatte, waren sie zwar noch am Leben gewesen, aber so betäubt von Rauch und Donner, dass man sie mit der Hand hatte fangen können.
    »Das ist wirklich ganz lecker, Sir«, sagte Roland und bot Laurence etwas an, doch das bisschen Geruch, das dieser durch seine benebelten Sinne wahrnehmen konnte, war nicht dazu angetan, seinen mangelnden Appetit anzuregen.
    Sie hatten bereits mehr Fleisch, als sie für ihre Rückreise benötigen würden, doch Demane zog noch einmal los, denn er konnte der reichen Beute nicht widerstehen. Er kehrte schon in weniger als einer halben Stunde wieder zurück, legte seine letzte Trophäe – ein Känguru von beträchtlicher Größe und nur ein wenig angesengt – auf dem Boden ab und duckte sich dann unter Temeraires Flügel hindurch.
    Als Laurence den Blick hob, sagte Demane: »Da sind Männer auf der anderen Seite der Dünen.«
     
    Die Strafgefangenen waren dafür, sofort anzugreifen, »ehe sie sich wieder davonmachen und sich dann in der Nacht an uns heranschleichen, um sich den Nächsten von uns zu holen«, sagte O’Dea,
der zu Laurence und Rankin kam, um im Namen der anderen zu sprechen. »Selbst der Kleine sollte es mit ihnen aufnehmen können«, womit er in seiner blutrünstigen Stimmung Caesar meinte. Rankin antwortete mit eisiger Stimme: »Das reicht, Mr. O’Dea. Wir werden es Sie wissen lassen, wenn Ihre Meinung noch einmal gefragt sein sollte.«
    Diese Bemerkung wurde mit empörtem Gemurmel quittiert, und die Strafgefangenen machten sich nicht die Mühe, ihre Stimmen übermäßig zu dämpfen. Rankin ignorierte sie schlichtweg, doch Laurence schüttelte kurz den Kopf. Er hatte schon früher Meutereien gesehen, und die Gründe waren dabei weitaus geringer gewesen als die Überzeugung, vor unmittelbar drohenden Mordversuchen zu stehen. Da Temeraire und Caesar beide angeschlagen und erschöpft waren, konnte wirkliches Unheil angerichtet werden, wenn die Verurteilten versuchen sollten, sich an ihm selbst oder Rankin oder irgendeinem anderen der Mannschaftsmitglieder, die Temeraire schätzte, zu vergreifen.
    »So ist es nicht«, sagte Demane laut und ungeduldig. »Sie haben das Ei nicht.«
    Bei dieser Bemerkung erwachte Temeraire aus seinem unruhigen Schlummer und hob den Kopf. Als er die Lage begriffen hatte, strahlte er und sagte: »Aber vielleicht wissen sie ja, wohin die anderen unterwegs waren.« Dann schwang er den Kopf zu den Verurteilten und fragte: »Kann denn niemand mit ihnen sprechen?«
    »Es ist nicht gut, sich mit ihnen zu unterhalten«, sagte O’Dea. »Wir wollen schnell zuschlagen. Wenn sie wissen, dass wir hier sind, werden sie sofort fliehen und sich später zurückschleichen …«
    »Sie wissen längst, dass wir hier sind«, sagte Demane. »Sie haben mich das Känguru wegschaffen sehen.«
    »Nun ja, er ist ein schwarzer Bursche, oder nicht? Also einer von ihnen«, bemerkte einer der Männer. Sicherlich war Demane dunkelhäutig, doch da er aus Afrika stammte, hatte er mit den Eingeborenen
hier nicht mehr gemeinsam als diese Färbung der Haut. Trotzdem, so hoffte Laurence vorsichtig, könnte diese Tatsache ein Gefühl der Zusammengehörigkeit hervorrufen oder zumindest die Vorbehalte mildern, die ihr eigenes, fremdartiges Erscheinungsbild hervorrufen mochte.
    »Gentlemen, spricht irgendeiner von Ihnen ihre Sprache?«, fragte Laurence, und nach einigem Zögern gab O’Dea zu, dass er etwas Erfahrung auf diesem Gebiet habe. Das Gleiche galt für

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