Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition)
nachher leichter machen, dich mir hinzugeben. Es gibt dir Zeit, dich an mich zu gewöhnen.“
Jiru presste in einer verzweifelt anmutenden Geste die Lippen zusammen, atmete danach tief durch und schaffte es, sich zu beherrschen. Callin vermutete, dass sein Sklave sich auf der Straße verkauft hatte oder anderweitig von Männern missbraucht worden war. Nicht lange genug, um ihn abzustumpfen, lang genug, um seine Seele zu verletzen. Das würde die Annäherung nicht erleichtern, Callin wusste, dass er sehr behutsam weitermachen musste.
Ohne Widerstand ließ Jiru sich mit Taffas füttern – mit würzigem Lammfleisch gefüllte Brotbällchen, die gerade die richtige Größe besaßen, als Ganzes in den Mund genommen zu werden. Dazwischen gab es klein geschnittene Obststücke und in Weinblättern ausgebackenen Käse. Kräftige Kost, um den von Entbehrungen und Folter geschwächten Mann rasch auf die Beine zu bringen. Er achtete fürsorglich darauf aufzuhören, sobald Jirus Bewegungen zeigten, dass er satt war. Auf keinen Fall wollte er sich selbst das Vergnügen verderben, sein Gespiele sollte Lust statt Übelkeit verspüren! Aus diesem Grund gab er ihm auch lediglich Wasser zu trinken, er konnte nicht einschätzen, wie viel Wein Jiru vertrug.
Da die Decke herabgerutscht war, als er Jiru zu sich gezogen hatte, durfte Callin sich hemmungslos an dem Anblick kaum verhüllter Nacktheit ergötzen. Das kurze Gewand aus weicher weißer Wolle reichte kaum bis zu Jirus Oberschenkeln und glitt bei jeder Regung nach oben.
Sobald er ihn abgefüttert hatte, drehte er Jiru so, dass er seitlich der Länge nach an ihn gepresst lag. Eine Weile lang streichelte Callin ihm lediglich über den Arm, bis die Spannung wieder aus den verkrampften Muskeln wich.
„Du hast dich sicherlich bereits Männern hingegeben?“, fragte er leise. „Aus freiem Willen, meine ich, nicht, um dein Überleben auf der Straße zu sichern.“
„Nein. Mein Vater wollte es, aber Mutter mochte sich mit dieser karsländischen Sitte nicht anfreunden und hat es strikt untersagt.“
„Welch ein Jammer …“ Callin hatte es bereits befürchtet. Selbst die Westwindvölker, bei denen Frauen einen höheren Stellenwert besaßen als Männer, folgten der Tradition der Erfahrungsriten. Freigeborene Mädchen ab vierzehn und Jungen ab sechzehn durften dabei ein Jahr lang unbeschränkt unter Gleichaltrigen wählen und Erfahrungen mit beiden Geschlechtern sammeln. Es war eine Zeit, die die meisten als die schönste ihres Lebens in Erinnerung behielten. Danach galt man als erwachsen und durfte heiraten, als Mann den Soldaten beitreten oder sich an der Wahl der Beisprecher beteiligen, ja, sogar selbst in diesen erlauchten Kreis erhoben werden, der den Fürst in allen Entscheidungen beriet und jedes Jahr neu zusammengestellt wurde. Viele Mädchen wurden in dieser Zeit zum ersten Mal schwanger, und da sie selten wussten, wer der Vater sein könnte, galten diese Kinder als Göttergeschenke und wurden dem Tamuktempel übergeben. Die Priester der Fruchtbarkeitsgöttin sorgten dafür, dass es den Kindern an nichts mangelte, gestatteten allerdings, dass die Mütter, sofern sie wollten, ihre Säuglinge stillen und später jederzeit besuchen durften. Es war nicht unüblich, dass sich Paare fanden, durchaus auch gleichgeschlechtlich, die für den Rest ihres Lebens zusammen blieben. Nahezu alle Familien folgten dieser Tradition gerne. Die jungen Leute verließen das Heim und lebten in speziell für diesen Zweck erbauten Häusern, Standesunterschiede zwar nicht aufgehoben, doch weniger wichtig wurden. Bündnisse mit fremden Familien konnten geschlossen werden, arme Bauern mussten sich nicht darum sorgen, wie sie ihre Heranwachsenden durchfüttern sollten. So viel Wissen konnte ausgetauscht werden, der Geist der Jugendlichen wurde für die Welt geöffnet. Diese Freiheit galt als eine der größten kulturellen Errungenschaften ihres Volkes. Die Nordleute hingegen schimpften es als schamloses Gebaren, verurteilten sie dafür, die Jugend zu verderben, indem sie grenzenlose Lasterhaftigkeit duldeten. Vor allem aber erregten sie sich über das in ihren Augen götterlästerliche Beisammensein von gleichgeschlechtlichen Paarungen.
„Gewiss war es schmerzlich für dich, von den Erfahrungsriten ausgeschlossen worden zu sein?“, fragte Callin, bemüht, Mitgefühl zu zeigen. Alles, was ihn Jiru näher brachte, war wertvoll.
„Ich war nicht gänzlich ausgeschlossen. Ich durfte lediglich keinen
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