Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition)
Kuss auf diese Lippen hauchen! Jiru verzog gequält das Gesicht, das nach der erlittenen Folter noch immer gerötet und tränenüberströmt war. Seltsam, dass ihm der Tokar als einziges passend erscheinen wollte, um seinen neuen Sklaven zu schmücken. Im Vergleich dazu war Nesri mit einem billigen Steinchen ausgestattet worden. Callin betrachtete diese kostbare Münze, eine der teuersten Schätze in seinem gesamten Haus. Was war in ihn gefahren, dass er dieses edle Stück an einen Sklaven verschwendete, der bald sterben würde? Und doch, wenn er Jiru damit sah, spürte er, dass es die einzig mögliche Wahl gewesen war. Nun, ein Mann, der keinen Schatz opfern konnte, war arm im Geiste, wie man in Karsland sagte.
„Ruh dich aus. Morgen früh wird es dir viel besser gehen“, flüsterte er zärtlich, küsste ihn ein weiteres Mal und wandte sich danach ab. Er brauchte ebenso dringend Schlaf und Ruhe wie sein Opfer, damit er das Bindungsritual morgen vollenden konnte.
„Träum süß, mein Liebling …“
„Bleib ruhig. Hab keine Angst, es ist alles in Ordnung“, hörte Jiru eine weibliche Stimme über sich. Ob sie diese winselnden Laute ausstieß, oder wurde da jemand in der Nähe grausam gequält? Ein feuchtes Tuch fuhr über sein Gesicht, es tat gut …
Das bin ich, dachte Jiru verwirrt. Er selbst wimmerte so erbärmlich.
„Durst“, krächzte er matt. Es war erschreckend, wie schwach er war. Irgendetwas musste geschehen sein. Ob er krank war?
Die Frau stützte ihn im Nacken und half ihm, etwas Wasser zu trinken. Jeder Schluck schmerzte, er schien wirklich krank zu sein. Oder verletzt? Seine Stirn stand in Flammen ...
Die Erinnerung schlug mit solcher Macht auf ihn ein, dass Jiru panisch hochfuhr. Callin! Wo war er, was hatte der Zauberschmied ihm angetan? Was würde er als nächstes tun?
„Ruhig!“, befahl die Sklavin energisch und drückte ihn mit überraschender Kraft zurück ins Kissen.
„Was …?“ Jiru tastete mit zittrigen Fingern über sein Gesicht, konnte aber keine Brandwunde oder Erhebung finden.
„Es ist nicht mehr zu sehen. Die Münze ist ein Teil deines Körpers geworden. Der Herr hat eine untrennbare Bindung geschmiedet.“
Darüber dachte Jiru eine Weile nach, fühlte tief in sich hinein, suchte, was immer die Magie mit ihm angerichtet haben mochte.
„Du wirst es spüren, sobald der Herr dich in Besitz genommen hat. Im Moment ist die Bindung eine rein geistige.“
„Bist du auch …?“
„Ja. Ich bin ebenfalls gezwungen, ihn zu lieben.“
Etwas an der Art, wie die junge Frau das sagte, war seltsam. Jiru musterte sie, überrascht über die Intensität des Hasses, der für einen Moment ihre ebenmäßigen Züge beherrschte. Sie besaß die goldbraune Haut der Westwindländer und trug ein halbdurchsichtiges weißes Kleid, wie es für Cha’ari typisch war. Ein seltsames Schmuckstück zierte eines ihrer Ohren, Jiru konnte nicht erkennen was es war.
„Kein Zauber dieser Welt kann echte Liebe erschaffen“, wisperte sie. „Ich bin ihm hörig, sobald er den Raum betritt, kann nur an ihn denken, wenn er mir nahe kommt; sobald er mich berührt, fühle ich mich glücklich. Ist er fort, werde ich wieder ich selbst … Zumindest jetzt noch. Mit jedem Tag wird es schwieriger, dagegen anzukämpfen und ich weiß, ich werde mich verlieren. Über kurz oder lang werde ich ihm vollständig verfallen sein.“
Ihre Verbitterung rührte Jiru an. Hätte er die Kraft, würde er versuchen, sie zu trösten. Würde er nicht ihr Schicksal teilen … So blieb ihm nichts als schweigend zu warten, dass sie weitersprach.
„Dieses Ding, das er mir eingebrannt hat, es verhindert, dass ich mich umbringen kann. Oder irgendetwas versuchen, um meinem Herrn zu schaden. Ich kann ihn nicht anlügen, nicht hintergehen, nicht betrügen. Über das zu reden, was er mir angetan hat ist mir allein möglich, weil du ebenfalls unterworfen wurdest.“
„Warum tut er das?“, flüsterte Jiru matt.
„Weil er es kann. Weil er ein Sammler ist und alles besitzen will, was ihn interessiert.“
Mit fahrigen Bewegungen stand sie auf, breitete eine Decke über Jiru, zog das Kissen in seinem Rücken glatt, damit er bequemer liegen konnte. „Schlaf, du musst zu Kräften kommen, um ihm dienen zu können.“
Jiru nickte, er wusste, was sie meinte.
„Ist er grausam?“, fragte er erschöpft.
„Nein. Das ist das Gute. Die Magie hindert ihn daran, gewalttätig oder gleichgültig zu sein. Er wird dich wie einen Prinzen
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