Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition)
fragte Uray beschwichtigend. „Hat es nicht verdient, wieder zu wachsen und zu erstarken?“
„Nur einer von zehn Söhnen trägt noch die Fähigkeit zur Dämonenbindung in sich“, fiel Yaris dazwischen. „Dass wir drei zur selben Familie gehören ist ein Zufall, wie er kaum jemals vorkommt! Stell dir vor, wenn wir Jiru tatsächlich prägen könnten! Der unsterbliche Ruhm, den unsere Familie damit gewinnen wurde, könnte all die Demütigungen der Vergangenheit aufwiegen. Die Wahrscheinlichkeit mag gering sein, aber wenn wir es nicht wenigstens versuchen, hat all das Leid, das Callin und ich diesem Mann bereits angetan habe, keinen Sinn gehabt.“ Yaris legte ihm die Hände auf die Schultern und blickte ihn beschwörend an. „Ich verspreche, wenn es nicht gelingt, lasse ich ihn friedlich entschlafen. Doch ich kann jetzt nicht mehr zurück, ich würde es für den Rest meines Lebens bereuen.“
Ergeben nickte Ilajas. Er wusste, es war eine Ehre, dass sein Vetter sich überhaupt die Mühe machte, ihn überzeugen zu wollen.
„Dürfte bedeuten, dass er noch was von dir will“, dachte Hiks kritisch.
„Kümmere dich ein wenig um ihn, Ilajas. Gib ihm einen Nantei-Trank gegen die Schmerzen, sorg dafür, dass es ihm an nichts mangelt. Ich muss mich und den Raum für das Ritual vorbereiten.“
Ilajas nickte Yaris’ Befehl knapp ab und verließ die Bibliothek. Diese konnte nur von ihnen dreien betreten werden und jenen, denen sie es ausdrücklich gestatteten. Eine Tatsache, die Callin sich seit rund dreißig Jahren weigerte, akzeptieren und begreifen zu wollen. Mindestens einmal pro Jahr schickte er einen seiner Sklaven, um die Enzyklopädie zu stehlen. Zu viele schuldlose Leben waren sinnlos vergeudet worden … oder etwa nicht? Was, wenn Callin genau diese Situation provozieren wollte? Einen Sklaven zu schicken, der nach der ersten Bindung noch stark genug für einen zweiten Versuch war, der unter der zeitlichen und räumlichen Entfernung zu seinem Meister nicht leiden musste …
Ilajas stockte der Atem bei diesem Gedanken. Das war unmöglich. Es musste unmöglich sein!
„Und wenn es so wäre, was dann?“, fragte Hiks. „Würde es etwa dein finsteres Weltbild zerstören, dass Callin seine Taktik geändert hat? Das er sich vielleicht doch für das Wohl aller interessiert statt nur für sich selbst? Dass er vielleicht schon immer wollte, dass eine Doppelprägung versucht wird und die dämliche Enzyklopädie ihm herzlich egal war?“
Ja, was wäre dann? Ilajas wusste es nicht zu sagen.
Ilajas trug den nahezu besinnungslosen jungen Mann in das Gästezimmer, das Yaris vorbereitet hatte. Auch hier würde kein Laut nach außen dringen, gleichgültig, wie laut geschrien wurde. Eine bedauerlicherweise notwendige Maßnahme, die viel Kraft kostet. Die Diener plauderten zu eifrig nach draußen aus, was sie im Haus beobachteten und belauschten. Egal wie viel man ihnen zahlte. Sie zu bestrafen wäre effektiver, würde allerdings den guten Ruf zerstören, den Yaris mühsam aufgebaut hatte. Sie alle brauchten diesen guten Ruf. Yaris’ Vater Islor hatte geglaubt, darauf verzichten zu können, was er mit dem Leben, sein Bruder Uray mit seinem Auge bezahlt hatte. Und er selbst ...
Ilajas würde nie den Tag vergessen, an dem Attentäter sie vor dem Haus angegriffen hatten. Er war mit seinen Eltern zu Besuch da gewesen, am falschen Ort zur falschen Zeit. Die Männer hatten Kampfhunde auf sie gehetzt und sie zugleich mit Wurfdolchen und Schwertern attackiert. Islor sowie Ilajas’ Eltern waren sofort tot gewesen. Uray hatte das Auge bei einem Schlagabtausch mit den Attentätern verloren, nachdem es ihm gelungen war, die Hunde mit einem Zauber auszuschalten – gerade rechtzeitig, denn Ilajas wäre fast zerfleischt worden. Sein Onkel hatte es trotz der schweren Verletzungen geschafft, auch die Angreifer zu töten. Yaris war ihm dabei keine Hilfe gewesen, er war ins Haus geflohen und hatte sich dort verschanzt. Selbst als der Kampf vorbei gewesen war, hatte er nichts getan, bis Uray ihn mit Gewalt herbeigezerrt und gezwungen hatte, Heilzauber zu wirken. Wer die Attentäter geschickt hatte, kam nie heraus, lediglich Callin konnte man ausschließen, der eine Botschaft mit einem magischen Siegel geschickt hatte, in dem er seine Unschuld beschwor.
Alle Verletzungen waren letztendlich verheilt, doch Urays Auge war verloren gewesen … Und Ilajas’ Penis schwer verstümmelt. Er war nicht impotent, weigerte sich allerdings, von
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