Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition)
wenn ihre Untergebenen sie ohne Scheu berühren durften.
Kilaja schüttete sich Wasser in ein bereitstehendes Kristallglas und nahm einen tiefen Schluck, bevor sie sich wieder dem kostbaren Buch zuwandte. Der größte Teil war verschlüsselt geschrieben, sie würde also einen Zauber finden müssen, um den Code zu brechen. Lediglich die Einleitungsworte waren unmissverständlich:
„Seit Haran es gelang, die Dämonen zu überlisten, ist uns Zauberschmieden die Gabe geschenkt, bei unserer Geburt eines dieser Schlundgeschöpfe an uns zu fesseln. Es schenkt uns Magie, höhere Sinnes- und Körperkräfte und ein langes Leben. Diese Versklavung schadet den Dämonen nicht, fast alle verbringen diese Zeit wie unsereins eine Nacht im Schlaf. Doch nun hat die Brut sich gegen uns verschworen und einen Fluch über das Volk der Zauberschmiede gelegt: Wir sind nicht länger fähig, unsere Gabe an jedes unserer Kinder weiterzugeben. Die Dämonen hatten kein Recht, uns das anzutun! Uns droht Vernichtung, unsere Nachkommen müssen viel zu oft als gewöhnliche Menschen leben. Es ist unsere Pflicht, jedes Mittel anzuwenden, um uns dagegen zu wehren!
Glücklicherweise haben die Götter es so gefügt, dass jeder magische Fluch gebrochen werden kann. Unsere Not wird enden, sobald ein sterblicher Mann von zwei männlichen Zauberschmieden dem Bindungsfluch unterworfen wurde. Unsere Herzen trauern um die unschuldigen Opfer, die es erfordern wird, bis dies gelungen ist. Doch Ruhm und höchste Ehre warten auf jene Zauberschmiede, die die Rettung für unser Volk bringen! Darum sind unsere Frauen bereit, ihre Söhne zu opfern, die ohne Magie geboren sind. Als Bund des Siebten Zirkels werden wir unsere Kräfte vereinen, Sklaven kaufen und gemeinsam die Opferrituale durchführen, auf das so wenig Tote wie möglich zu beklagen sind.“
Kilaja schloss das Buch mit einem Seufzen und legte es in ein Versteck. Ihr Bad müsste gleich fertig sein, sie brauchte erst einmal Schlaf, bevor sie die Entschlüsselung angehen konnte. Der Zirkel hatte mehr getan als lediglich junge Männer zu opfern. Er hatte versucht, auf Harans Spuren zu wandeln, in den Schlund hinabzusteigen und die Dämonenkönigin selbst herauszufordern, um den Fluch zu brechen. Das Ergebnis dieser Expedition war die Chronik, in der unschätzbar kostbares Wissen niedergelegt wurde. Der Zirkel, beziehungsweise dessen Vereinigung von Reichtum, Wissen und Macht, hatte die Karsländer provoziert, Krieg zu führen, da jene Magier, die sich nicht anschließen wollten, von Neid und Angst fehlgeleitet wurden. Die Zirkelmitglieder hatten unterschätzt, wie viele Zauberschmiede es in Karsland und den Nordreichen gab … Als direkte Folge war nicht bloß der Zirkel vollständig zerschlagen, sondern alle männlichen Magier aus den Westwindländern und den Südinseln verbannt worden. Hier in Cha’ari gab es nur noch weibliche Zauberschmiede, die ihre Gabe an ihre Töchter weitergaben. Männliche Schmiede wurden mit Verachtung behandelt, von ihren Müttern oft in die Fremde verkauft und Reisende verbargen sich nach Möglichkeit, bis sie das Land verlassen konnten.
Und die dämonische Brut triumphiert, weil unser Volk gespalten ist. Der Zirkel hätte uns vereinen können, stattdessen sind wir der Ausrottung näher denn je …
Kilaja hatte die Ermordung von männlichen Neugeborenen, bei denen magisches Talent vermutet wurde – oft genug zu Unrecht – unter harte Strafe gestellt. Viel mehr konnte sie nicht tun, da der Hass tief in ihrem Volk verwurzelt war und sie selbst noch keinen Frieden mit dem Nachbarreich geschlossen hatte.
Irgendetwas tat sich im Karsland. Callin und der Verräter arbeiteten schon lange daran, den Fluch brechen zu wollen, Kilaja musste sie überwachen!
Sie durfte nicht zulassen, dass die Karsländer Erfolg haben würden, es wäre der endgültige Untergang von Cha’ari …
Doch jetzt musste sie erst einmal ausruhen.
„Du musst dich mehr anstrengen!“ Die Stimme des Zauberschmieds klang vorwurfsvoll.
„Ich kann nicht mehr“, presste Jiru zwischen harten Schluchzern hervor, die ihm die Kehle zu zerreißen drohten. Es hätte ihn nicht gewundert, würde er mittlerweile Blut weinen, so sehr hatte Yaris ihm zugesetzt.
„Du musst!“ Er wurde am Kinn gepackt und brutal festgehalten. Auch heute war er aufrecht an das Käfiggitter gefesselt worden, diesmal allerdings war nur Yaris bei ihm. Es mussten Stunden vergangen sein, in denen der Zauberschmied ihn ununterbrochen
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