Drachenfluch1: Zauberschmiedekunst (German Edition)
müssen, um die Früchte ihrer Mühen zu ernten, wird beiden nicht leicht fallen …“
„Hiks? Ganz ehrlich, hatte Callin das geplant? Hast du von Kaba etwas erfahren? Ich meine, wenn er mit Yaris gemeinsam Experimente mit Unschuldigen machen wollte, hätte er das doch jederzeit tun können, statt sie für den Diebstahl der Enzyklopädie herzuschicken.“
„Hm? Pass auf die Stufen auf, nicht dass du stolperst und der Kleine sich den Kopf stößt!“
„Hiks, lenk nicht ab!“
Sein Dämon begann zu singen, bis Ilajas zähneknirschend an Fleckenkohl dachte. Hier war noch mehr im Gange, obwohl man sich das kaum vorstellen mochte, so kompliziert, wie die Sache bereits war.
„Ilajas, ist alles in Ordnung?“
Er war gerade vor der Tür des Raumes angelangt, in dem Jiru untergebracht war, als Yaris nach ihm rief.
„Jiru schläft, er war völlig erschöpft“, erwiderte er. Ihm gefiel der Blick nicht, mit dem Yaris den jungen Mann fixierte.
„Bring ihn in mein Schlafgemach“, befahl sein Vetter und drehte sich steif um.
„Da will jemand Spaß haben, na fein …“
Dem war nichts mehr hinzuzufügen.
„Nesri, meine Schöne! Es ist Zeit aufzubrechen.“
„Ja, Herr.“
Seine westwindländische Blume bedachte ihn mit einem betörenden Lächeln. Wie wundervoll sie war! Callin hatte so viele Kostbarkeiten gesammelt, doch Nesri ließ alle Juwelen und Schätze verblassen. Seltsam – er hätte nie gedacht, dass er sich verlieben könnte. Wirklich verlieben, weit über die magisch erzeugte Zuneigung hinaus. Wenn er Nesri sah, ging für ihn die Sonne auf, war er von ihr getrennt, quälten ihn Unruhe, Eifer- und Sehnsucht. Bei keinem seiner bisherigen Sklaven war es ihm je derartig ergangen. Callin streichelte dieses unglaubliche Geschöpf, das ihm gehörte. Ihm ganz allein. Ihre Stimme, ihr Gesang, die klugen Worte, die sie so demütig hervorzubringen vermochte, dazu ihre körperliche Anziehungskraft: Alles das machte sie zur Königin seines Herzens.
Es muss Liebe sein, nur Liebe bringt einen Mann dazu, solche Albernheiten zu denken.
Nesri schmiegte sich an ihn, ihre prächtigen goldblonden Haare, noch zerzaust von ihrem nächtlichen Beieinander, kitzelten an seiner bloßen Brust. Callin hatte gerade eben erst die Nachricht des Eilboten erhalten, mit der Yaris ihn förmlich nach Nadur einlud. Endlich, es hatte lang genug gedauert! Er brannte darauf, sofort aufzubrechen, damit er Jiru wieder in die Arme schließen konnte. Es würde nicht leicht werden, mit Yaris auszuhandeln, wer wann und wie lange das Recht haben durfte, den Sklaven für sich zu beanspruchen. Dazu mussten sie sich einigen, welchen Frauen sie gestatteten, magisch begabte und vom Fluch befreite Kinder haben zu dürfen. Das alles zählte nichts im Vergleich zu dem Triumph, vor Kilaja zu treten und ihr zu offenbaren, was er erreicht hatte.
Kilaja … Was für ein süßes Mädchen die heutige Herrscherin der Westwindlande einst gewesen war! Wie eifrig sie sich bemüht hatte, ihm das selbe Wissen zu schenken, das man ihr gab, nur weil sie es ungerecht fand, dass er als männlicher Zauberschmied verachtet und sicherlich verbannt oder sogar getötet worden wäre, hätten die anderen erfahren, wer und was er war. Dass er sie ohne Gruß zurückgelassen hatte, war die anständigste Handlung seines Lebens gewesen, auf die Callin bis heute stolz war. Als sie begonnen hatte, zur Frau zu erblühen, sich ihm aber weiterhin mit der kindlichen Naivität und dem Vertrauen eines Mädchen genähert hatte, war Flucht der einzige Ausweg gewesen. Ob er diesen Anstand auch gemeistert hätte, wäre sie die Tochter eines Stallknechts, wusste er bis heute nicht zu sagen … Callin erschauderte und schüttelte die sinnlosen Gedanken ab.
„Ihr müsst Euch etwas anziehen, Herr, nicht, dass Ihr Euch verkühlt!“, flüsterte Nesri besorgt. Sie wollte sich von ihm lösen, zweifellos, um ein Kleidungsstück zu holen. Doch Callin hielt sie fest umschlugen und streichelte ihre zarte Haut. Sie trug wieder diesen seltsamen Ohrring aus Gold und Jade, der wie ein Drache geformt war. Der Kopf der mystischen Kreatur ruhte auf den Ohrläppchen, während der Schwanz sich über Nesris gesamte zierliche Ohrmuschel ringelte. Ein Geschenk ihrer verstorbenen Mutter, wie sie ihm erzählt hatte. Manchmal verspürte Callin den Impuls, ihr das Schmuckstück wegzunehmen. Nesri sollte nicht an ihre Mutter denken, sondern ausschließlich an ihn! Aber jedes Mal, wenn er die Hand danach
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