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Drachenfutter

Drachenfutter

Titel: Drachenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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schließen dauerten die Vorsprachen entweder schon eine gute Weile an, oder aber er beherrschte die Kunst, völlig gelangweilt drein zu blicken.
    Der Mann zu seiner Linken beugte sich herab und flüsterte wichtigtuerisch dem König ins Ohr, der mit einem vagen Nicken antwortete.
    Der Mann, nur wenig älter als der König, doch schon merklich kahlköpfig, trug eine Uniform und einen Umhang von graubrauner Farbe und konservativem Schnitt. Trotz seiner lockeren Haltung und seinem ruhigen Gehabe blitzten seine Augen so wachsam, daß ich an ein quicklebendiges Wiesel denken mußte.
    Dann regte sich die Gestalt zur Rechten des Königs und lenkte meine Aufmerksamkeit in diese Richtung. Für einen kurzen Augenblick hatte ich den Eindruck von einem pelzigen Klotz, dann begriff ich voller Schreck, daß es sich um einen Menschen handelte. Er war riesig groß und breit, sein Kopf wurde von einer dichten, schwarzen, lockigen, ungekämmten Mähne gekrönt, sein Gesicht war unter einem buschigen Vollbart kaum mehr zu sehen. Dies zusammen mit einem schweren Pelzmantel verlieh ihm ein animalisches Aussehen, das meinen ersten Eindruck beherrschte. Er sprach kurz mit dem König, dann überkreuzte er mit abschließender Geste die Arme und blickte den anderen Berater an. Währenddessen ging für einen Augenblick sein Mantel auf, so daß ich ein schimmerndes Kettenhemd und eine schwere, doppelköpfige Handaxt zu sehen bekam, die von einem Gürtel an seiner Taille herabbaumelte. Mit diesem Mann galt es besser nicht in Streit zu geraten. Die Gestalt mit der Halbglatze zeigte sich unbeeindruckt und entgegnete den Blick ihres Rivalen.
    Jemand stieß mir heftig in die Rippen.
    »Hast du das gesehen?« flüsterte Aahz drängend.
    »Was gesehen?« fragte ich.
    »Die Ratgeber des Königs. Ein General und ein Kanzler, wenn ich mich nicht täusche. Hast du das Goldmedaillon gesehen, das der General trug?«
    »Nein, aber seine Axt«, flüsterte ich zurück.
    Plötzlich verdunkelte sich das Licht im Innenhof.
    Mit einem Blick zum Himmel sah ich, wie eine Wolkenbank über uns aufzog und die Sonne verfinsterte.
    »Wetterbeherrschung«, murmelte Aahz mehr zu sich selbst. »Nicht schlecht.«
    Der alte Mann im roten Mantel, der gegenwärtig vor dem Thron stand, gestikulierte heftig und warf eine Wolke roten Puders in die Luft, worauf ein leichter Nieselregen einsetzte.
    Mein Stimmungsbarometer fiel mit dem Regen. Selbst mit Aahz Regie für die Vorführung war meine Magik lange nicht so mächtig und eindrucksvoll.
    »Aahz!« flüsterte ich.
    Anstatt zu antworten, winkte er mir, zu schweigen, ohne ein Auge von dem Pavillon zu wenden.
    Als ich seinem Blick folgte, sah ich, wie der General heftig auf den König einredete. Der König lauschte einen Moment, dann zuckte er die Achseln und sagte etwas zu dem Zauberer.
    Was immer es war, dem Zauberer gefiel es nicht. Er richtete sich stolz auf und wandte sich zum Gehen, wurde jedoch sogleich vom König zurückgerufen. Der König deutete zu den Wolken hinauf, sprach ein paar Worte und lehnte sich dann zurück. Der Zauberer zögerte, dann zuckte er mit den Schultern und hob erneut an zu gestikulieren und zu singen.
    »Hat ihn abgelehnt«, erklärte Aahz selbstzufrieden.
    »Was macht er denn dann jetzt?«
    »Vertreibt den Regen, ehe die Vorstellung weitergeht«, informierte mich Aahz.
    Sogleich hörte der Regen auf, und die Wolken begannen sich zu zerstreuen, sehr zur Erleichterung des Publikums, das im Gegensatz zum König keinen Pavillon zum Schutz gegen das Unwetter hatte. Doch dieser weitere Beweis für die Macht des Zauberers trug nicht gerade zur Stärkung meines ohnehin lädierten Selbstvertrauens bei.
    »Aahz!« flüsterte ich. »Er ist ein besserer Zauberer als ich.«
    »Hm«, antwortete Aahz. »Und das besagt?«
    »Wenn sie ihn schon ablehnen, habe ich nicht die geringste Chance!«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht«, kam die nachdenkliche Antwort. »Soweit ich das sagen kann, suchen die nach etwas Bestimmtem. Wer weiß? Vielleicht bist du das. Vergiß nicht, was ich dir gesagt habe, die gemütlichen Jobs bekommt nicht immer der Geschickteste. Vielmehr verhält es sich meistens genau umgekehrt.«
    »Ja«, antwortete ich, und versuchte, optimistisch zu klingen, »vielleicht habe ich Glück.«
    »Dazu braucht es mehr als Glück«, verbesserte Aahz mich streng. »Was hast du nun bei der Beobachtung der Berater des Königs herausgefunden?«
    »Sie mögen sich nicht«, bemerkte ich sogleich.
    »Richtig!«

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