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Drachenfutter

Drachenfutter

Titel: Drachenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Aufmerksamkeit gegolten.
    Aahz und ich waren uns einig gewesen, daß die Garkin-Tarnung für diesen Zweck ungeeignet wäre.
    Während meine eigene Erscheinung zu jung war, war die von Garkin zu alt. Da wir die Vorstellung so gut wie frei wählen konnten, beschlossen wir, einen Zauberer von Mitte bis Ende Dreißig zu entwerfen: jung, doch nicht jugendlich, erfahren, aber nicht alt, mächtig, aber noch in ständigem Lernprozeß.
    Diese Verkleidung zu schaffen erforderte größere Mühe als gewöhnlich, da ich kein fertiges Bild besaß, mit dem ich das meine überlagern konnte. Statt dessen schloß ich die Augen und stellte mir mein normales Aussehen vor, dann löschte ich langsam die einzelnen Züge, bis das Gesicht für den Anfang eine leere Fläche war. Dann begab ich mich an die Arbeit, wobei Aahz sorgfältig zuschaute und Vorschläge und Veränderungswünsche einbrachte. .
    Als erstes veränderte ich meine Größe, bis eine Gestalt vor mir stand, die meine wirkliche Statur um anderthalb Kopf überragte. Als nächstes kam mein Haar an die Reihe, und ich verwandelte meinen rotblonden Schöpf zu finsterem Schwarz und tönte gleichzeitig meine Haut um mehrere Stufen ab.
    Das Gesicht stellte uns die größten Probleme.
    »Verlängere das Kinn noch ein wenig«, wies Aahz mich an. »Leg mal einen Bart an ... nicht so viel, Dummkopf! Nur einen kleinen Knebelbart ... Schon besser! ... Nun zieh die Koteletten etwas herunter ... okay, nun eine neue Nase ... schmaler ... mach die Augenbrauen buschiger ... nein, alles zurück, aber die Augenhöhlen etwas tiefer ... und als letzten Clou wechselst du jetzt die Augenfarbe! Mach sie braun ... gut, und jetzt noch ein paar Falten auf der Stirn ... Schön. Das müßte hinhauen.«
    Ich fixierte die Gestalt in meinem Kopf und prägte sie mir ins Gedächtnis. Sie war eindrucksvoll, wenn auch vielleicht ein wenig finsterer, als ich sie geschaffen hätte, wenn ich nach meinen eigenen Vorstellungen verfahren wäre, aber Aahz war der Fachmann, und ich mußte mich auf sein Urteil verlassen. Ich schlug die Augen auf. »Spitze, Kind!« Aahz strahlte. »Wenn du jetzt noch das schwarze Gewand der Imps mit dem rot-goldenen Putz anlegst, gibst du eine Figur ab, auf die jeder Hof stolz sein kann.«
    »Haut ab hier! Ihr versperrt die Straße!«
    Der grobe Befehl holte mich in die Gegenwart zurück.
    Ein Soldat in glänzender Ledergewandung, der mit einem gefährlich aussehenden Speer herumfuchtelte, näherte sich wütend unserem improvisierten Lager. Die Tore hinter ihm standen leicht offen, und ich konnte die Köpfe mehrerer anderer Soldaten sehen, die uns neugierig beobachteten.
    Die Lichtverhältnisse besserten sich nun ein wenig, so daß ich die Mauer erkennen konnte. Es war keine großartige Mauer, kaum drei Meter hoch. Das sprach Bände. Was wir nämlich seit der Grenze zu sehen bekommen hatten, ließ auch nicht auf ein großartiges Königreich schließen.
    »Seid ihr taub oder was?« schnauzte uns der Soldat an, der immer näher kam. »Ich sagte, ihr sollt machen, daß ihr abhaut!«
    Aahz huschte nach vorn und stellte sich dem Soldaten in den Weg.
    »Skeeve der Prächtige ist eingetroffen«, verkündete er.
    »Und er ...«
    »Wer ihr seid, ist mir scheißegal!« knurrte der Soldat und vergeudete keine Zeit, um seine Pike zwischen sich und seinen Gesprächspartner zu platzieren. »Ihr könnt nicht ...«
    Er verstummte unvermittelt, als seine Pike aus seiner Hand sprang und waagrecht in der Luft schwebte, bis sie eine Barriere zwischen ihm und Aahz bildete.
    Ich löste diesen Zwischenfall aus, ein simples Levitationskunststück. Ungeachtet unserer geplanten Spieleröffnung hatte ich den Eindruck, ich müßte mich direkt in die Geschehnisse mischen, ehe alles außer Kontrolle geriet.
    »Ich bin Skeeve!« erklärte ich mit dröhnendem Bass.
    »Und jener, den du mit deiner läppischen Waffe zu bedrohen suchst, ist mein Assistent. Wir sind hier auf Einladung Rodricks V., König von Possiltum!«
    »Das stimmt, Kerl!« verhöhnte Aahz den Soldaten.
    »Nun sei ein braves Kerlchen und lauf melden, daß wir hier sind ... ja?«
    Wie ich schon erwähnte, war dies alles geplant, um das gemeine Volk in helles Erstaunen zu versetzen.
    Offensichtlich hatte der Soldat unser Drehbuch nicht gelesen. Er duckte sich weder entsetzt zu Boden, noch wand er sich vor Angst. Wenn überhaupt, so hatte unsere kleine Szene höchstens die entgegengesetzte Wirkung auf ihn.
    »Ein Zauberer, wie?« sagte er mit spöttischem

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