Drachengasse 13, Band 01: Schrecken über Bondingor (German Edition)
Schenke zu helfen.
Zwei arbeitsreiche Stunden später hatten sie es geschafft: Gumps Brandung strahlte vor Sauberkeit, die Abendgäste konnten kommen. Hanissa und Tomrin hatten sich bereits von dem Zwerg verabschiedet, der sie mittlerweile kaum wieder gehen lassen wollte. Nun standen sie mit Sando draußen vor der Tür. Plötzlich erklang ein leises Zischen über ihren Köpfen.
Als Hanissa aufsah, schaute sie in das grimmige Antlitz von Gremelaia Jereby Winst dem Dritten. Der Kobold hing einarmig von der Regenrinne und winkte ihnen zu. „Pst “ , machte er abermals. „Habbich euch endlich. Laffarett sacht, der Nachtfresser würd immer ums Vielvölkerviertel auftauchn, un immer da, wo was zu holn is. Wo ordentlich was zu schmausen is. Klar? Klar. Das sachter, der Laffarett. Unner sacht, das Viech kommt immer ganz früh am Morgen. Aber er sacht auch, dasser das nich von ihm habt, vergrummst nocheins. Dasser sich nämlich nich mehr bei den Leuten sehn lassen könnt, wenn rauskäm, dasser mit Menschn spricht, klar ?“
„Klar “ , wiederholte Sando und sah seine Freunde zufrieden an. „Scheint, als hätten wir eine richtige Spur .“
Hanissa lächelte. „Richtet Laffarett unseren Dank aus, Herr Winst. Euer Geheimnis ist bei uns sicher .“
„Kannich nich “ , murmelte der kleine Mann schroff. „Er is schon widder weg, diesmal in Richtung Elfenviertel. Schon stressich, son Leben als fliegender Bote. Ständich unterwegs, der Junge … “
„Also schön “ , murmelte Tomrin nachdenklich. „Wir wissen jetzt, dass der Nachtfresser am liebsten kurz vor Morgengrauen in der Gegend des Vielvölkerviertels und des Hafens zuschlägt .“
„Am besten legen wir uns dort irgendwo auf die Lauer und warten, bis er sich zeigt “ , sagte Sando. „Nur wo ?“
Hanissa sah ihn an. „Wie wäre es mit dem Turm des Gnomentempels? Der liegt in der Gegend und ist so ziemlich das höchste Gebäude, das ich dort kenne .“
Tomrin und Sando waren begeistert. Sofort beschlossen die drei, sich dort im Morgengrauen des nächsten Tages zu treffen.
Winst räusperte sich lautstark und riss sie so aus ihren Planungen. Er hatte den Mund so weit aufgerissen, dass seine gelben, schiefen Zähne zu sehen waren, und deutete mit ausgestrecktem Finger hinein. „Hakkha hich hah hehehheh ?“
Sando stutzte und sah ihn unverwandt an. „Wie bitte ?“
„Ob wir nicht was vergessen haben “ , übersetzte Tomrin lachend. „Ja, haben wir. Einen Moment, Herr Winst. Ich hole Euch Eure Milch. Wenn ich nicht irre, wollte Gump sie eben noch wegschütten … “
Kapitel 7
Dem Nachtfresser auf der Spur
Die ganze Nacht über machte Tomrin kaum ein Auge zu. Das lag nicht daran, dass er Angst davor gehabt hätte, ihren Plan auszuführen. Er befürchtete vielmehr, zu verschlafen. Stunde um Stunde wälzte er sich in seinem Bett hin und her. Dabei lauschte er auf die Glocke des nahen Zweigöttertempels und wartete darauf, dass diese endlich zur vierten Morgenstunde schlug.
Als es so weit war, schlüpfte Tomrin aus dem Bett und kleidete sich rasch an. Dann öffnete er die Dachluke, um nach draußen zu klettern. Er hatte schon ein Bein aufs Dach geschwungen, als ihm plötzlich ein Gedanke kam und er kehrtmachte. Auf leisen Sohlen durchquerte er das Zimmer und kniete sich vor die Truhe an der Wand. Er öffnete sie, griff hinein und holte ein in Leder eingewickeltes Bündel hervor. Darin lag ein kurzes Schwert, das in einer schön verzierten Scheide steckte.
Sein Vater hatte ihm die Waffe vor zwei Monaten zu seinem zwölften Geburtstag geschenkt. „Du bist nun ein Mann “ , hatte Ronan von Wiesenstein mit feierlicher Mieneverkündet. „Daher darfst du dieses Kurzschwerttragen, bis du groß genug für eine richtige Klinge bist .“
„Aber nur zu Paraden oder bei Hofhaltungen !“ , hatte Tomrins Mutter Tabenna mit strenger Miene hinzugefügt. „Du rennst damit nicht in der Stadt herum und versuchst, Ungeheuer zu töten .“
„Nein, Mutter “ , hatte Tomrin ihr mit ernstem Nicken versichert.
Woher hätte er auch wissen können, dass er das Schwert schon wenig später brauchen und notgedrungen damit durch die Stadt rennen würde? Dabei wollte er damit ja nicht einmal gegen den Nachtfresser kämpfen. Aber irgendwie war es ein beruhigendes Gefühl, das Kurzschwert bei sich zu haben.
Tomrin hängte sich die Waffe über den Rücken und schlüpfte eilig aufs Dach hinaus. Geduckt schlich er bis zur Außenmauer des mächtigen Bergfrieds. Mit einem
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