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Drachengasse 13, Band 01: Schrecken über Bondingor (German Edition)

Drachengasse 13, Band 01: Schrecken über Bondingor (German Edition)

Titel: Drachengasse 13, Band 01: Schrecken über Bondingor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Christian Humberg
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dünner Rauch stieg, Lagerschuppen, kleine und größere Tempel, Vögel, die verspielt dazwischen umherflogen.
    Und auf einmal sah er die dunkle Gestalt!
    Tomrin riss Mund und Augen auf. Er wollte es seinen Freunden sagen, verschluckte sich aber und brachte nur ein Krächzen zustande. „Da !“ Mit ausgestrecktem Arm deutete er in die Richtung. „Das ist er! Der Nachtfresser !“
    „Wo ?“ Hanissa schwenkte ihr Weitsehglas herum.
    Tomrin sah wieder zum Vielvölkerviertel hinüber. Er musste einen Moment lang suchen, aber dann hatte er das Ungeheuer im Blick. Es war groß, schuppig und finster wie die Nacht. Seine ledernen Schwingen schlugen, als es sich zwischen zwei Lagerhallen in die frische Morgenluft schraubte. Lange Krallen glänzten im Schein der ersten Sonnenstrahlen. Und als der Nachtfresser seinen hässlichen Schädel in den Nacken warf, der an einem langen Hals hing, schien Dampf aus seinem Maul zu dringen.
    Tomrin schluckte. „Schaut euch dieses Untier an .“
    „Ich sehe es“ , erwiderte Hanissa. Auch ihre Augen weiteten sich. „Meine Güte. Ist das ein Drache ?“
    „Könnte sein “ , sagte Tomrin. „Aber es ist keine Drachenart, die ich kenne .“
    „Ja … “ Hanissa kniff die Augen zusammen und machte ein nachdenkliches Gesicht.
    „Schaut “ , rief Sando, der zusammen mit ihr durch das Weitsehglas blickte. „Er fliegt hinüber ins Ostend .“
    Das Ostend war der östliche Teil des Vielvölkerviertels. Es lag direkt im Schatten der mächtigen Stadtmauer und war alles andere als eine angenehme Ecke. Vor ein paar Jahrzehnten war es während einer Belagerung durch ein benachbartes Königreich weitgehend verwüstet worden. Und obwohl der damalige Fürst von Bondingor die zerschmetterte Stadtmauer wieder hatte aufbauen lassen, waren die Straßen und Häuser dahinter von da an dem Verfall preisgegeben. Die Familien, die es sich leisten konnten, waren in den westlichen Teil des Vielvölkerviertels gezogen. Zurückgeblieben waren nur ein paar Arme und Verlorene, die seitdem zwischen den Ruinen ein klägliches Dasein führten. Es war der perfekte Ort für ein räuberisches Untier, um sich tagsüber vor den Augen der Stadtgarde zu verbergen.
    Hanissa ließ das Weitsehglas sinken. „Wir müssen ihm nach .“
    „Was ?“ , entfuhr es Tomrin. „Du hast das Monster doch gesehen .“
    „Ja, und genau deshalb muss ich es mir genauer anschauen. Irgendetwas war seltsam .“ Sie steckte die Kristallscheibe in ihre Ledertasche und wandte sich zum Gehen.
    „Nämlich was ?“ , fragte Tomrin.
    Hanissa drehte sich zu ihm um. „Ich glaube, er hat Angst .“
    „Angst ?“ Tomrin sah sie ungläubig an.
    Hanissa nickte. „Ich glaube, er ist gar nicht so böse, wie alle denken. Aber um sicher zu sein, muss ich ihn aus der Nähe sehen .“ Mit diesen Worten begann sie, die Treppe hinabzulaufen.
    Sando schüttelte grinsend den Kopf. „Mädchen und Tiere. Es ist immer das Gleiche .“
    „Hoffen wir, dass sie sich nicht irrt “ , brummte Tomrin. „Ansonsten verspeist uns der Nachtfresser zum Nachtisch .“ Er war froh, dass er sein Schwert mitgenommen hatte.
    „Hier irgendwo muss es sein “ , flüsterte Sando, während sie durch die leeren Straßen des Ostends liefen. Ihr Weg führte vorbei an eingestürzten Häusern und verfallenen Schuppen. Frei liegende Dachbalken reckten sich wie Knochenfinger in die Höhe. Und dunkle Fensterhöhlen glichen Augen in einem Totenschädel.
    „Warum flüsterst du ?“ , fragte Hanissa leise.
    „Warum flüsterst du ?“ , gab Sando zurück. Er blickte zu Tomrin hinüber, der ihm etwas verkniffen zugrinste. Es war ganz klar: Keiner von ihnen hatte ein gutes Gefühl dabei, durch das Ostend zu streifen. Selbst Hanissa blickte besorgt um sich. Dabei war sie fast den ganzen Weg bis hierher vorweggestürmt.
    Die Freunde schlichen von Haus zu Haus, lugten in finster aufklaffende Mauerlücken und lauschten an halb offen stehenden Eingangstüren, ob dahinter vielleicht das dumpfe Schnaufen eines großen – und wie Sando hoffte: satten – Ungeheuers zu hören war. Sie spähten in Hinterhöfe und Gassen, und einmal kletterte Sando sogar auf eine einsame Straßenlaterne, um einen Blick in ein verfallenes Obergeschoss zu werfen.
    Auf einmal packte Tomrin ihn am Arm. „Dort vorn! Seht mal !“ , zischte er aufgeregt und deutete die Straße hinab.
    Sando schaute in die angegebene Richtung. Vor einem Hauseingang auf der Straße lag ein Huhn. Es war ein schönes Huhn: gerupft,

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