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Drachengasse 13, Band 01: Schrecken über Bondingor (German Edition)

Drachengasse 13, Band 01: Schrecken über Bondingor (German Edition)

Titel: Drachengasse 13, Band 01: Schrecken über Bondingor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Christian Humberg
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dem Rücken zur Treppe, saß ein Drache. Er war ziemlich klein, nicht größer als ein Hirtenhund. Seine ledernen Flügel waren noch viel kleiner und wirkten irgendwie verkrüppelt. Er hockte vor einem eindrucksvollen Haufen aus frischen Hühnchen, zwei Schweinehälften und allerlei anderen Wurst- und Fleischwaren und schien vollauf damit beschäftigt, all das Fleisch in sich hineinzustopfen. Dabei wackelte er mit dem Kopf und den winzigen Flügeln. Gelegentlich scharrte er mit einem Hinterfuß auf dem Holzboden, was das Kratzen verursachte, das die drei unten gehört hatten.
    Sando starrte Tomrin an. Tomrin starrte Sando an. Dann blickten beide zu Hanissa. Auf ihrem Gesicht lag ein verzückter Ausdruck. „Oh je“ , murmelte Sando. „Jetzt kommt’s .“
    „Ist der süüüß !“ , hauchte Hanissa. Eigentlich sprach sie so leise wie zuvor, doch das süüüß kam ihr etwas zu laut über die Lippen.
    Sofort wirbelte der kleine Drache herum. In seinen angewinkelten Ärmchen hielt er ein halbes Huhn, die andere Hälfte hing ihm aus dem Maul. Auf seiner Nase hatte er einen großen, dunklen Fleck. Er gab einen quäkenden Laut von sich. Das halbe Huhn zwischen seinen Zähnen plumpste zu Boden. Die andere Hälfte hielt er umklammert wie ein Kind seine Puppe. Dabei wich er einige tapsende Schritte zurück und sah Hanissa und die beiden Jungen aus schreckgeweiteten Augen an.
    Hanissa erhob sich und streckte ihm beruhigend die Hände entgegen. „Och, Kleiner, du brauchst doch keine Angst zu haben .“
    „Warte “ , zischte Tomrin. „Hier muss noch irgendwo der Nachtfr …“
    Weiter kam er nicht. Denn in diesem Augenblick fing der kleine Drache plötzlich an zu zucken! Er ließ die zweite Hühnerhälfte fallen, und seine Klauen verkrampften sich. Ein dumpfes Gurgeln drang aus seiner Magengegend, als wolle er sich übergeben. Sein Kopf ruckte herum, und seine Glieder flogen durch die Luft, als habe er keine Kontrolle mehr über sie.
    „He, was geschieht denn jetzt ?“ , fragte Tomrin.
    Plötzlich schlug die Haut des kleinen Drachen Beulen. Sie dehnte und weitete sich. Die kleinen Flügel schlugen krampfartig, und mit jedem Schlag schienen sie größer zu werden. Seine Arme und Beine streckten sich, verformten sich und wurden dick und knotig.
    „Oh, bei den Göttern … “
    Größer und größer wurde der Drache. Dornen stachen durch seine Haut, Schuppen verhärteten sich, riesige und messerscharf wirkende Krallen wuchsen aus seinen Händen und Füßen. Der kleine Drache wurde zu einem düsteren, schmutzig grünen Koloss.
    „Denkt ihr, was ich denke ?“ , fragte Sando mit bebender Stimme.
    „Oh ja !“ Tomrin nickte. „Es ist der Nachtfresser !“
    Wie zur Bestätigung stieß das Ungeheuer ein markerschütterndes Brüllen aus. Donnernd trat es von einem klauenbewehrten Fuß auf den anderen und hob die kräftigen Arme. Seine Schwingen spreizten sich hinter seinem Rücken und verdeckten die klaffende Öffnung im Hausdach. Auf einmal wirkte das Tier überhaupt nicht mehr ängstlich.
    „Lauft !“ , schrie Tomrin, packte Hanissa bei der Hand und wollte sie mit sich reißen.
    „Nein, warte !“ Hanissa reckte den Kopf, um einen weiteren Blick auf das Ungeheuer zu werfen.
    „Nichts da. Wenn wir nicht verschwinden, werden wir gefressen .“ Tomrin zerrte an ihrem Arm.
    Der Nachtfresser stieß ein weiteres Brüllen aus und machte einen Schritt auf sie zu.
    Endlich kam Bewegung in Hanissa, und sie folgte Tomrin die Treppe hinunter. Sando nahm ebenfalls die Beine in die Hand. So schnell sie konnten, rannten die drei Freunde durch den Schankraum im Erdgeschoss, während über ihnen die stampfenden Schritte des Nachtfressers erklangen. Sie wagten es nicht, sich noch einmal umzudrehen, als sie durch die leeren Straßen des Ostends flohen.

Kapitel 8
    Osrums Geschichte
    Die Mittagsstunde war längst vorbei, da saßen Tomrin, Sando und Hanissa noch immer in der Drachengasse 13 und starrten Löcher in die Luft. Der Schreck über die unheimliche Begegnung mit dem Nachtfresser steckte den dreien nach wie vor in den Knochen. Sooft Hanissa auch versuchte, die Bilder des Ungetüms aus ihren Gedanken zu vertreiben, scheiterte sie. Gleichzeitig musste sie aber dauernd an die rätselhafte Verwandlung denken – und an den kleinen, so harmlos wirkenden Drachen …
    Die ganze Sache ergab doch keinen Sinn! Monster sahendoch nicht so hilflos aus! Echte Monster hatten keinzweites, freundliches Gesicht. Sooft sie es auch drehte und wendete,

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