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Drachengasse 13, Band 02

Drachengasse 13, Band 02

Titel: Drachengasse 13, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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der durch die zerfaserte Wolkendecke am nächtlichen Himmel auf sie herabschien.
    „Tumril, das Seil .“
    Ein hünenhafter Zwergenjunge, der Sando fast bis zur Nasenspitze reichte, trat vor und hielt eine Rolle Tau hoch, die er die ganze Zeit mitgeschleppt hatte. Wonkar nahm das Tau und befestigte das eine Ende an Borthas Gürtel. Das andere übergab er Sando. Die restlichen Zwerge – neben Tumril, Urbin und Umbrin waren dies Grimbak und sein Vetter Thimon – kamen hinzu und griffen ebenfalls nach dem Tau.
    „Viel Glück, Bortha “ , sagte Sando.
    Dann ließen die Grubenjungs den Zwerg an der Außenmauer des Hauses zur Straße hinunter.
    Unten angekommen, löste Bortha das Tau von seinem Gürtel und sah sich um. Die Kerze und die Zunderbüchse hielt er fest umklammert. Nach einem Moment des Zögerns rannte er los. Kurz darauf war er im Schatten der Häuser verschwunden.
    Irgendwo in der Ferne war ein klagendes Heulen zu hören. Sando schauderte unwillkürlich. Es klang irgendwie überhaupt nicht wie eine streunende Katze.
    „Das war keine gute Idee, gar keine gute Idee “ , murmelte Grimbak. Er zupfte sich am kurzen hellbraunen Bart.
    „Sei still “ , knurrte Wonkar. „Ihm wird schon nichts passieren .“ Mit zusammengekniffenen Augen starrte er auf den Turm, dessen Schindeldach im Mondlicht glänzte.
    „Aber was, wenn er die Geister weckt ?“ , fragte Thimon leise. Mit achtzehn war er der jüngste der Grubenjungs – von Sando einmal abgesehen.
    Sando schnaubte übertrieben. „Jetzt hört endlich auf mit euren Geistern. Was immer in den Verbotenen Hügeln geschehen ist, Geister hatten sicher nichts damit zu tun. Geister töten keine Menschen .“
    Urbin und Umbrin blickten sich bedeutungsvoll an. Wonkar räusperte sich.
    „Was ist ?“ , fragte Sando gereizt.
    „Es wurden auch keine Menschen getötet “ , erklärte Grimbak düster. „Sondern Zwerge .“
    Sando warf die Arme hoch. „Menschen, Zwerge, das ist doch egal. Hört auf mit diesen Schauergeschichten. Es ist da draußen dunkel und einsam. Aber das war’s auch schon. Es gibt keine Geister !“
    Natürlich stimmte das nicht. Das wusste Sando auch. Es gab Geister. Sie waren zwar selten, aber es gab sie. Er hatte schon mehr als eine Geschichte über sie in Gumps Brandung gehört. Schwer bewaffnete Gruppen von Glücksrittern erzählten von schauerlichen Grabanlagen, in denen körperlose Schrecken umgingen. Und alte Flussschiffer munkelten von bleichen Frauen im Wasser des Fleets, des riesigen Flusses, der einmal quer durch das Königreich Mintaria verlief und auch durch Bondingor seine Schleife zog. Aber das ist alles weit weg , dachte er. Hier gibt es keine Geister … Bestimmt nicht …
    „Da !“ , schrie Urbin unvermittelt und erschreckte Sando so sehr, dass dieser heftig zusammenzuckte. „Die Kerze .“
    Alle Grubenjungs drängten sich vor dem Fenster und blickten auf den schwarzen Turm, der in der Ferne aufragte. Aus der kaum erkennbaren Fensterhöhle direkt unter dem Dach glomm ihnen ein kleiner Lichtschein entgegen. Das Licht glitt hin und her. Bortha winkte ihnen zu wie abgemacht.
    „Er hat es geschafft .“ Sando fiel ein Stein vom Herzen. Hatte er es doch gewusst: Dort draußen war nichts. Es gab keinen Grund, sich Sorgen zu machen.
    Das Licht im Turmfenster erlosch.
    Sando wandte sich Wonkar zu, der zufrieden nickte. „Jetzt ist es gleich vorbei. Sobald Bortha zurück ist, gehört er zu uns. Genügend Mut hat er jedenfalls .“
    „Pah “ , machte Urbin großspurig. „Ich wäre auch zu dem Turm gelaufen, und ich hätte dort nicht nur eine Kerze angezündet, ich hätte dort übernachtet .“
    „Mach doch “ , forderte Sando ihn auf. „Bis zum Morgengrauen dauert es ja noch ein paar Stunden. Ich wette, dass du dich das nicht traust .“
    „Ich würd’s machen, aber ich muss morgen früh bei Sonnenaufgang zu Hause sein. Der Stadtmarschall hat bei uns Rüstungen bestellt, und mein Vater bringt mich um, wenn ich ihm nicht bei der Auslieferung helfe .“ Urbin und Umbrins Vater war Schmied und unterhielt gute Geschäftsbeziehungen zum Palast des Barons von Bondingor.
    „Na, dann geh mal besser nach Hause, damit du keine Tracht Prügel bekommst “ , spottete Sando.
    „Halt dein bartloses Maul, Halbzwerg “ , knurrte Urbin mit finsterer Miene. Er ballte die Fäuste und wollte auf Sando losgehen.
    „Keinen Streit, Grubenjungs “ , ging Wonkar dazwischen. Er legte Urbin eine Hand auf die Schulter und warf Sando gleichzeitig

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