Drachengasse 13, Band 02
Kronzimons ist Fachmann für Verwandlungen !“ , gab Hanissa zurück. „Ich habe natürlich gehofft, er würde etwas über Flecks kleines Problem herausfinden .“
„Kleines Problem … “ , wiederholte Tomrin spöttisch. „Du meinst, dass Fleck sich immer noch in den Nachtfresser verwandelt, wenn er Angst bekommt .“
Hanissas Augen funkelten trotzig. „He, das ist nicht meine Schuld !“
Da musste Glukk ihr recht geben: Die Jungen hatten es verbockt. Weil Sando und Tomrin beim Einkauf der Zauberzutaten einen Fehler gemacht hatten, wurde Fleck von Zeit zu Zeit rückfällig. Wann immer er sich fürchtete oder aufregte, kam zum Teil wieder der Nachtfresser in ihm durch und machte aus dem kleinen ungeschickten Jungdrachen mit dem großen Herzen einen großen ungeschickten Jungdrachen mit großem Herzen. Abgesehen von den drei Freunden und Glukk wusste aber niemand davon. Und das sollte auch so bleiben, fanden die drei.
Da Tomrin schwieg, sprach Hanissa weiter: „Jedenfalls hat Magister Kronzimons versucht, Fleck die Restmagie wegzuzaubern … und das ist ihm nicht so ganz gelungen. Stattdessen hat er Flecks Farbe verändert .“
Tomrin betrachtete den goldenen Drachen, und mit einem Mal musste er lachen. „Und wie lange bleibt er jetzt so ?“
„Nur bis heute Abend “ , antwortete das Mädchen. „Sagt zumindest der Magister. Die ganze Sache war ihm furchtbar peinlich, aber Fleck scheint es nicht zu stören .“
„Ich würde sogar sagen, es gefällt ihm .“ Grinsend strich Tomrin dem Jungdrachen über den Kopf. „Ist Sando eigentlich schon da ?“
„Keine Ahnung “ , sagte Hanissa. „Fleck und ich sind auch gerade erst gekommen. Kann sein, dass er drinnen auf uns wartet .“
„Dann nichts wie rein .“ Tomrin trat zur Seite, und Hanissa kletterte über die Fensterbank ins Innere des Hauses. Anschließend hob Tomrin Fleck vom Boden und hievte ihn ins Zimmer, bevor er schließlich selbst hineinstieg.
Die Plane, die den sichtbaren Mauerrest und das Fenster vor neugierigen Blicken verbergen sollte, fiel zurück an ihren Platz. Endlich kehrte wieder Ruhe im Hinterhof ein.
Doch Glukk ahnte, dass sie nicht von Dauer sein würde. Ein Tag, der mit einem goldenen Drachen begann, konnte kein ereignisloser Tag werden, so einfach war das. Glukk blieb nichts als die Hoffnung, dass sich die Ereignisse woanders zutragen würden.
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis Sando endlich am Fenster der Drachengasse 13 auftauchte. Er machte ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.
„Hast du verschlafen ?“ , begrüßte Tomrin seinen Freund spöttelnd. Gemeinsam mit Hanissa saß der Hauptmannssohn an dem großen Tisch im Wohnzimmer. Wie immer war die Tischplatte mit Töpfen, Fläschchen, bunten Quarzsteinen und staubigen Büchern übersät, die Hanissa für ihre Zauberübungen benötigte. Gerade hatte sie begonnen, ein paar Kräuter in einer Schale zu zerreiben, und der ganze Raum roch bereits nach ihnen.
Sando grunzte. „Dafür hätte ich ja schlafen müssen … “
Tomrin stutzte. Normalerweise strotzte Sando vor Tatendrang und Abenteuerlust, nun aber wirkte er furchtbar niedergeschlagen. „Ist irgendwas ?“ , fragte er vorsichtig.
Auch Hanissa ließ nun von ihrer Arbeit ab und sah zu ihm hinüber. „Sando ?“
Der winkte schwach, schwang sich über das Fensterbrett und landete mit beiden Füßen auf den Holzdielen des Wohnzimmers.
Trotz seines Alters war es ein schöner Raum: An der linken Wand befanden sich eine Feuerstelle und eine Kochnische, an der rechten eine Kommode, über der ein zerschlissener Wandteppich hing. Eine Stiege führte durch ein Loch in der Decke in den ersten Stock. Die Mitte des Raumes füllte der große Tisch, an dem Tomrin und Hanissa saßen.
Sando ging zu der kalten Feuerstelle hinüber und ließ sich davor nieder. Fleck, der bis eben fröhlich nach im Sonnenlicht tanzenden Staubteilchen geschnappt hatte, trottete zu ihm und legte ihm den Kopf in den Schoß.
Sogar der Drache spürt, dass hier etwas nicht stimmt , dachte Tomrin. Irgendwie machte ihn das noch unruhiger. „Können wir dir helfen ?“
„Nur, falls Nissa einen Zauber kennt, der aus heute gestern macht “ , murmelte Sando. Er schaute seine Freunde nicht einmal an und schien sich zu schämen. „Gibt’s so einen ?“
„Bestimmt “ , antwortete Hanissa leise. Es klang, als wollte sie das gar nicht so genau wissen. „Sando, was ist passiert? Egal, was es ist: Erzähl’s uns, bevor ich hier vor Sorge
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