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Drachengasse 13, Band 02

Drachengasse 13, Band 02

Titel: Drachengasse 13, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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Finsternis waren nicht das Einzige, was ihr Sorgen machte. Hennruk Erzfinders Geschichten gingen ihr nicht aus dem Sinn.
    „Nissa ?“ , flüsterte Thimon plötzlich.
    „Was ist ?“
    „Glaubst du wirklich, dass es in den Verbotenen Hügeln böse Geister gibt ?“
    Hanissa seufzte unhörbar. Thimon hatte Angst vor der eigenen Tapferkeit bekommen und wollte nun von ihr ein beruhigendes Nein hören. Aber konnte sie das wirklich sagen?
    „Du hast sicher viel über die Verbotenen Hügel gehört, stimmt’s ?“ , fragte sie zurück.
    „Eigentlich nicht “ , antwortete er kleinlaut. „Die Älteren reden nicht gern davon .“
    Hanissa entschied sich, ehrlich zu Thimon zu sein. Die Wahrheit war ohnehin immer die beste Wahl. „Ich hab auch Angst “ , gestand sie. „Ein bisschen zumindest. Nicht wegen irgendwelchen bösen Geistern. Aber es sind ja wirklich Zwerge dort verschwunden. Vor vielen Jahren die Minenarbeiter und jetzt Bortha und die Grubenjungs. Es muss einen Grund für ihr Verschwinden geben. Und solange ich den nicht kenne, ist mir nicht ganz wohl dabei, in die Hügel zu gehen .“
    Ein paar Herzschläge lang herrschte Schweigen. Dann sagte Thimon: „Mir auch nicht .“ Er klang zuversichtlicher als zuvor. Es schien ihm Mut zu machen, dass er mit seiner Angst nicht allein war.
    „Da hinten wird’s allmählich hell “ , sagte Sando vor ihnen. „Freunde, ich kann den Ausgang sehen .“
    Tatsächlich: Wenige Augenblicke später krochen sie durch ein offenes Fenster aus dem Keller ins Tageslicht. Obwohl der Himmel bewölkt war und das Licht grau, musste Hanissa kurz die Augen schließen, so geblendet war sie. Hastig folgte sie den anderen in eine Nische zwischen zwei Häusern. Dort würden die Wachtposten sie nicht sehen können.
    Dann schaute sie sich um.
    Die Straße auf der anderen Seite der Schwelle sah eigentlich genauso aus wie die, in der sie gestartet waren. So weit das Auge reichte, reihten sich kleine Zwergenhäuser aneinander. Der Unterschied offenbarte sich erst auf den zweiten Blick.
    „Wie in einer Geisterstadt “ , murmelte Tomrin. Er klang beeindruckt. „Merkt ihr das auch: Man sieht und hört überhaupt gar nichts .“
    Und er hatte recht: Die Häuser wirkten nicht nur leer, sondern regelrecht tot. Es war, als hätte alles Leben diese Gegend verlassen. Nirgendwo regte sich etwas, noch nicht mal ein Tier, nirgendwo erklangen Geräusche. Es war gespenstisch.
    Hanissa sah staubige, blinde Butzenscheiben und Bruchsteinwände, auf denen Mooskissen wuchsen. Alles war ungepflegt und verwahrlost. Manche Häuser hatten keine Dächer mehr, und Hecken wucherten zwischen den Grundstücken.
    „Seid ihr in Ordnung ?“ , fragte Sando leise und sah seine Freunde an. „Nichts verloren? Niemand falsch abgebogen ?“ Er grinste.
    Tomrin, Thimon und Hanissa klopften sich den Staub von den Kleidern und prüften mit wenigen Handgriffen, ob ihre Ausrüstung noch vollständig war.
    Dann nickte Tomrin. „Rettungstrupp Bortha Wasserheber ist vollständig angetreten “ , scherzte er im Tonfall eines Gardisten. „Wir erwarten neue Anweisungen .“
    Sando deutete nach rechts die Gasse hinab. „Hier lang, Soldat. Da hinten liegt der schwarze Turm .“
    Schweigend machten sie sich auf den Weg.
    Die grauen Wolken am Himmel hatten sich zu einer bleiernen, schweren Decke vereint. Es lag Regen in der Luft. Obwohl noch kein Tropfen gefallen war und kein Wind durch die leeren Gassen strich, schlang Tomrin instinktiv die Arme um seinen Leib. Es war kalt hier. Kalt und unheimlich.
    Die Verbotenen Hügel trugen ihren Namen zu Recht. Ständig führte der Weg auf und ab, mal flacher, mal steiler – ganz anders als im flachen Hafenviertel. Man musste kein Zwergenkenner sein, um zu verstehen, warum sich Borthas Vorfahren ausgerechnet an diesem Ort niedergelassen hatten. Zwerge mochten es felsig und uneben, und genau so war dieses Gebiet.
    Seit mehreren Minuten hatte keiner der Freunde mehr ein Wort gesagt. Die seltsame Atmosphäre der Gegend schlug ihnen allen aufs Gemüt. Auch Fleck wirkte angespannt und schreckhaft.
    Plötzlich drehte sich Sando ruckartig um und führte die Hand zum Dolch.
    „Du hast also auch so ein Gefühl “ , sagte Tomrin leise zu ihm.
    Sando hob fragend die Braue. „Was für ein Gefühl ?“
    „Dass uns irgendjemand oder irgendetwas beobachtet .“ Tomrin nickte bedächtig. „Geht mir genauso. Schon eine ganze Weile lang .“
    Sando sah sich unbehaglich um. „Aber ich … Ich weiß nicht,

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