Drachengasse 13, Band 02
niemand finden. Bis Tomrins Vater und seine Soldaten überhaupt auf die Idee kommen, diese Stollen zu durchsuchen, sind Xarblo Fel’Dathor und seine Männer längst über alle Berge .“
„Und wir sind bis dahin verhungert “ , brummte Grimbak und hielt sich den knurrenden Magen.
Stunden vergingen. Wann immer sie sich sicher waren, dass niemand auf sie achtete, packten die Freunde aus der Drachengasse und die Grubenjungs gemeinsam an. Doch auch mit vereinten Kräften konnten sie keinen einzigen Balken vor ihrem Gefängnis lockern. Es war zum Verzweifeln.
„Ich wünschte, wir hätten unser Werkzeug “ , seufzte Tumril und sah sehnsüchtig zu dem Haufen mit ihrer Ausrüstung hinüber, der nah und doch unerreichbar war. „Gebt mir eine Spitzhacke, und diese Holzbalken sind kein Hindernis mehr .“
Ratlos blickte Sando von einem zum anderen. Gab es denn wirklich keinen Ausweg?
Plötzlich drang ein leises Quäken an sein Ohr. Verwundert spähte er durch eine Spalte in der Tür – und sah Fleck!
Der kleine Drache stand direkt vor der Nische. Er lebte! Und er hatte sich wieder zurückverwandelt.
„Träume ich ?“ , murmelte Sando und stupste den neben ihm stehenden Tomrin an.
Hanissa sah Fleck jetzt auch, und ihre Augen weiteten sich. „Wo kommst du denn her ?“ , flüsterte sie. Sie eilte zu dem Holzgatter, ging in die Hocke und streckte den Arm zwischen den Balken hindurch, um Fleck über den Kopf zu streicheln. „Und wie hast du uns gefunden ?“
„Wie ist das möglich?“ Tomrin machte große Augen. „Wir haben doch alle gesehen, wie … “
Sando konnte nur mit den Schultern zucken. Vor lauter Überraschung und Freude fehlten ihm die Worte.
„Der Schacht muss am unteren Ende breiter geworden sein “ , meinte Hanissa. „Oder er endete in einer Höhlendecke. Und dort konnte Fleck seine Flügel ausbreiten und seinen Sturz abfangen .“
„Und dann hat er irgendeinen zweiten Ausgang gefunden und hat uns nachgespürt “ , ergänzte Tomrin. „Oh, Fleck, du kleiner Held .“
„Wenn er so ein Held ist, kann er uns dann auch hier heraushelfen ?“ , fragte Wonkar. Er spähte erst ins Innere der großen Höhle und deutete anschließend auf den Stapel mit Waffen und Ausrüstung vor ihrem Gefängnis. „Kann er uns unser Werkzeug bringen, solange niemand zu uns rüberschaut ?“
Sando sah, wie Tomrin das Gesicht verzog und Hanissa anschaute.
„Oh je“ , murmelte das Mädchen.
„Was ist ?“ , wollte Wonkar wissen.
„Fleck … äh … bringt nicht so gerne Stöckchen “ , erklärte Tomrin.
„Wir versuchen es trotzdem “ , sagte Hanissa entschlossen. Sie wandte sich Fleck zu. „Fleck, du musst jetzt wirklich tun, was ich dir sage, ja? Das ist kein Spiel mehr. Das ist bitterer Ernst .“
Der kleine Drache sah sie an und klopfte fröhlich mit dem Schwanz auf den Boden.
„Das wird doch nie was “ , brummte Grimbak.
Hanissa fuhr zu ihm herum. „Lass mich doch erst mal ausreden .“ Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den kleinen Drachen. „Also hör zu, Fleck. Siehst du den Werkzeugstapel da vorn? Du musst jetzt zu dem Werkzeugstapel gehen und uns die … “
„Spitzhacke “ , half Wonkar aus. „Die Spitzhacke dort drüben .“
„… die Spitzhacke holen, ja? Verstehst du? Die Spitzhacke, dieses Ding mit dem braunen Holzgriff und dem grauen Metallklotz obendrauf, die neben unseren Sachen an der Wand lehnt. Kannst du sie holen? Kannst du das ?“
Fleck sah sie an, als halte er die Frage für eine Beleidigung. Dann drehte er sich um, und ohne die Aufmerksamkeit der Arbeiter zu erregen, schlich sich der kleine Drache zur Ausrüstung, nahm den Stiel der Spitzhacke in die Schnauze und kehrte zu den Freunden zurück. Sichtlich stolz auf seine Leistung, legte er das Werkzeug vor das Gefängnis auf den staubigen Boden.
„Großartig !“ , sagte Wonkar leise, streckte die Hand zwischen den Balken hindurch und zog die Hacke ins Innere der Nische. Er hielt sie Tumril hin. „Dann leg mal los .“
Der hünenhafte Zwerg grinste, als er das Werkzeug entgegennahm.
„Ich glaub’s nicht “ , murmelte Tomrin.
„Das war das Nützlichste, das ich ihn je habe machen sehen “ , ergänzte Sando.
„Du bist der Beste, Fleck .“ Hanissa kraulte dem Drachen den Kopf.
Fleck schnaubte zufrieden. Dann beugte er sich hinunter und klaubte mit seiner Schnauze einen langen Holzsplitter vom Boden, der sich von den Balken gelöst hatte. Er hielt ihn in Hanissas Richtung, und mit einem
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