Drachengasse 13, Band 02
und Sando sahen sich ungläubig an.
„Ha, dieser Nichtsnutz von Brck ist wirklich in den Schacht gefallen “ , krächzte der Bucklige. „Hängt dort unten in der Tiefe fest. Wir werden Taue und ein paar Leute brauchen, um ihn herauszuholen .“
Seine Begleiter nickten beifällig.
„Fleck … “ , hauchte Hanissa und wand sich im Griff des Mannes, der sie am Arm gepackt hatte. Sie versuchte, einen Blick über den Rand des Schachtes zu werfen.
„Euer Drache, was? Den könnt ihr vergessen. Wenn da jemals ein Drache war, ist er in die Tiefe gestürzt. Dann ist er tot .“ Der Bucklige beugte sich zu ihnen. Auf seinem Gesicht lag Häme. „Und ihr seid unsere Gefangenen .“ Er machte eine herrische Geste. „Führt sie ab !“
Kapitel 11
Verloren
„Da rein !“
Sando spürte, wie der Bucklige ihm einen groben Stoß gegen den Rücken verpasste. Mit taumelnden Schritten betrat er das Gefängnis, diese kalte, feuchte Nische hinter den schweren Holzbalken, wo schon Bortha und die Grubenjungs hockten. Pip flatterte erschrocken von seiner Schulter auf und folgte ihm.
Dann wurden Tomrin und Hanissa in die Zelle geschubst. Bortha, Tumril und Grimbak sahen mit Furcht und ohnmächtigem Zorn zu. Nur Wonkar wirkte, als wolle er jeden Moment auf ihre Entführer losgehen.
„Und keinen Mucks mehr, klar? Sonst ergeht es euch schlecht .“ Der Bucklige blieb vor den Kindern stehen und fuhr sich drohend mit dem Finger über den Hals.
Die Geste hätte er sich sparen können. Sando verstand auch so, dass Widerstand hier nicht gefragt war.
„Ihr feigen Kerle !“ , schimpfte Tomrin, zitternd vor Zorn. „Was fällt euch ein? Mein Vater ist … “
„… bestimmt untröstlich, wenn er dich nicht mehr wiedersieht “ , unterbrach der Bucklige ihn, zog die Nase hoch und spuckte in hohem Bogen aus. „Also sei schlau, halt die Klappe und tu, was man dir sagt .“
„Niemals! So könnt ihr nicht mit uns umgehen. Ihr seid unrechtmäßig hier. Sobald die Stadtgarde davon erfährt, kommt ihr hinter Schloss und Riegel .“
Neben dem Buckligen stand der verwahrloste Elf. Sein silbernes Haar hing ihm in zotteligen Strähnen ins hagere Gesicht, seine Kleidung war abgewetzt und seine blasse Haut von Dreck und Staub bedeckt. Nun packte er Hanissa an der Schulter und zerrte sie zu sich. „Kleiner, die Sache ist ganz einfach “ , knurrte er dabei, sah Tomrin drohend an und zog ein schmutziges Taschentuch aus seiner verschlissenen Hose. „Entweder benehmt ihr euch wie brave Gefangene, oder wir sparen uns den Käfig, fesseln euch und stecken euch dicke Knebel in den Mund, damit ihr endlich Ruhe gebt. Entscheide dich .“ Er fuchtelte mit dem Tuch, das wohl ein Knebel werden sollte, vor Hanissas schreckgeweiteten Augen herum.
Tomrin wusste, wann ein Kampf verloren war. „Wir sind still “ , sagte er leise. „Lasst sie gehen .“
Zufrieden ließ der Elf von Hanissa ab und gab ihr einen Schubs. Dann schlossen die Halunken die behelfsmäßige Zellentür und legten zwei schwere Balken davor, die sie zusätzlich mit Ketten und Vorhängeschlössern sicherten. Nun waren Sando und seine beiden Freunde so hilflos und verloren wie die Grubenjungs.
Die Männer entfernten sich.
„Alles in Ordnung ?“ , fragte Wonkar leise und sah Hanissa an.
Bortha zog ein sauberes Tuch aus der Tasche seines Wamses und hielt es ihr hin.
Sie schüttelte den Kopf, und Sando sah die Tränen in ihren Augen. „Fleck … “ , flüsterte sie.
Nun musste auch Sando schlucken. Der Drache war vor ihrer aller Augen in den sicheren Tod gestürzt. Mit einem Mal fühlte sich Sando ganz leer. Völlig taub.
„Diese verkommenen Kerle haben ihn auf dem Gewissen “ , zischte Tomrin. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und stand vor den Balken, als könne er sie allein mit Wut und Willenskraft überwinden. Jenseits der Barriere lagen ihre Waffen und die Ausrüstung auf dem Boden neben dem Höhleneingang – viel zu weit entfernt, als dass er sie von seinem Gefängnis aus erreicht hätte! „Und das alles für ein paar Klumpen Gold und Silber und irgendwelche Edelsteine… “ Tomrin schlug mit der Faust gegen das Holz. Nie zuvor hatte Sando seinen Freund so zornig und aufgewühlt erlebt.
„Na ja, mehr als nur ein paar, würde ich sagen .“ Sando trat neben Tomrin. Er spähte zwischen den Balken hindurch.
In der Höhle hatten die Männer ihre Grabungen wieder aufgenommen. Die Menschen hämmerten mit Hacken und anderen Werkzeugen auf das Gestein ein. Die
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