Drachengasse 13, Band 02
schon längst wieder hier buddeln. Schließlich wohnt er mittlerweile in Bondingor .“
Ein alter Freund? Sando stutzte. Gestern bei dem Gespräch im Park hatte doch irgendjemand etwas gesagt, das mit Magiern zusammenhing …
„Ihr meint Gumrak Eisenschild !“ , rief Tomrin plötzlich. „ Er hat euch von dem Kyrillian erzählt, nicht wahr? Mein Vater sagte mir, dass finstere Gesellen wie Ihr ihm folgen könnten .“
„Finstere Gesellen ?“ Xarblo Fel’Dathor schnalzte abschätzig mit der Zunge. „Bursche, ich nehme mir nur die Dinge, die sowieso niemand haben möchte. Kann ich vielleicht etwas dafür, dass Bondingors Zwerge vor lauter Aberglauben keinen Fuß mehr in diese Stollen setzen? Kann ich etwas dafür, dass sie sich von ein wenig Theater und ein paar magischen Kunststückchen so ins Bockshorn jagen lassen, dass ihnen beim Gedanken an die Verbotenen Hügel jedes Barthaar einzeln zittert ?“ Er schüttelte den Kopf. „Das Glück ist mit dem Tüchtigen, Kleiner. Das weiß dein Vater sicher auch. Und ich hatte zu viele schlechte Jahre, seit Gumrak, ich und die anderen uns trennten. Diese Gelegenheit konnte ich nicht verstreichen lassen .“
Sando traute seinen Ohren nicht. „Gumrak Eisenschild ist ein Held! Er würde sich niemals mit jemandem wie Euch einlassen! Ihr lügt doch !“ Er wusste nicht, woher er den Mut nahm, so mit dem Zauberer zu sprechen. Vielleicht lag es an seiner Trauer und seinem Zorn über Flecks schrecklichen Absturz – und der Aussicht, Flecks Schicksal bald teilen zu müssen.
In Xarblo Fel’Dathors Augen blitzte es bedrohlich. „Jetzt hör mal zu“ , knurrte er, trat näher und vollführte mit der Rechten eine Bewegung. Mit einem Mal wurde Sando von einer unsichtbaren Hand am Kragen gepackt und so dicht an die Holzbalken herangezogen, dass ihm fast die Luft wegblieb. „Wärst du nicht so dumm gewesen, dich in unser Versteck zu verirren, wärst du vielleicht alt genug geworden, etwas über das wahre Leben zu lernen. Nämlich, dass du nicht immer das bekommst, was du dir wünschst. Und was du verdienst .“ Mit jedem Wort redete er sich mehr in Wut. „Dein Gumrak und ich gehörten einst einer Gruppe von Helden an, verstehst du? Wir waren vom selben Schlag: er der Krieger, ich der Zauberer. Wir zogen durch die Königreiche, erlebten Abenteuer und halfen, wo wir konnten. Man achtete uns .“
Die unsichtbare Hand lockerte ihren Griff um Sandos Kragen. Verbitterung schlich sich in Xarblo Fel’Dathors Stimme: „Doch die Gemeinschaft zerbrach. Gumrak zog hierher zurück und setzte sich zur Ruhe. Aber ich? Ich war noch zu jung. Ich wollte mehr. Aber nichts gelang mir. Und dann entschied ich, dass ich lange genug den Buckel krumm gemacht hatte. Die Welt hatte mir jahrelang nur Knüppel zwischen die Beine geworfen. Ich beschloss, mir den Respekt, den sie mir schuldete, auf anderem Wege zu holen. Ich erinnerte mich daran, was Gumrak mir von den Reichtümern unterhalb Bondingors erzählt hatte. Und ich machte mich auf, sie mir zu holen .“ Kaum hatte er seine Geschichte beendet, ließ er von Sando ab.
Sprachlos wich der Straßenjunge zurück.
„Ihr wurdet vom Helden zum Dieb ?“ , fragte Tomrin ungläubig. „ Das sollte die Lösung sein ?“
Xarblo Fel’Dathors lange Finger zuckten. „Ich nehme mir lediglich, was mir zusteht “ , stieß er zischend hervor. „Das, was ich mir in langen Jahren harten Abenteurerlebens verdient habe. Ich schaffe einen Ausgleich .“
Was für ein Mistkerl , dachte Sando. Stiehlt den Zwergen ihre Bodenschätze und hält sie mit Spukillusionen auf Abstand, weil er sich ungerecht behandelt fühlt.
Xarblo Fel’Dathor warf einen verächtlichen Blick in die Runde. „Außerdem brauche ich euch Bälgern das gar nicht zu erklären. Das hab ich nicht nötig. Bis man euch hier unten findet, vergehen Jahre – und dann bade ich längst in meinem Reichtum und genieße meine magische Macht !“ Damit wandte er sich ab und stieg die Leiter hinunter in die Höhle, um die Arbeit der Bergleute zu begutachten.
„Wir müssen hier raus “ , murmelte Tomrin, sowie Xarblo Fel’Dathor außer Hörweite war. „Die Zwerge müssen erfahren, was hier vor sich geht .“ Vergeblich zog und zerrte er an den Balken der behelfsmäßigen Zellentür.
„Wir können nicht darauf hoffen, dass uns jemand rettet “ , sagte Sando. „Ob er nun wahnsinnig ist oder nicht, in einem hat Xarblo Fel’Dathor recht: So tief unter den Verbotenen Hügeln wird uns so schnell
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