Drachengasse 13, Band 02
kräftigen Biss zerbrach er ihn in zwei Teile.
„Was sollte das denn ?“ , fragte Sando verwundert.
Hanissa kicherte leise. „Keine Stöckchen mehr “ , erklärte sie. „Ich verspreche es dir, Fleck. Ich versuche nicht noch mal, dich Stöckchen bringen zu lassen .“
Fleck gurgelte glücklich und klopfte mit dem Schwanz.
Während Bortha, Grimbak und die anderen die Arbeiter im Auge behielten, mühten sich Tumril und Tomrin mit der Spitzhacke an den Balken ab. Sie versuchten, ganz leise zu sein, doch Sando erkannte schnell, dass ihre Vorsicht unnötig war. Bei dem ganzen Lärm, den die Bergleute verursachten, fiel ihr Ausbruchsversuch gar nicht auf. Die Raubgräber durften nur nicht zu ihnen herüberschauen.
„Los! Los !“ Grimbak rempelte Sando an und riss ihn aus seinen Gedanken.
Sando sah, dass Tomrin und Tumril die beiden untersten Balken so weit gelockert hatten, dass sie sich hindurchzwängen konnten. „Nichts wie raus hier, bevor uns jemand bemerkt .“
Das ließ sich Sando nicht zweimal sagen. Die Grubenjungs und die drei Freunde aus der Drachengasse krochen aus ihrem Gefängnis. Tatsächlich gelang es ihnen, ohne die Aufmerksamkeit von Xarblo Fel’Dathor und seinen Männern zu erregen.
„Da geht’s raus “ , flüsterte Tomrin und zeigte in Richtung des Stollens, aus dem sie gekommen waren. „Beeilt euch und seid leise !“
Sie schlichen los, immer darauf bedacht, bloß kein Geräusch zu machen. Als sie an dem Haufen mit ihrer Ausrüstung vorbeikamen, griffen sie rasch zu und nahmen ihr Eigentum wieder an sich.
Gerade hatten sie den dunklen Gang erreicht, als lautes Gebrüll Sando zusammenzucken ließ. „Meister !“ , hallte Rogis krächzende Stimme von den Höhlenwänden wider. „Die Gefangenen fliehen !“
Im Nu richteten sich die Augen aller Raubgräber auf sie.
„Hinterher, ihr Tölpel !“ , zeterte Xarblo Fel’Dathor und deutete mit ausgestrecktem Arm auf die Fliehenden. „Diese lästige Brut darf nicht entkommen, sonst fliegen wir alle auf! Fasst sie !“
Sando stürmte los.
Kapitel 12
Auf der Flucht
Hanissa rannte um ihr Leben. Ihr Gesicht glühte, und das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie durch den finsteren Stollen zur Oberfläche floh. Sie hätte noch schneller rennen können, aber dann wären die jungen Zwerge nicht hinterhergekommen – und nur wegen ihnen waren Tomrin, Sando, Fleck, Pip und sie ja überhaupt hier.
Hanissa bildete die Spitze ihrer kleinen Gruppe. Die Laterne, die Tomrin ihr in die Hand gedrückt hatte, hielt sie hoch über den Kopf. Ohne Licht wäre die Flucht durch die gefährlichen unterirdischen Gänge vollkommen unmöglich gewesen.
Einige Schritte vor Hanissas Nase flatterte Pip. Die Spürechse schien den besten Weg nach draußen genau zu kennen. Damit hatte sie dem Findezauber auf Hanissas Geldbörse einiges voraus. Das Mädchen hatte versucht, ihre kleine Gruppe mithilfe des magischen goldenen Bandes zurück zum Eingang der Mine zu führen. Doch der glitzernde Faden hatte natürlich die kürzeste Route gewählt und direkt in Richtung der Höhle mit den Raubgräbern gewiesen. Hanissa hatte den Zauber daraufhin aufgelöst.
Durchhalten! Es kann nicht mehr weit sein , spornte sie sich selbst an. Bei jedem Atemzug verspürte sie ein Stechen in der Brust. Sie versuchte, es nicht zu beachten.
Direkt hinter sich hörte sie das Schnaufen und Keuchen der Zwerge. Bortha, Wonkar, Grimbak und Tumril mochten so zäh sein, wie Zwerge nur sein konnten, doch für eine überstürzte Flucht waren ihre kurzen Beine einfach nicht geeignet. Machte Hanissa einen Schritt, mussten sie zwei machen.
Sando und Tomrin liefen hinter den vier Zwergen und sorgten dafür, dass keiner zurückblieb. Hanissa wusste, dass die beiden Jungen ihre Waffen gezückt hatten und zu allem bereit waren. Diesmal würden sie sich nicht ergeben, falls einer der Raubgräber ihren Weg kreuzte.
Das Schlusslicht bildete Fleck – und das war gut so. Der kleine Drache war wieder zum Furcht einflößenden Nachtfresser geworden. Die hektische Flucht und die Verfolgung durch die Raubgräber hatten ihm so große Angst eingejagt, dass er sich erneut verwandelt hatte.
Jetzt tobte Fleck verschreckt und rücksichtslos wie ein verrückt gewordener Troll hinter ihnen durch den Stollen. Dem Krachen und Bersten nach zu urteilen, stieß er dabei immer wieder gegen Holzverstrebungen und Felsvorsprünge, die er mit seiner unbändigen Kraft einfach zertrümmerte.
„Schneller !“ , rief Tomrin
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