Drachengasse 13, Band 03
hier“, zischte Quox.
Sie rannten los.
Kapitel 12
Flucht nach vorn
„Bleibt stehen, ihr elenden Dreiwabenhochs!“
Die schneidende Stimme des Xix-Feldwebels ging Hanissa durch Mark und Bein. Qnar’sc und drei oder vier anderen Verschwörern war es gelungen, sich der Armee aus jungen Xix zu entwinden. Nun verfolgten sie das Mädchen, Tomrin, Sando, Quox, Fleck und Pip quer durch den Bau, entschlossen, die Königinlarve zurückzuerobern.
„Stehen bleiben, sage ich!“
Hanissa dachte nicht daran, der Aufforderung Folge zu leisten. Stattdessen presste sie die Königinlarve nur noch enger an die Brust und rannte, so schnell sie ihre Beine trugen. Zrkida blickte sie aus großen glitzernden Facettenaugen an. Sie schien überhaupt keine Angst zu haben.
„Schnell, hier entlang“, rief Quox und deutete auf eine Abzweigung zur Rechten. Mit wirbelnden Beinen flitzte er hinein.
Tomrin und Hanissa liefen ihm nach. Sando war, von Pip umschwirrt, direkt hinter ihnen. Fleck bildete das Schlusslicht.
Als Hanissa einen Blick über die Schulter warf, um nach dem Jungdrachen zu sehen, bemerkte sie, dass seine Stummelflügel verräterisch zuckten. Jetzt war es nach all den Stunden der Aufregung wohl doch so weit: Es konnte nur noch eine Frage von Augenblicken sein, bis er sich einmal mehr in den fürchterlichen Nachtfresser verwandeln würde. Bislang hatte das Mädchen versucht, ihn davon abzuhalten. Jetzt blieb ihr keine Zeit dafür – und vielleicht wollte sie es auch gar nicht. Die Xix-Soldaten, die ihnen nachsetzten, würden es sich zweimal überlegen, bevor sie sich mit einem ausgewachsenen Drachen anlegten.
„Ist das auch bestimmt der kürzeste Weg?“, fragte Tomrin atemlos, während sie den gewundenen Korridor hinuntereilten.
Sie befanden sich nun wieder inmitten der labyrinthischen Gänge des Baus, und auch Hanissa hatte keine Ahnung, wie weit sie noch vom Boden der Hauptkammer entfernt waren.
„Nein“, erwiderte Quox, ohne sich umzudrehen. „Der kürzeste Weg wäre, in der Hauptkammer von einer der Brücken in die Tiefe zu springen. Aber falls du nicht irgendwelche Flügel unter deinem Wams versteckst, würde ich dir das nicht raten.“
„Sehr witzig“, knurrte Tomrin. „Ich will nur nicht, dass uns die Soldaten erwischen, bevor wir die Königinlarve zum Altar gebracht haben, damit sie die Königliche Aura aufnehmen kann.“
„Das will ich auch nicht“, sagte Quox. „Ich möchte zwar Soldat werden, wenn ich groß bin, aber ich will mein Volk beschützen und nicht andere bekämpfen.“
„Kopf runter!“, brüllte Sando.
Hanissa krümmte sich unwillkürlich zusammen und zog den Kopf ein. Im nächsten Moment flog ein schlecht gezielter Wurfspeer über sie hinweg und prallte klappernd von der Gangwand ab. Hinter ihnen war ein enttäuschtes Xix-Zischen zu hören.
Tomrin entfuhr ein Fluch. „Die meinen es diesmal echt ernst“, stellte er fest.
„Hier rein!“, rief Quox und bog scharf nach rechts ab. Hanissa und die anderen folgten ihm.
In ihrem Rücken vernahm das Mädchen ein vertrautes Geräusch. Es klang wie ein fleischiges Schmatzen und Schlurfen; gleich darauf erschütterte ein ohrenbetäubendes Drachenbrüllen den Gang.
„Fleck hat’s erwischt“, verkündete Sando keuchend.
Hanissa zuckte zusammen und blickte sich um. „Er wurde getroffen?“, fragte sie erschrocken.
„Äh, nein. Ich meine, er hat sich verwandelt“, verbesserte sich Sando.
„Offensichtlich“, pflichtete ihm Hanissa bei, während ihr Blick über den schmutzig grünen Koloss glitt, der nun unmittelbar hinter ihnen durch den Gang tobte.
Fleck schien Angst zu haben – ob um sich oder seine Freunde, konnte das Mädchen nicht sagen – , aber mit jedem Moment, den er als Nachtfresser dahinpolterte, wurden seine Bewegungen selbstsicherer.
Hanissa befürchtete, dass Fleck irgendwann beginnen könnte, sich im Körper des Nachtfressers wohlzufühlen. Wer wollte nicht lieber ein großer fieser Drache sein als ein kleiner harmloser? Aber das war wirklich ein Problem, um das sie sich an einem anderen Tag würde kümmern können.
Quox gab ein ersticktes Gurgeln von sich. Als Hanissa ihr Augenmerk auf ihn richtete, sah sie, dass er stehen geblieben war und auf Fleck deutete. Seine Facettenaugen quollen ihm beinahe aus dem fassungslosen Gesicht. „Ein Monsterdrache!“, entfuhr es ihm.
„Äh, ja“, sagte Tomrin hastig. „Keine Angst. Das ist nur Fleck in Groß. Lange Geschichte. Ich erzähle sie dir später mal.
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