Drachengasse 13, Band 03
riesigen Drachen auf. Ihre großen runden Facettenaugen glitzerten, und sie gab einen leisen Laut von sich. Dazu klackten zweimal ihre kleinen Mandibeln.
Fleck legte den Kopf schief und schien über das Gehörte nachzudenken. Dann sprang er unvermittelt mit seinen beiden breiten Füßen auf die Brüstung der Brücke, die unter seinem Gewicht knirschte. Er breitete die Flügel weit aus und hielt Hanissa und den anderen die langen Arme entgegen.
„Das ist mein Fleck“, sagte Tomrin mit begeistertem Grinsen. Furchtlos schwang er sich auf die Brüstung und hielt sich an dem Drachen fest. Sando folgte.
Am Anfang der Brücke wurde aufgeregtes Klicken und Zirpen laut. Offenbar hatten die Verschwörer erkannt, was vor sich ging. Das ließ sie alle Furcht vergessen und endgültig zum Angriff übergehen. Mit wirbelnden Beinen stürmten sie heran. Sie hatten ihre Speere erhoben, und Feldwebel Qnar’sc führte sie an.
Fleck fuhr herum und schickte ihnen ein drohendes Fauchen entgegen. Dann schnappte er sich Hanissa.
Unvermittelt hielt Qnar’sc an, holte aus und schleuderte seinen Speer direkt auf Fleck! Die Absicht war eindeutig.Er wollte den Drachen um jeden Preis aufhalten.
„Nein!“, brüllte Quox.
Bevor Hanissa oder jemand anders eingreifen konnte, warf sich der junge Xix vor Fleck und direkt in die Flugbahn des Speers. Mit einem dumpfen Knirschen schlug die eiserne Speerspitze ein Loch in Quox’ braune gepanzerte Brust.
Hanissa kreischte auf, als der Xix-Junge von der Wucht des Treffers umgerissen wurde. Seine Facettenaugen waren weit aufgerissen und sein kleiner Mund wie zu einem tonlosen Schrei geöffnet. „Rettet die Königin“, ächzte er schwach, bevor er zusammenbrach.
Fleck wartete nicht, bis sich die Xix-Verräter von dem Schock erholt hatten, einen der Ihren tödlich verletzt zu haben. Mit einem donnernden Brüllen ließ er sich in die Tiefe fallen. Hanissa schrie. Tomrin schrie auch. Sando war vor Schreck kreidebleich und klammerte sich an Flecks Körper, ohne auch nur einen Ton von sich zu geben. Pip blieb an ihrer Seite, ein winziger blauer fröhlich trällernder Pfeil. Für die Spürechse war das Ganze offenbar ein Riesenspaß.
Oh, Zweigötter, bitte, bitte, lasst uns nicht sterben, betete Hanissa unwillkürlich, während sie in halsbrecherischer Geschwindigkeit dem Boden entgegenrasten. Sie hielt Zrkida mit der linken Hand krampfhaft fest, mit der rechten klammerte sie sich an Fleck. Ihr rotes Haar flatterte um ihr Gesicht und ihr Rock um ihre Beine. Links und rechts von ihnen huschten die Fenster in der Schachtwand vorbei. Aus manchen von ihnen blickten verdutzt wirkende Xix. Fleck verfehlte eine tiefer gelegene Brücke nur um Haaresbreite, dann eine weitere um vielleicht zwei Haaresbreiten.
„Langsamer, Fleck!“, rief Tomrin voller Entsetzen. „Du musst abbremsen, Großer! Sonst sind wir gleich so zermatscht wie Rattenbrei!“
Der Flugdrache stieß zur Antwort ein Brüllen aus, verlangsamte ihren Sturz aber nicht. Ob er überhaupt wusste, worauf er sich da eingelassen hatte? Hanissa schluckte. Womöglich waren sie und ihre Freunde doch zu schwer für ihn. Bei dem Gedanken zog sich ihr Magen schmerzhaft zusammen.
Der Boden war jetzt nur noch etwa vierzig Schritt entfernt, dann dreißig, zwanzig … Zu ihren Füßen erwartete sie ein Meer aus halb wahnsinnigen Xix, die geifernd und klackend zu ihnen aufblickten.
Plötzlich schlug Fleck kräftig mit den Flügeln, und sie wurden schlagartig langsamer. Ein weiterer Flügelschlag, und er hatte vollkommen die Kontrolle zurückerlangt. Ihr bislang halsbrecherischer Fall wurde zu einem eleganten, wenn auch immer noch schnellen Dahingleiten.
Fleck legte sich in eine weite Kurve und flog rauschend an der gewölbten Wand der Hauptkammer entlang auf die Tribüne zu. Dort stand General Qalrx mit einigen zittrig wirkenden Begleitern und glotzte dem von der Decke des Baus fallenden Ungetüm ungläubig entgegen. Er schien einer der ganz wenigen zu sein, die noch halbwegs bei klarem Verstand waren, auch wenn er im Augenblick sicher an diesem zweifelte.
Mit einem letzten Flügelschlag und einem Knirschen setzte Fleck in seiner Nachtfressergestalt mitten auf der Tribüne auf. Hanissa, Tomrin und Sando wurden von dem Schwung zu Boden geworfen. Hanissa rollte zwei Schritt weit, wobei sie die Königinlarve eng an den Leib gedrückt hielt, damit diese sich nicht verletzte.
Endlich kam sie zum Halten. Sie blies sich eine Strähne ihres roten Haars aus
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