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Drachengasse 13, Band 04

Drachengasse 13, Band 04

Titel: Drachengasse 13, Band 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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und als er die Stelle erreicht hatte, von der aus man sich aufs Dach hieven konnte, zögerte er nicht. Kaum oben angekommen, hob er den Dolch und ballte die Linke kampfbereit zur Faust. Doch der Angriff, mit dem er schon fast gerechnet hatte, blieb aus.
    Nichts regte sich. Das Dach der Brandung lag zwar im Dunkeln, aber das Licht des Mondes spiegelte sich in denjenigen Schindeln, die noch nicht von Moos überwuchert waren. Das genügte, um dem Jungen wenigstens einen Hauch von Orientierung zu geben. Vorsichtig setzte Tomrin seinen Weg fort und kroch auf allen vieren über die alten Schindeln.
    Doch war hier überhaupt wer? Oder hatte Fleck sich geirrt?
    Er wollte schon aufgeben und zurückkriechen, als ihm plötzlich so war, als sähe er eine Bewegung im Augenwinkel. Tomrin spannte seine Muskeln an, wandte den Kopf – und keuchte schmerzerfüllt auf, als Sandos ausgestrecktes Bein ihn in die Seite traf!
    Sofort verlor er den Halt, rollte der Dachkante entgegen. Zum Glück bekam er ein besonders dickes Stück Moos zu fassen und konnte sich festhalten. Einer der Spiegler! , durchfuhr es ihn.
    Als das Dämonenwesen merkte, dass Tomrin nicht vom Dach fallen würde, kam es auf ihn zu. Mit schnellen, erstaunlich sicheren Schritten näherte sich der falsche Sando. „Na warte“, knurrte er. „Diesmal entkommst du uns nicht.“
    Tomrin handelte sofort. Er zog sich in die Hocke hoch, sprang auf und stieß dem Angreifer den Dolch entgegen. Der Spiegler beugte den Oberkörper zurück und wich der Klinge aus. Dann duckte er sich plötzlich, wirbelte um die eigene Achse und traf Tomrin so kraftvoll gegen die Unterschenkel, dass ihm die Beine unterm Leib weggerissen wurden.
    Tomrin schlug hart auf die Schindeln auf. Für einen kurzen Moment sah er Sterne. Er blinzelte einmal, zweimal.
    Aufstehen! , dachte er hektisch. Steh auf und wehr dich! Sonst bist du tot.
    Aber es war zu spät. Als Tomrin endlich die Benommenheit abgeschüttelt hatte, beugte sich der falsche Sando bereits über ihn, die Faust zum Schlag erhoben. Gleich würde es vorbei sein.
    Da klatschte etwas gegen die Schläfe des Spieglers. Der falsche Sando zuckte zusammen und wankte leicht.
    Klatsch! Wieder traf ihn irgendetwas am Kopf, diesmal genau zwischen den Augen. Tomrin verstand nicht, was geschah, aber er erkannte die Gelegenheit. Er nutzte die kurze Verwirrung seines Gegners, rollte sich zur Seite und zog gleichzeitig dem Doppelgänger die Beine unter dem Leib weg. Dann sprang er auf und kniete sich auf die Brust des auf dem Rücken liegenden Spieglers.
    „Wolltest du uns ausspionieren, ja?“, fuhr er den falschen Freund an. „Wie hast du uns gefunden?“
    Der Spiegler tobte. Er strampelte wie wild, konnte Tomrin aber nicht abschütteln. Zumal nun auch der echte Sando auf dem Dach erschien! Er kniete sich neben sein Ebenbild und hielt dessen Hände fest. „Das bin ja ich!“, staunte er.
    „Solltest du nicht unten bleiben?“, fragte Tomrin ihn.
    „Und dir den ganzen Spaß überlassen?“, erwiderte Sando. „Von wegen. Außerdem hattest du die Hilfe meiner Schleuder dringend nötig, wie ich sehe.“
    „Lass uns den Kerl ins Zimmer bringen“, schlug Tomrin vor. „Mal sehen, was er uns zu sagen hat.“
    Wenige Minuten und einen missglückten Fluchtversuch des Spieglers später, erschienen die beiden Jungen mit dem Doppelgänger vor Sandos Zimmerfenster. Die anderen staunten, als sie den Gefangenen erblickten, und Fleck verkroch sich ängstlich unter dem Tisch. Während Sando sein störrisches Ebenbild fesselte, berichtete Tomrin, was sich auf dem Dach zugetragen hatte.
    „Sollte der verfluchte Dämonenfürst nicht eher alles tun, um zu Berun zu gelangen“, brummte Gumli ungehalten, „statt ein paar Kindern und Rittern nachzustellen?“
    „Vermutlich sollte uns der Spiegler ausspionieren“, sagte Hanissa. „Damit wir Achnathon nicht noch kurz vor seinem Sieg in die Quere kommen.“ Sie ließ den falschen Sando keine Sekunde aus den Augen.
    Der schnaubte.
    „Was ist?“, fragte der echte ungehalten.
    „Ihr könnt Achnathon nicht aufhalten“, zischte das Wesen mit Sandos Stimme. „Niemand kann das. Er wartet längst dort, wo er sein will. Ihr habt verloren, ihr Wichte. Ergebt euch seiner Macht, und hofft auf seine Gnade.“
    „Wo er sein will?“, wiederholte Tomrin erschrocken. „Berun! Der Dämon hat es bereits bis zum Baron geschafft!“
    „Dann ist er am Ziel“, murmelte Playmolas düster. „Bondingor wird ihm in die Hände fallen …

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