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Drachenglut

Titel: Drachenglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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nichts passiert und heute Morgen sind auch me i ne Augen wieder okay. Der Unterschied zu gestern b e steht darin, dass ich es heute kontrollieren kann.«
    »Michael, das hört sich kein bisschen schlauer an als gestern Abend. Was ist denn nun mit deinen A u gen passiert?«
    »Ich kann dich anschauen, so wie jetzt, das geht wieder. Nichts kaputt. Aber wenn ich so mache … « Er hielt inne, dann fuhr er fort: »Mein Gott, Stephen, du solltest dich mal so sehen können. Du siehst wu n derschön aus, total überirdisch.«
    »Ach so, dann ist ja alles klar.« Stephen richtete sich auf. »Ich muss dir wieder ein bisschen Verstand in den Kopf prügeln, du angetörnte kleine Ratte.«
    »Und wenn ich so mache … «, fuhr Michael fort, »dann siehst du wieder so aus wie immer. Das ist wunderbar.«
    Stephen sah verlegen und angewidert, dass seinem lächelnden Bruder Tränen über die Wangen liefen. Er stieß einen Fluch aus und ließ sich in einen Sessel fallen.
    »Sag mal«, sagte Michael, »hab ich mich eben i r gendwie verändert?«
    »Nein, du bist die ganze Zeit unverändert durc h geknallt«, erwiderte Stephen.
    »Was war denn gestern Abend mit mir los, als du so dicht bei mir warst? Als ich losgeschrien habe?«
    »Dein Gesicht war verzerrt wie alle Gesichter, wenn sie kreischen.«
    »Was war mit meinen Augen? Das würde ich gern wissen.« Michael hockte nun auf der Bettkante und beugte sich mit ernstem Gesicht nach vorn, als triebe ihn wissenschaftliches Interesse an.
    Stephen runzelte die Stirn. Er zögerte mit der Antwort.
    »Komm, sag schon, du hast was gesehen. Was war’s?«
    Stephen atmete langsam aus. »Ja«, sagte er schließlich. »Ich hab was gesehen.« Er unterbrach sich. »Ich dachte – aber glaub bloß nicht, dass ich dich irgendwie unterstütze – ich dachte, ich würde in deinen Augen eine Bewegung sehen. In der Mitte. Gerade bevor du ausgeflippt bist.«
    »Genau!« Michael klatschte in die Hände. »Das wollte ich wissen. Als ich oben auf dem Wirrim au f gewacht bin, hab ich zuerst meine Augen eine ganze Weile nicht aufmachen können. Dann ging es, aber die Sachen sahen ganz anders aus als vorher. Alles war irgendwie getönt, als wäre es mit roten Wasse r farben übermalt. Im Himmel waren lauter rote Kleckse, auf den Felsen, überall. Und es war alles zweidimensional – irgendwie konnte ich nicht mehr perspektivisch sehen. Aber das war erst der Anfang. Ich erzähl dir mal, was mich echt verrückt gemacht hat und warum ich dann die Augen nicht mehr au f machen wollte. Erst das Karnickel, dann die beiden Leute – und schließlich du.«
    Stephen verbarg den Kopf in den Händen.
    »Als hättest du keinen festen Körper, als wären a l le lebendigen Wesen Geister. Ich konnte irgendwie durch dich hindurchkucken, nur nicht da, wo dein Kopf war, aber der – der sah überhaupt nicht so aus wie du.«
    Sein Bruder stieß ein unverständliches Wort he r vor.
    Michael legte sich auf den Rücken und sah zur Zimmerdecke hoch.
    »Als wäre dein Kopf ein Edelstein, ein geschliff e ner Edelstein. Ich hab bisher nur ein paar Menschen so gesehen, aber ich wette, alle sind anders. Dein Kopf ist – kannst du es raten? Also, du hast einen Pferdekopf. Einen Pferdekopf aus lauter Edelsteinen. Sie bewegen sich dauernd und tanzen jedes Mal, wenn du atmest, wie wild herum. Ein Pferd! U n glaublich! Aber irgendwie stimmt das, d as ist mir gestern Abend klar geworden. Da steckt drin, dass du wild bist, und auch deine Dic k köpfigkeit. Ich weiß, ich kann mich auf dich verla s sen, auch wenn du nicht mein Bruder wärst. Sarah ist anders. Sie ist eine Art Hund. Ich kenn mich mit den Rassen nicht so aus, aber wenn du darüber nachdenkst, dann hat sie i m mer diese nervige Anhänglichkeit wie einer von di e sen roten Settern, findest du nicht? Die Bilder haben wirklich was mit der Wah r heit zu tun, obwohl sie mich zuerst total erschreckt haben. Ich hätte auch zu gern mal den Kopf von u n serem Papst gesehen, aber da hab ich den Trick noch nicht richtig beherrscht. Kontrollieren kann ich es erst seit heute Morgen. G e stern hat sich das Bild dauernd von selbst verändert, deshalb hab ich g e dacht, ich werde verrückt. Aber jetzt geht es mir so wie dir, wenn du einen Finger ganz dicht vor die A u gen hältst. Erst wird das Bild ganz unscharf und plötzlich wird es wieder ganz scharf. Er springt ei n fach in deinen Blick, wie durch Zauber. Ach St e phen, du hast ja keine Ahnung, wie schön das ist.«
    Stephen stützte sein Kinn

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