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Drachenglut

Titel: Drachenglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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unbedeutenden Tatsache, ob du oder ob du nicht g e wohnheitsmäßig Drogen nimmst.«
    »Stephen, du weißt doch, dass das totaler Blödsinn ist … «
    »Ach ja? Gestern Abend hätte ich Tom wegen se i nen Unterstellungen und seinen engstirnigen Ansic h ten beinahe umgebracht. Aber heute Morgen – tja, tut mir leid, Kumpel – bin ich mir da nicht mehr so s i cher. Hast du dir mal Sarah genauer angeschaut, als sie vorhin zu dir gekommen ist? Oder hast du dich wieder nicht getraut, die Augen aufzumachen?«
    »Ich hab sie gesehen.«
    »Ach ja? Ich auch. Und soll ich dir mal sagen, was ich gesehen hab? Soll ich? Sie hat sich wahnsinnig für dich eingesetzt und hat Tom gnadenlos abblitzen lassen, aber dann, Michael, hat sie selber kein Land mehr gesehen. Und mir geht es heute Morgen ganz ähnlich.«
    Er hatte sich umgedreht und sah seinen Bruder an. Michaels Gesicht lag im Schatten verborgen.
    »Jetzt sag mir doch mal, was sollen wir eigentlich denken?«
    Ein langes Schweigen folgte. Im Erdgeschoss knallte irgendwo eine Tür.
    Michael saß da und rührte sich nicht.
    Im Flur ertönten Schritte, die Tür ging auf, und Sarah sah herein, ihr Gesicht war sorgenvoll und b e kümmert. Sie hatte nun Schuhe an und trug ihre T a sche.
    »Wie fühlst du dich, Michael?« Ihre Stimme war tonlos.
    »Mir geht’s gut. Ehrlich, alles okay.« Er beugte sich nach vorn und sagte eindringlich: »Sarah, das mit gestern Abend tut mir so leid. Ich weiß, es hört sich seltsam an, und ich versteh es ja selber nicht, aber ich schöre dir, dass ich nicht … dass ich nichts genommen hab. Ich schwöre es dir. Stephen hat mir erzählt, wie du für mich eingetreten bist. Danke.«
    Sarah sah ihn an. Dann wandte sie sich an St e phen, der immer noch am Fenster stand. »Ich fahre nach Stanbridge. Die Telefonnummer liegt auf dem Tisch. Ich hab mehrere Besichtigungen, deshalb schaff ich es vielleicht nicht vor sechs. Dr. Pandits Nummer liegt auch da. Brauchst du sonst noch was?«
    »Nein, das ist super«, sagte Stephen. »Danke.«
    »Gut.« Sarah ging.
    Sie hörten ihre Schritte leiser werden und dann die Haustür zuschlagen. Das Auto wurde angelassen und bog in die Straße ein, dann verklang das Motoreng e räusch in der Ferne. Michael war auf die Kissen z u rückgesackt.
    Stephen starrte den wenig attraktiven Schrank an. Irgendwo in der Mitte des Zimmers kreuzten sich ihre Blicke.
    »Zieh bitte auch den anderen Vorhang auf«, sagte Michael.
    Licht durchflutete das Zimmer. Michael zuckte zusammen, ansonsten bewegte er sich nicht. Sein Gesicht war wieder wie sonst, die Röte war abg e klungen und er sah gut aus.
    »Ich sag dir, was passiert ist.« Zum ersten Mal sah er seinen Bruder an. »Aber du musst mir verspr e chen, dass du es keinem weitererzählst.«
    Stephen zuckte die Achseln. »Okay. Aber ich bin bestimmt nicht der Einzige, den du überzeugen musst.«
    »Kann sein. Aber weißt du, mir ist was ganz Merkwürdiges passiert, und du bist der Einzige, dem ich das erzählen kann. Ich muss dir vertrauen kö n nen.«
    Stephen schlug mit den Händen auf das Fenste r brett. »Ich hab doch ja gesagt, oder? Also, mach schon.«
    »Gut.« Michael atmete schwer. »Zuerst mal: Es war wirklich so, wie ich euch erzählt habe. Ich bin hoch auf den Wirrim, um zu lesen. Ich bin nirgen d wo sonst hingegangen. Ich bin den Burrway ganz hochgelaufen, dann weiter bis zur Senke und hab mir dort einen Platz zum Hinsetzen gesucht. Dann hab ich ungefähr eine Stunde lang gelesen, bis ich zu der Stelle mit der Sauna kam.«
    »Und was beweist das?« Stephen merkte, dass sich seine Feindseligkeit während Michaels Erzählung immer weiter gesteigert hatte, weil er nicht damit rechnete, dass der ihm die Wahrheit erzählte, und das tat ihm weh und verstärkte seine Wut.
    »Hör doch erst mal zu. Ich hab bis dahin gelesen, weil du gesagt hast, das wäre die beste Stelle. D a nach hatte ich keine Lust mehr und außerdem war ich müde. Deshalb hab ich mich zu einem Nickerchen hingelegt.«
    »In der prallen Sonne?«
    »Ja, deshalb dachte ich ja auch beim Aufwachen, ich hätte einen Sonnenstich.«
    »Der Doktor hat gesagt … «
    »Ich weiß, was er gesagt hat. Ich hab doch Ohren, oder nicht? Jetzt weiß ich, dass es kein Sonnenstich war, aber zu dem Zeitpunkt war es die logischste E r klärung. Während ich schlief, ist irgendwas mit mir passiert, Stephen.«
    »Und was?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich weiß das Ergebnis. Irgendwas ist mit meinen Augen geschehen. Sonst ist mir

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