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Drachenglut

Titel: Drachenglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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geworden.«
    Elizabeth nickte. »Geh du mal an die frische Luft. Ich rufe den Bischof an, er sollte auch informiert werden.«
    Als Tom ins Freie trat, in den neuen Tag, überwä l tigte ihn eine große Müdigkeit. Ein schwacher Rauchgeruch hing in der Luft und erinnerte ihn an den kommenden Herbst. Ein Schwarm Vögel zwi t scherte unermüdlich zwischen den Ästen der Eibe, und Toms Blick wanderte zu dem riesigen Loch in der Erde des Kirchhofs, dessen Ränder nass glänzten. Joe Vernon hockte auf einem von Mr Purdews Fah r zeugen und sprach in sein Handy. Dann klappte er es zu und kam zu Tom.
    »Tja, es muss irgendwann vor halb fünf passiert sein, denn da ist Tony Hooper auf dem Weg zur A r beit die zertrümmerte Tür aufgefallen. Vielleicht beko m men wir noch mehr Informationen, vielleicht hat j e mand in der Kirche Licht brennen sehen oder so was.«
    Als von Tom keine Antwort kam, fuhr er fort: »A ber es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass sie die Kirche überhaupt betreten haben. Vielleicht ist es nur ein dummer Streich gewesen, doch dann finde ich ihn reichlich daneben. Ist mit Ihnen alles in Ordnung, Herr Pfarrer?«
    Tom starrte in den Graben.
    Langsam folgte Joe Vernon seinem Blick über den Erdhügel bis zum Grabenrand, nah bei der Eibe, wo sie ihre Zweige über die Ausschachtungen breitete. Die scharfe Kante von Mr Purdews Graben war weg. An der Seite war Erde herausgerissen worden und lag jetzt da, wo das Kreuz gelegen hatte. Es sah aus, als hätte jemand einen gewaltigen Bissen aus der E r de gezwackt, und jetzt hingen die Eibenwurzeln wie ein Riesenwirrwarr aus Sehnen oder Adern in der Luft.
    Wachtmeister Vernon ging zum Graben und blic k te hinein. »Das ist nichts«, konstatierte er.
    »Darauf könnte ich wetten«, sagte Tom so leise, dass der Polizist es nicht hörte. »Darauf könnte ich wetten.«
    »Auf dieser Seite vom Graben hat es reichlich G e tümmel gegeben«, sagte Wachtmeister Vernon. »Sind Sie sicher, dass es nicht Purdews Leute w a ren?«
    Tom schüttelte wie benommen den Kopf.
    »In dem Fall müssen wir das zu unserer Liste von Rätseln hinzufügen. Ich wüsste gern, hinter was sie her waren«, sagte Joe Vernon. Dann schnüffelte er und beugte sich tiefer zum Graben hinunter.
    »Da ist noch etwas, das ich nicht kapiere: Warum sollten sie sich die Mühe machen und es verbre n nen?«
    Stumm stellte sich Tom neben ihn.
    Die aus der Erde ragenden Baumwurzeln waren verkohlt und verkrümmt, als wären sie letzte Nacht in Kontakt mit einer ungeheuren Hitze gekommen.

 
     
    9
     
    »Wie geht’s dir, Mike?« Stephen stand mit einem Tablett in den Händen am Fußende des Bettes. »Ich bring dir Orangensaft, Wasser und süßen Labbertee. Ein wahrlich königliches Mahl.«
    Michael saß im Bett, das dick aufgeschüttelte Kopfkissen im Rücken und den Bademantel über die Schultern gehängt. Sarah hatte nur den Vorhang, der von dem Kranken am weitesten entfernt war, z u rückgezogen, weshalb er in der dunkleren Hälfte des Zimmers saß. Er wedelte majestätisch mit der Hand.
    »Ich versuch mal das Wasser. Keinen Saft. Meine Zunge tut weh.« Seine Stimme war heiser und belegt, und als er seinem Bruder die Zunge rausstreckte, war sie feuerrot und mit weißen wunden Stellen übersät.
    »Deine Zunge ist eklig.«
    »Danke. Was meinst du – wird mich noch mal ein Mädchen küssen?«
    »Noch mal?«
    Michael trank vorsichtig einen Schluck Wasser.
    Stephen ging zum Fenster und sah hinaus.
    Sarah lief mit nackten Füßen durch den Garten und trug den Biomüll zum Komposthaufen. Duns t schwaden hingen über den schattigen Wiesen hinter dem Garten, und jenseits des kalten, unnahbaren Bu c kels des Wirrim rötete die Morgensonne den Hi m mel.
    Es würde wieder ein heißer Tag werden.
    »Ich sehe mit Freuden, dass du heute Morgen de i ne Augen wieder aufmachen kannst … «, sagte St e phen. Sarah leerte gerade den Eimer über dem Kompos t haufen aus, während sie einen Fuß h ochhob, u m das Gleichgewicht zu halten. »… ohne wie ein verdam m tes Schwein zu quieken.« Er spürte seine Wut heiß gegen die Scheibe schlagen.
    »He, Stephen … «
    »Das war eine tolle Nummer, die du da gestern Abend abgezogen hast. Erst bringst du uns total aus der Fassung, und dann gehst du einfach ins Bett. Jetzt hör mir mal gut zu, Kumpel: Nachdem du g e mütlich in deinem Bettchen lagst, hat Sarah geweint – aber nur ein paar Stündchen, und dann hat sie sich furchtbar mit Tom gestritten, und zwar wegen der

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