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Drachenglut

Titel: Drachenglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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richtet und starrte vor spitzen, fürchterlich glitzer n den Zähnen. Auf eine höchst seltsame Weise schien dieses Lächeln das übliche Lächeln von Mr Cleever genau zu überlagern, weshalb sie sich nicht vonei n ander unterschieden. Der Kopf war ziemlich glatt, außer zwei Höckern oben am Rücken, die dicht be i einander standen und sich von dem schwachen Licht abzeichneten, das die Gestalt umgab.
    Dann öffnete sich das Maul, und Michael sah das rote Innere flackern, als Mr Cleevers Stimme sagte: »Ich kann deine Furcht sehen. Aber ich bin nicht dein Feind, Michael. Ganz und gar nicht.«
    Michaels Panik verdichtete sich zu einem einzigen Fluch, den er ausstieß, als die Bierflasche runterfiel.
    Sein Blick wechselte. Das menschliche Gesicht e r schien wieder und das Lächeln war dasselbe.
    Die Flasche zersplitterte.
    Dann rannte Michael durch den langen dunklen Flur. Aus dem vorderen Raum kam eine hastige B e wegung, aber Michael konnte nicht erkennen, wer es war. Er war bereits an der Haustür u nd fummelte an der Klinke herum. Als er die Tür aufzog, klammerten sich Finger wie Klauen an seine Jacke, doch er riss sich los und rannte durch den Ga r ten, während seine Augen vor Schmerzen brannten.
    Niemand folgte ihm.
    Er sah nicht zurück.
    Als er in die Dunkelheit raste, hing die Hitze wie eine Wolke über ihm.

 
    18
     
    Sarah war bereits zu Bett gegangen. Aber Stephen saß in der Küche und verschlang ein Brot mit Spi e gelei, als Michael atemlos hereinplatzte.
    »Um es mit einem alten Lied zu sagen«, hob St e phen an, »I feel fi ne.«
    Michael ließ sich auf den Stuhl gegenüber fallen. Er war völlig fertig und erschöpft.
    »Du liebe Güte«, sagte Stephen und hob das Brot halb bis zu seinem Mund. »Was ist denn jetzt pa s siert?«
    »Es sind nicht bloß wir.«
    »Hä?«
    »Es gibt nicht nur uns. Cleever … er gehört auch dazu.«
    »Er – äh – was? Du meinst doch nicht … ?«
    »Und da sind wahrscheinlich noch mehr. Das heißt, ich weiß es eigentlich genau. Ich hab sie nicht gesehen, aber sie wären ja nicht dort gewesen, wenn es nicht so wäre, nicht wahr?«
    Stephen schob den Teller zur Seite und hob beide Hände flehend hoch. »Noch mal von vorn! Erzähl ganz langsam und lass nichts aus.«
    »Erst mal schließ ich hier ab.« Michael stand auf und drehte den Schlüssel in der Hintertür um. » O kay.«
    »He, Mike! Was ist denn in dich gefahren?«
    Michael erzählte ihm alles. Und Stephen hörte, ohne ihn auch nur ein Mal zu unterbrechen, bis zum Ende zu.
    »Aha«, sagte er dann leise.
    Michael starrte ihn verzweifelt an. »Aha? Ist das alles, was du dazu sagen kannst? Mensch, Stephen, er hat meine Gedanken lesen können! Er wusste, dass ich den BLICK auf ihn richten w ollte, und b e vor ich irgendwas gesagt hatte, hat er mir schon g e antwortet – dabei hatte ich es bloß gedacht! Oh Gott, wahrscheinlich liest er jetzt immer noch meine G e danken! Er weiß, was ich vorhabe … «
    »He – beruhige dich! Bloß keine Panik. Wir igeln uns eine Zeit lang hier ein und denken uns was aus.«
    »Als er gesagt hat: Tu’s doch, da hab ich seine Seele gar nicht mehr sehen wollen, aber ich konnte mich nicht bremsen. Ich hatte meine Augen nicht mehr in der Gewalt, es war so, als würden sie an den Rändern brennen, und das Brennen würde nur aufh ö ren, wenn ich zum BLICK wechselte.«
    »Fühlst du dich immer noch so?«
    »Nein. Irgendwie ist es jetzt wieder okay. Na ja, sie tun weh, aber kein Vergleich zu dem Brennen, als ich bei ihm war. Er hat dagestanden und gelächelt und meine Augen brannten wie Hölle.« Michael schauderte. »Du weißt ja, wie er immer lächelt.«
    »Kein Wunder, dass du Angst hattest. Wenn sich seine Seele in seinem Lächeln widerspiegelt, dann beneide ich keinen, der sich das ansehen muss.«
    Michael beugte sich eifrig nach vorn. »Du glaubst das also auch? Dass es die Seele ist?«
    »Was soll es denn sonst sein? Ich hab ein ziemlich schreckliches Gefühl, wenn ich jemanden so a n schaue, Mike. Ich hab es gerade bei Sarah auspr o biert. Als würde man Schichten abtragen, bis jemand ganz nackt ist. Man sieht zu viel.«
    »Ja, so geht es mir auch … manchmal«, sagte M i chael langsam. »Aber warum soll man den BLICK nicht einsetzen, wenn es möglich ist?«
    »Weiß nicht. Doch ich fühl mich nicht gut dabei. Und ich möchte wetten, Cleever BLICKT oft.«
    »Oh, Scheiße.« Plötzlich wurde Michael von einer schrecklichen Gewissheit überrollt. »Der kriegt mich, Stephen. Der

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