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Drachenglut

Titel: Drachenglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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wird mich nicht mehr in Ruhe lassen, nachdem ich das gesehen hab.«
    »Nur die Ruhe. Eine Seele, die aussieht wie ein Krokodil – das hört sich schlimm an, aber es heißt noch lange nicht, dass er wirklich böse ist.«
    »Doch, das war böse!« Michael war jetzt nicht nach Philosophieren zumute. »Heilige Scheiße, der wird mich kriegen, ich weiß es genau.«
    »So mutig ist der nicht. Und falls er hierher kommt, verjage ich ihn. Über mich weiß er doch noch nicht Bescheid, oder?«
    »Dem ist das egal … Oh Gott!« Michael sah sich entsetzt um. »Hast du die Fenster zugemacht? Auch die unten?«
    »Verdammt noch mal, Michael, der wird doch nicht hinter dir herklettern!« Stephen trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Außerdem hat S a rah alles zugemacht, bevor sie schlafen ging. Jetzt beruhige dich erst mal und denk nach. Was hat er gesagt, als du weggelaufen bist?«
    »Er sagte, ich würde das werden, was ich sehe. Oder gesehen habe? Ich weiß es nicht mehr, ich wol l te nur noch weg.«
    »Ja, klar. Aber was hat er mit dieser seltsamen Prophezeiung gemeint?« Stephen nahm die Gabel hoch und tippte damit gegen seinen Schädel. »Vie l leicht hat das, was mit uns passiert ist, auch andere Auswirkungen, die wir noch nicht kennen, die sich aber mit der Zeit verstärken. Vielleicht weiß Cleever darüber Bescheid und wir nicht. Du hast selber g e sagt, dass deine Augen immer stärker brennen. Ich spüre noch nichts, aber du hast den BLICK ja auch schon länger als ich.«
    »Das Brennen lässt nach, wenn ich zum BLICK umschalte, selbst wenn es nur eine Sekunde dauert.«
    »… als ob du dazu aufgefordert würdest, wieder den BLICK einzusetzen. Merkwürdig. Aber du hast das Zeug wahrscheinlich länger eingeatmet als ich, deshalb fällt es dir auch schwerer, das zu kontrolli e ren – Mike, was machst du da?«
    Michael war aufgestanden und suchte etwas in e i nem Stapel von schmutzigem Geschirr neben der Spüle. Als er sich umdrehte, hatte er ein Messer in der Hand.
    »Du hast diese Seele nicht gesehen!«, sagte er.
    »Ach, verdammte Kacke.« Stephen wollte es nicht zugeben, aber langsam wurde er von der Angst se i nes Bruders angesteckt. Er versuchte sich auf etwas Positives zu konzentrieren. »Ein echter Vorteil dabei ist – das hab ich herausgefunden, als du weg warst –, dass man im Dunkeln sehen kann. Ich hab in meinem Zimmer den BLICK ausprobiert. Das ist klasse, was?«
    »Das weiß ich doch längst.« Michael hatte sich wieder entmutigt auf seinen Stuhl fallen lassen. Plötzlich war er sehr müde.
    Stephen ließ sich nicht bremsen .«Es ist irgendwie wie Infrarotlicht oder so. Wir müssen es noch ausprob … «
    Von draußen kam ein leises Geräusch, wie kni r schender Kies.
    Stephen richtete sich auf.
    Michael erstarrte.
    Sie saßen reglos da und alle Nerven waren auf weitere Geräusche ausgerichtet.
    Sekunden vergingen.
    Michael sah Stephen an.
    Stephen zuckte mit den Schultern. »Jetzt hör ich nichts mehr. Das war bestimmt – oh!«
    Es klingelte an der Tür, das tiefe Klingeln hallte durch den Flur.
    Stephen schwang die Füße vom Tisch. »Ich geh mal lieber hin. Noch ein Bimmeln und Sarah wird wach. Du bleibst hier.«
    Michael sagte: »Wenn er hier reinkommt, stech ich ihn nieder, das schwör ich.«
    »Nur keine Panik. Warte hier.« Stephen tappte aus der Küche und zog die Tür hinter sich fest ins Schloss.
    Seine Schritte verklangen im Flur.
    Michael fühlte sich allein gelassen, seine Augen juckten wieder stark, ihm war heiß und er schwitzte. Er betastete das Messer in seiner Hand. Tief eina t men. Ruhig bleiben. Die Hintertür war abgeschlo s sen. Die Gardinen waren zugezogen.
    Er hörte ein fernes Scheppern, als Stephen die S i cherheitskette löste.
    Stille.
    Michael stellte sich vor, wie die Haustür au f schwang. Stille.
    Dann Stephens Stimme mit leisem Erstaunen: »Guten Abend, Mr Cleever. Was für ein unerwarteter Besuch.«
    Michaels Magen machte einen Salto, die Brust wurde ihm eng und er bekam keine Luft mehr. Ung e schickt stand er auf und umklammerte sein Messer. Dann flammte ein so starker Schmerz in seinen A u gen auf, dass er nach Luft schnappte. Sofort verä n derte er seinen Blick, und der Schmerz ließ nach. Das Zimmer um ihn herum wackelte, stabilisierte sich wieder und wurde in ein stumpfes, rotes Licht getaucht. Das Messer in seiner Hand glänzte herau s fordernd, eine neue silbrige Aura umgab es. Metal l töpfe und Bestecke schimmerten in der Düsternis. Michael lehnte

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