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Drachenglut

Titel: Drachenglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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sie sich auch umsehen.
    Dieser Raum war offensichtlich die Waschküche. Ein großer Eisenkessel hing an einem Haken von der Decke, und eine Bürste lag auf einem Bord unter e i nem Wasserhahn. Steinstufen führten zu einem nie d rigen Türbogen hoch, hinter dem Sarah dunkle Hol z dielen ausmachen konnte.
    Dort erstreckte sich eine lange Diele, deren Ende sich in der Düsternis des Hauses verlief. Aus irgen d einem Grund fühlte sich Sarah nicht mehr wohl in ihrer Haut. Hier gab es zu wenige Fenster und zu vi e le spaltbreit geöffnete schwarze Türen. Sie sollte wirklich besser auf Mr Cleever warten, bis sie mit der Besichtigung weitermachte.
    Eine vom Alter gedunkelte Tür stand weit offen. Sarah schaute hindurch und bemerkte zum ersten Mal, dass ihre Hände feucht geworden waren und ihr zwischen Top und Rücken der Schweiß herunterlief.
    Das Haus erschien wie ein Sammelbecken von Hitze, obwohl die dicken alten Wände es eigentlich hätten kühl halten sollen.
    Der Raum war leer. Ein alter Teppich lag in der Mitte, darauf standen ein paar Stühle und ein mo t tenzerfressenes Sofa. Die Fenster waren mit dichten Vorhängen zugezogen, und das tauchte den Raum in das Zwielicht eines Krankenzimmers. Sarah kehrte wieder in die Diele zurück, an deren anderem Ende eine mächtige Tür war, bestimmt die Haustür, die hinaus auf den Vorplatz führte. Zu ihrer Rechten e r hob sich eine Treppe.
    Plötzlich wollte Sarah wieder draußen sein, in der pollenschweren Luft. Hier drinnen war die Luft zu stickig und zu lähmend. Sie wollte die Besichtigung beenden und ein anderes Mal wiederkommen, am besten in Begeleitung. Aber vielleicht sollte sie vo r her noch rasch einen Blick in den ersten Stock we r fen, um sich von der Solidität der Bausubstanz zu überzeugen. Dann würde sie nach Hause fahren.
    Die Treppe war so steil wie eine Leiter und von beiden Seiten von verputzten Wänden eingerahmt. Ein schmales Fenster hoch droben ließ ein wenig Licht herein. Nach sechs Stufen drehte sie sich um neunzig Grad, wieder sechs Stufen, wieder eine Dr e hung: e ine sehr alte Treppe. Bestimmt war das Haus vi e le hundert Jahre alt.
    Mit jedem Schritt wurde die Luft heißer, als würde man im Gewächshaus eines botanischen Gartens in die Höhe klettern.
    Sie blieb stehen. War da nicht ein Geräusch gew e sen?
    Ein leises Kratzen aus einem der oberen Zimmer, das urplötzlich wieder aufhörte?
    Stille umgab sie.
    Eine Stimme in ihrem Kopf schrie, sie solle sich umdrehen und weglaufen, in die Felder und das So n nenlicht fliehen, aber eine andere dickköpfige Sti m me sagte: Das waren nur Ratten. Hätte ich mir ja denken können.
    Sehr, sehr leise stieg Sarah die Treppe weiter hoch, die Füße immer auf der Kante der Holzstufen.
    Wieder eine Stufe. Das Brett knarrte, das G e räusch traf sie wie ein Messer in den Rücken. Sarah erstarrte, ein Gewicht schien sich auf ihr Rückgrat zu senken. Sei nicht blöd. Du bist doch erwachsen. Noch fünf Stufen, und sie hatte das Ende der Treppe erreicht.
    Der Flur. Durch die nächste Tür erhaschte sie e i nen Blick in ein Bad, weiße Wände und eine vikt o rianische Badewanne auf vier Füßen. Und ein Spi e gel: mit einem Vorhang bis auf einen kleinen Spalt zug e hängt, wo sich die glitzernde Fläche zeigte.
    Warum ein Vorhang über einem Spiegel? überle g te sie. Das Haus ist seltsam.
    Noch ein rascher Blick und dann nichts wie weg. Sie ging den Flur entlang zu einer braun lackierten, weit offen stehenden Tür. Der Raum dahinter war in Sonnenlicht getaucht und an der Wand hingen weiße Papierbögen. Dann trat sie ein, überblickte den ga n zen Raum, und ihr Herz hämmerte auf einmal so hart gegen ihren Brustkasten, als wolle es ausbrechen.
    Ein mächtiger Stein lag auf einem mit weißem Tuch bedeckten Tisch, umringt von einem Durchei n ander aus Stiften und Papier. Der Stein war rechte c kig, von glatter Oberfläche, außer an einer Seite, wo er rau und gezackt war. Sie wusste sofort, was das war – und dass sie ihn niemals allein hochheben konnte, denn er war über einen Meter lang und fast zwanzig Zentimeter dick. Ein großes, speckig auss e hendes Blatt Pergamentpapier lag auf der flachen Oberseite des Steins. Jemand hatte sorgfältig die Umrisse des eingemeißelten Ornaments abzeichnen wollen.
    Sarah wäre eigentlich jetzt am liebsten abgehauen. Doch dann ging sie näher heran, sie besaß genug Beweise für die Polizei, das stimmte, aber für sie selbst reichten sie noch nicht.
    Was war hier

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