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Drachenglut

Titel: Drachenglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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benehmen. Oh, der konnte noch so viel heru m stolzieren und Drohungen ausstoßen und ihn mit se i ner körperlichen Überlegenheit einschüchtern – aber wenn Michael den BLICK auf ihn richtete, würde er kuschen und kriechen. Und bald würde Stephen seine Stärke sowieso nicht mehr helfen können.
    Michael würde duschen und dann … mal sehen.
    Er stand auf und ging zur Tür. Doch er hatte noch keine zwei Schritte gemacht, als ihm eine winzige Veränderung in der vertrauten Umgebung auffiel. Der Schlüssel steckte nicht mehr im Schloss. Ein plötzlicher Verdacht beschleunigte seinen Schritt. Er drückte die Klinke mehrmals nieder.
    Abgeschlossen.
    Man brauchte nicht zu raten, von wem.
    Zuerst konnte Michael es nicht glauben. Stephen hatte ihn in seinem eigenen Zimmer eingeschlossen! Der Schock über diese Entdeckung verwirrte ihn.
    Bin ich der Hüter meines Bruders?, dachte er. Und ist er meiner?
    In einer Zornaufwallung trat er gegen die Tür, stieß sich die Zehen und das führte zu einem neuen Wutausbruch. Dabei wechselte er zum BLICK, das Zimmer wurde in Rot getaucht. Hitze strömte aus seinen Augen, er fauchte wie ein Tier.
    Da hörte er weit entfernt im Flur das Telefon kli n geln.
    Starr vor Wut stand er da. Er wusste, der Anruf war für ihn, er musste ihn annehmen. Der Pulsschlag in seiner Stirnader verriet ihm das. Aber er war ei n geschlossen.
    Das Telefon klingelte wieder.
    Vor lauter Frust fiel Michael auf die Knie und reckte die geballten Fäuste gegen die Tür, die seinen Weg verbarrikadierte.
    Stephen, ich bring dich um, wenn ich dich erw i sche … !
    Das Telefon klingelte wieder.
    Irgendwo in Michaels Hirn konzentrierte sich die Wut zu einem so heißen und harten Block, als steckte eine glühende Kohle in seinem Schädel. Er hatte die Augen geschlossen, doch hinter den L i dern waberte ein roter Vorhang. Alle Glieder en t spannten sich. Seine Hände sanken auf den Te p pich, der Rücken erschlaffte. Alle Wut und A n spannung strömten in seinem Kopf a n eine verbo r gene Stelle, wo sie sich mit wac h sender Intensität konzentrierten, bis der Schmerz und der Druck u n erträglich wurden, und ihm war, als würde sein Kopf gespalten.
    Dann öffnete er die Augen.
    Und die Tür begann zu brennen!
    Michael sah die Flammen auf der Türmitte nicht. Zunächst war er blind, rote Linien schossen über die Oberfläche seiner Augäpfel, kreuzten und trennten sich wieder. Sein Mund stand leicht offen, aber es kam kein Ton heraus. Das einzige Geräusch im Zimmer war das Knistern von Holz und das Abpla t zen des Lacks, als er auf beiden Seiten des Holzes schrumpelte und Blasen schlug. Und immer noch klingelte dahinter das Telefon.
    Die Hitze auf der Tür war so intensiv, dass nach drei Minuten ein Teil der Tür herausfiel, doch die Flammen leckten immer noch nach allen Seiten, der Feuerring breitete sich aus. Durch das immer größer werdende Loch füllte sich der Flur mit Rauch.
    Plötzlich musste Michael husten, seine Lungen hatten sich zum ersten Mal, seit er zu Boden gesu n ken war, mit Luft gefüllt. Seine Brust hob sich und er ächzte mit gefletschten Lippen wie ein wildes Tier. Schließlich wurden seine Augen feucht und ihr Blick klärte sich. Das Rot war verschwunden.
    Völlig benommen sah Michael das brennende Loch in seiner Tür. Dahinter, irgendwo weit weg, hinten in dem Flur voller Rauch und Asche, klingelte immer noch das Telefon nach ihm.
    Er stand auf, die Beine waren so wacklig, als w ä ren sie aus Gelee, doch neue Kraft durchströmte ihn, während eine schreckliche Sicherheit in ihm wuchs. Das Feuer erstarb, es hatte den Rand der Tür erreicht, nur die schwelenden Ecken waren geblieben, ve r bunden durch schmale, geschwärzte Holzstreifen. Weiter unten ragte das rechteckige, durch die Hitze verbogene Metallschloss aus dem Rahmen.
    Michael trat an den Kreis aus verkohltem Holz heran und berührte eine Kante leicht mit dem Finger. Sie war warm und rau. Dann stieg er durch das Loch, und als er den Kopf senkte, um nicht anzustoßen, rieselten kleine Ascheflocken auf sein Haar. Er ging durch den Flur und hinterließ auf dem Teppich eine Spur aus grauen Fußstapfen. Im Gehen lachte er leise in sich hinein.
    Am Fuß der Treppe in einer Nische neben dem Schirmständer und der Garderobe klingelte das Tel e fon.
    Michael nahm den Hörer ab.
    »Gut, dass du es geschafft hast, Michael«, sagte Mr Cleever.

 
     
    27
     
    Das Hardraker-Gehöft lag knapp zwei Meilen von Fordrace entfernt, es schmiegte sich

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