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Drachenglut

Titel: Drachenglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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weit vom Wi r rim entfernen. Und schlimmer noch … « Er brach ab und wollte den Satz a nscheinend nicht beenden. Stattdessen fuhr er in fröhlicherem Ton fort: »Aber wenn du die vierte G a be bekommst, erhältst du die meiste Macht. Ich habe sie und nutze sie so oft, wie es geht. Das ist die Macht, in die Köpfe der Me n schen einzudringen und ihnen ihre Geheimnisse zu entlocken. Das kann man auf verschiedene Weise tun, mit mehr oder weniger Feingefühl, aber stell dir nur mal die Macht vor, die du dann besitzt!«
    Michael schwieg. Er versuchte sich das vorzuste l len.
    »Du musst sie allerdings vorsichtig gebrauchen«, fuhr Mr Cleever fort. »Wenn du es zu stark tust, dann entwickeln die Menschen eine Antipathie gegen dich, ohne genau zu wissen, warum. Doch wenn man sie im richtigen Augenblick einsetzt, kann man alles erfahren, was man will, und mit diesem Wissen kann man viel erreichen.«
    »Aber Mr Cleever, wenn Sie die Gedanken der Menschen erraten können, dann müssten Sie eigen t lich mittlerweile Premierminister oder so was Ähnl i ches sein. Nicht bloß Gemeinderat in so einem Ku h kaff.«
    Die Heftigkeit von Mr Cleevers Reaktion übe r raschte ihn. Das Auto blieb mit einem Ruck stehen.
    Mr Cleever schlug mit beiden Handflächen aufs Lenkrad, und in Michaels Augen flammte der Schmerz wieder auf.
    »Du weißt gar nichts«, fauchte Mr Cleever und setzte ihn der vollen Wucht seiner Wut aus. »Nichts, nur das, was ich dir sage. Wie kannst du an meinen Fähigkeiten zweifeln, du, der du erst heute die zweite Gabe entdeckt hast und der von mir höchstpersönlich über die Gaben belehrt wurde? Das habe ich noch nie zuvor bei jemandem getan! Keinem der anderen wurde diese Ehre zuteil. Und auch bei dir hätte ich das nicht getan, wenn ich nicht der Ansicht wäre, dass deine Energie für uns lebenswichtig ist! Wenn du auf mich hörst, Junge, dann wirst du in den Besitz gren z enloser Macht gelangen. Aber wenn du mich b e trügst, dann kannst du die Grenzen deiner Gabe ganz allein entdecken. Und die werden dir nicht g e fallen, glaub es mir.«
    Er drehte sich abrupt nach vorn und ließ den M o tor wieder an. Sie holperten weiter über die Felder.
    »Ich möchte mich entschuldigen«, sagte Michael, obwohl es noch in ihm kochte.
    Mr Cleever ging nicht darauf ein. »Und belüge mich nicht«, sagte er. »Du hast nach der vierten G a be gefragt. Sie funktioniert am besten bei den Mäc h tigen von uns. Du hättest die Verbindung bereits e r kennen müssen. Die Gegenwart von einem von uns hat Auswirkungen auf die anderen.«
    »Das hab ich gestern Abend gespürt. Und bei St e phen.«
    »Ach ja, dein Bruder. Über den reden wir noch. Aber das hat Zeit.«
    Sie waren am Ende des Feldes angelangt. Mr Cleever fuhr links durch ein Tor, das von dunklen Bäumen eingefasst war, und gleich dahinter stieg der Hang steil an. Das Auto kam auf dem holprigen Pfad nur sehr langsam vorwärts. Plötzlich erblickte M i chael über dem Rand des Hangs ein Gewirr aus ba u fälligen Dächern.
    »Das ist der Hardraker-Hof!«, sagte er.
    »Ganz recht.« Mr Cleever kämpfte mit dem Schalthebel, um das Auto die letzte und steilste Str e cke hochzubringen. Schließlich erreichten sie den Rand der Böschung und eierten langsam über den Acker auf die Gebäude zu.
    »Das ist unser derzeitiges Hauptquartier«, sagte Mr Cleever, als sie auf den großen Vorplatz einb o gen. »Sozusagen das Basislager für das bedeutendste Ereignis, das während der letzten sechzehnhundert Jahre in dieser Gegend stattfand.«
    Er hielt vor dem Gutshaus an und drehte den Zündschlüssel um.
    »Und du, mein Junge, bist der wichtigste Teil von dem Ganzen.«

 
     
    29
     
    Mr Cleever führte Michael zur Haustür des Gutsha u ses und klingelte. Michael stand neben ihm, ihm war trotz der scheinbaren Ruhe nicht ganz wohl. Die vi e len zerfallenen Gebäude vermittelten ihm das G e fühl von Einsamkeit.
    »Wer wohnt hier?«, fragte er.
    Mr Cleever sah ungerührt auf die Tür. »Mr Ha r draker.«
    »Ich dachte, der ist tot.«
    »Das war er vielleicht auch bis heute.«
    Von innen hörte man das Geräusch von zurückg e schobenen Riegeln.
    »Ich bin’s, Paul«, sagte Mr Cleever laut.
    Gleich darauf schwang die weiß getünchte Tür auf, und sie konnten eintreten. Zuerst ging Mr Cle e ver hinein und dann Michael.
    »Paul, das hier ist Michael McIntyre . Michael, das ist Paul Comfrey.«
    Ein schmächtiger, blasser Mann mit blondem W u schelkopf machte die große Tür wieder zu und

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